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Bereits vor Arbeitsbeginn saß ich in meinem Büro und bearbeitete neue Aufträge.

Immer wieder tippen meine Finger über die Tastatur und das all zubekannte Geräusch erklang.

Mittlerweile wurden die Nächte länger und die Sonne ging erst sehr spät runter und etwas früher auf.

Meine Tochter hatte ich bei meiner Großmutter gelassen, da es für den Kindergarten noch viel zu früh war.

Sobald die kleine aufwachen würde, bringt meine Oma sie zum Kindergarten.

Sie war bereits drei Jahre alt und hat in zwei Monaten Geburtstag.

Im Juni ums genau zu sagen, sie war mein kleines Sommer Baby.

Ich war dankbar für jede Sekunde in der ich sie halten durfte.

Ich war dankbar das Aurelia sie wie eine kleine Schwester ansah und von der ersten Sekunde an genauso liebte.

Die Schwangerschaft mit ihr war keineswegs leicht und auch ihre Geburt bereitete mir unheimlich starke Schmerzen.

Aber ich bereute nichts davon.

Pünktliche um 8 Uhr wurde meine Bürotür aufgerissen und das Gesicht von Elena erscheint.

Kopfschüttelnd lächele ich über sie und begrüße sie mit einer Umarmung.

„Wo ist das kleine Mäuschen ?" war das erste was sie mich fragte und brachte mich zum grinsen.

„Bei meiner Oma natürlich"

Elena nickt traurig- damals war sie ständig mit mir im Büro weil sie noch zu klein war um bei meiner Oma zu bleiben.

Elena nahm sie dann immer wenn sie weinte und spielte die perfekte Tante für meine Tochter.

„Heute hast du viele Kundengespräche" informiert Elena mich und lässt mich seufzen.

Ich war heute so müde.

„Was ist mit dem Großkunden von gestern, hat er sich nochmal gemeldet ?" hacke ich nach.

Elena zuckt mir ihren Schultern und greift nach ihrem Handy aus ihrer Handtasche.

Als sie anfängt breit zu lächeln ziehe ich meine brauen zusammen.

„Er hat mir grade eine E-Mail geschrieben, er möchte das Angebot annehmen und bittet um eine Auftragsbestätigung" verkündet sie stolz und hält mir ihr Handy vor die Nase.

Auch ich lächle nun und drücke Elena fest.

Sie war mir so eine große Hilfe und dieser Kunde war verdammt wichtig für meine Firma.

Er brachte mir eine Menge Gewinn und große Weitreiche.

„Dann schreib ihm mal eine Auftragsbestätigung Elena" zwinkerte ich ihr zu und schubste sie leicht Richtung Türe.

Wie ein Kleinkind hüpft sie glücklich aus meinem Büro und lässt mich lachen.

Manchmal hatte Elena echt einen Schaden.

Ich nehme wieder an meinem Schreibtisch Platz und tippe weiter Aufträge ein.

Die Zeit verging wie im Flug obwohl ich so müde war.

Nach etlichen Kundengesprächen hatte ich es für heute endlich geschafft.

Ich griff nach meinen wichtigsten Sachen und verlies mein Büro.

An Elenas Büro machte ich noch kurz halt und klopfte an.

Als ihr leises herein ertönt öffne ich die Türe einen kleinen Spalt breit.

„Ich haue ab Elena, mach du auch nicht mehr lange"

Sie nickt und wünscht mir noch einen schönen Abend ehe ich die Türe schließe und meine Firma verlasse.

Draußen ist es bereits stockdunkel und Regen fällt vom Himmel während ich schleunigst zu meinem Auto gehe.

An meinem Auto angekommen steige ich schnell ein und flitze zu meiner Großmutter nach Hause.

~

„Hallo mein Engel" flüstere ich meiner Tochter zu, die bereits schläft.

Meine Oma hatte sie schlafen gelegt und mir Angeboten auch diese Nacht bei ihr zu bleiben.

Natürlich konnte ich nicht nein sagen und saß nun in den Bett, indem meine Tochter tief und fest schläft.

Einzig und allein ihr kleines Gesicht ist das einzige das unter der Decke hervorragt.

Der Rest ihres Körpers war in der Decke eingewickelt was mich zum Lächeln brachte.

Doch mein lächeln verblasst als ich an ihre schreckliche Geburt denke.

Noch immer prägt mich das schlechte Gewissen, dass ich meine Tochter fast umgebracht hätte.

„Sie müssen ihre Tochter nun zur Welt bringen Frau Alvarez, ihr Zustand ist kritisch"

Zähne knirschend warte ich erneut auf eine Wehe die wenig später eintrifft.

Tief durchatmend ignoriere ich das Gefühl des Schwindels während ich weiter Presse.

Elena hält beruhigend meinen Arm fest während meine Hebamme meine Beine hält.

Auch nach weiteren tausenden Wehen habe ich das Gefühl das ich sie nicht gebären kann.

Ich bin zu schwach, ich werde mein eigenes Kind töten.

„Nochmal Pressen Frau Alvarez, das Köpfchen ist zu sehen" ertönt erneut die Stimme der Ärztin die mich seid Stunden quält.

„Ich kann nicht Elena" weine ich frustriert und drücke die Hand meiner besten Freundin noch fester als eine weitere Wehe kommt.

„Du schaffst das, ich bin hier" muntert sie mich auf und streicht sanft über meinen Kopf.

Einzelne Tränen fließen über meine Wangen.

„Weiter Pressen, sie schaffen das" ruft die Ärztin.

Plötzlich spüre ich eine Leere in mir- ist sie endlich geboren ?

Der Kreißsaal ist still als die Ärztin mit meiner Tochter im Arm raus rennt.

Sie lässt mich mit tiefen Schmerzen im Herzen allein- hab ich mein baby getötet ?

Meine Sicht verschwimmt und der Schwindel wird stärker.

„Mein Baby, Elena, was ist mit meinem baby ?" kreische ich hysterisch und kämpfe gegen den Schwindel.

„Ich weiß es nicht, es wird alles gut ich verspreche es dir" ertönt die Stimme meiner besten Freundin besorgt, nur viel zu weit weg.

Wieso klang sie so weit weg ?

Und als ich denke der Schwindel gibt nach umgibt mich eine plötzliche Dunkelheit und alles um mich herum verstummt.

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Ein Kapitel aus der Sicht einer Fremden Person ?🤔
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