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Eine weitere Woche der Unklarheit verging.

Ich hatte immernoch nicht herausgefunden wo sich der Bastard aufhielt, der an allem Schuld war.

Doch das schlimmste war, dass ich keine Zeit dafür fand meine Frau zu besuchen.

Genauso wenig fand ich Zeit dafür, herauszufinden wo sich ihre Oma und ihre kleine Schwester aufhielten.

Ich wollte mich bei ihnen entschuldigen, für all das Leid das ich ihnen angetan hatte.

Aurelia hat ihre große Schwester verloren. Ihre Oma hat ihre wunderbare Enkelin verloren.

Wegen mir.

Ich arbeitete Tag und Nacht daran, mit meinen Männern den Standort von dem Typen zu kriegen.

Doch jede Spur führte ins nichts.

Nach großer Hoffnung folgt sofort eine tiefe Enttäuschung und das seid einer Woche jeden verdammten Tag.

Eins musste ich ihm lassen, er war nicht schlecht darin unterzutauchen.

Gerade als ich nach meinem Autoschlüssel greifen will, wird die Türe zu meinem Büro aufgerissen.

„Boss, wir haben eine Spur !" verkündet einer meiner Männer stolz.

Das höre ich wirklich oft in letzter Zeit und trotzdem macht sich mal wieder ein Funken Hoffnung in mir breit.

„Zeig her"

Er trat näher und legte einen kleinen Stick vor meine Nase.

Verwundert greife ich nach ihm und schließe ihn sofort an meinen pc an.

Eine 10 Sekunden lange Video Datei erscheint.

Als ich darauf klicke sieht man wie eine Person, ein Boot filmt das in der Nähe der Klippe steht.

Ich erkenne es wieder.

Die Klippe von der Sie gesprungen ist.

Eine große, nicht zu erkennende, Person springt vom Boot ins Wasser.

Kurz darauf wird das Video unterbrochen.

Hatte er sie aus dem Wasser geholt ?

Ihren Körper hatte ich in dieser Nacht nie gefunden.

„Woher ist das Video ?" richte ich mich nun an meinen Mann der stumm vor meinem Tisch steht.

„Es wurde uns anonym zugestellt Boss"

Anonym zugestellt ? Was soll der Mist ?

„Danke, du kannst gehen" bedanke ich mich dennoch.

Nickend verlässt er mein Büro und lässt mich mit dampfenden Kopf alleine.

Wurde das Video extra aufgenommen ?

Nach weiteren etlichen malen anschauen bemerkte ich eine kleine weiße Schrift am Rand des Bootes.

Nachdem ich ran zoomte erkannte ich auch die Marke des Bootes- eine SPX RIB 38.

Ein ziemlich teures Boot, dass es nur selten zu sehen gibt.

Und somit auch das erste dieser Marke, dass ich an unserem Hafen sehe.

Was hatte das alles bloß mit dem Tod meiner Frau zu tun ?

Direkt als ich an sie denke prägen mich ihre tränenüberströmten Wangen.

Ihr blasses Gesicht und das starke zittern ihres Körpers.

Ich hatte ihr ihr Herz rausgerissen und darauf rumgetrampelt als sei es das nutzloseste dieser Welt.

Doch das war es nicht verdammt und das würde es auch niemals sein.

Sie hatte das größte und reinste Herz was ein Mensch besitzen konnte.

Und dieses Herz hatte mal mir gehört.

Es hat ganz allein für mich geschlagen, genauso wie meins nur für sie schlägt und für immer schlagen wird.

Sie stellte die Menschen um sich herum immer vor sich.

Ihr Wohlbehalten stand immer hinter dem der anderen.

Das machte diese Frau so besonders.

Keine andere Frau dieser Welt würde jemals den selben Wert in meinen Augen haben wie sie.

Und nur wegen meiner Vergangenheit und meinen Fehler musste sie mit ihrem Leben bezahlen.

Ich war zu feige um ihr die Wahrheit zu sagen, ich hatte eine schreckliche Angst um sie.

Im Endeffekt hatte meine Angst und mein Egoismus sie umgebracht.

Das würde ich mir niemals verzeihen.

Somit ließ ich alles stehen und liegen, schnappte mir den Stick und fuhr zum Friedhof.

Auf den Weg zum Friedhof holte ich natürlich noch ihre Lieblingsblumen und ging mit langsamen Schritten in den leeren Friedhof hinein.

Es war bereits dunkel geworden und immer wieder fielen kleine Regentropfen vom Himmel.

Doch das hinderte mich nicht daran breit zu lächeln als ich ihr wunderschönes Gesicht am Grab sah.

Die Blumen platzierte ich wieder auf ihrem Grab und hauchte einen Kuss auf das kleine Bild am Rand ihres Grabsteines.

Es ist mir wichtig gewesen das ihr wunderschönes Lächeln nicht einfach so vergraben wird.

„Hallo Mi Flor" meine Blume.

Mit meinem Fuß wischte ich den Dreck auf den Pflastersteinen weg und setze mich gleich darauf hin.

Keine einzige Sekunde verliesen meine Augen das kleine Bild.

Obwohl es nur ein Bild war, erwärmte es sofort mein Herz und ließ mich all meinen Schmerz vergessen.

Es ließ mich vergessen wie stark es plötzlich anfing zu regnen und wie hilflos ich nach dem Schuldigen suchte, wegen dem ich ihr Gesicht niemals wieder in echt sehen würde.

Niemals wieder würde sie ihre kleinen Hände um mein Gesicht legen und zarte Küsse auf meinem gesamten Gesicht verteilen.

Niemals wieder würde sie mich lieben können, denn ich hatte unsere Liebe zerstört- indem ich sie umgebracht habe.

Mir war nicht bewusst wie sehr sie mich brauchte.

Und verdammt, ich brauchte sie noch viel mehr.

Ich merkte gar nicht wie durchnässt ich bereits war und wie stark ich zitterte.

Ich merkte noch nicht einmal das es nicht der Regen war der an meinem Gesicht runter lief- es waren meine Tränen.

Ich weinte.

Ich merkte auch nicht wie es immer dunkler wurde und die Laternen die einzigen waren, die mir Licht schenkten damit ich ihr Gesicht weiter bewundern konnte.

Ich konnte nicht aufhören um sie zu weinen.

Langsam richtete ich mich auf und spürte sofort die Schmerzen in meinem Rücken.

„Ich hoffe das du mir eines Tages verzeihen kannst mi Flor" hauchte ich gegen ihr Bild.

Ein letztes Mal sehe ich auf ihr Grab ehe ich mich umdrehe und den Friedhof nach Stunden wieder verlasse.

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Ich hoffe das Kapitel gefällt euch :)

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