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„Was ist deine Lieblingssorte Enz?" fragt meine Tochter lachend und baumelt mit ihren Füßen auf dem Stuhl herum.

Sie war viel zu klein um an den Boden dran zukommen.

Enzo lacht als er den Spitznamen hört, den meine Tochter ihm gab und schaut kurz zu mir.

„Definitiv Schokolade" lacht er als er sieht wie groß die Augen meiner Tochter werden.

„Wirklich?" hackt sie ungläubig nach und grinst als Enzo wild mit dem Kopf nickt.

Jeder der Aaliyah kannte, wusste das Schokolade ihre absolute Lieblingssorte war.

Enzo und ich hatten uns darauf geeinigt das Aaliyah erst mal nicht erfahren würde das Enzo ihr Vater war.

Das würde sie vermutlich sowieso nicht wirklich verstehen und es würde sie verletzten.

Sie würde vermutlich denken das Enzo aus freier Entscheidung nichts mit ihr zu tun haben wollte und das wollte ich vermeiden.

Mir war bewusst, dass wir es ihr irgendwann sagen mussten aber jetzt musste ich erst mal mit der Situation klar kommen.

Es kam mir immernoch viel zu absurd vor das ich in Santorini, in einem kleinen Eiscafé mit meiner Tochter und meinem Ex Eis esse.

Aaliyah war über glücklich als ich ihr sagte das wir noch etwas bleiben würden.

Enzo hatte mich gefragt ob ich nicht Lust hätte noch ein paar Tage mehr in Santorini zu verbringen und dann erst zurück zu fliegen.

Wir beide wussten genau das zu Hause alles wieder komplizierter werden würde.

Ich in Madrid, in meiner Firma und er in Italien bei der Mafia.

Aber er wusste genau das ich meine Firma und meine Familie in Madrid nicht zurück lassen würde.

Ich wollte aufkeinenfall zurück nach Italien, genauso wenig wie er nach Madrid konnte.

Er hatte genauso viele Pflichten als Chef sowie ich auch. Das würde uns noch sehr große Probleme machen.

So wirklich gesprochen hatten wir darüber allerdings nicht.

Ich wusste genau das es Aaliyah verletzten würde, wenn sie Enzo nie wieder sieht.

Sie mochte ihn wirklich gerne.

Dennoch konnte ich mir nicht vorstellen wir wir als Familie gemeinsam leben würden.

Meine Tochter wird niemals etwas mit seiner Mafia zu tun haben, dafür werde ich sorgen selbst wenn es mich mein Leben kostet.

Aaliyah wird niemals so leiden, wie ich damals leiden musste.

Sie wird eine glückliche Frau mit einer tollen Familie und ohne sorgen.

„Sollen wir langsam zurück ? Wir müssen noch unsere Koffer zusammen packen" ergreife ich das Wort als ich sehe wie Enzo und Aaliyah die Reste ihres Eis aus dem Becher kratzen.

Ein Mafiaboss der mit seiner Tochter Schokoladen Eis isst, war schon ein witziger Anblick.

Enzo nickt greift nach den Bechern und entsorgt diese im Mülleimer als er wieder auf uns zu kommt und Aaliyah hochhebt.

Sie strahlt über beide Ohren während Enzo langsame zurück zu seinem Apartment geht.

Ich folge den beiden bloß stumm und genieße den Anblick, über den ich lange geträumt hatte.

Ich habe mir immer vorgestellt wie es sein würde, wenn Aaliyah mit zwei Eltern teilen aufwachsen würde.

„Mami kommst du endlich?" durchbricht meine Tochter meine Gedanken, lässt mich inne halten.

Hatte ich wirklich nicht gemerkt das ich stehen geblieben war..?

Als ich in die besorgten Augen von Enzo blicke schüttle ich bloß meinen Kopf und folge den beiden wieder stumm.

Als ich auf Höhe von Enzo ankomme richtet sich sein Blick wieder zu mir.

Aus dem Augenwinkel erkenne ich genau wie er stark schluckt als sein Blick plötzlich etwas nach unten schweift.

Mein Herz rast während ich mit leicht zittrigen Beinen neben Enzo und Aaliyah her gehe.

Als sein Apartment endlich in Sichtweite ist atme ich erleichtert durch und folge Enzo durchs Tor, welches zum Hof des Anwesens führt.

Kaum waren wir drinne rannte Aaliyah bereits auf das Gästezimmer zu, dass Enzo für sie einrichten lassen hat.

Es wurde extra gestrichen und mit vielen Blumen Sachen dekoriert.

Unsere Tochter war unsere kleine Blume und sie bekam ein perfektes Zimmer dazu.

Bei Elena hatte ich mich noch nicht gemeldet. Sie schrieb mir und rufte mich abermals an.

Dennoch nahm ich keinen Ihrer Anrufe an und reagierte auf keine Ihrer Nachrichten.

Ich brauchte Zeit um mich zu sammeln. Es fühlte sich immernoch alles vollkommen surreal an.

Aaliyah, ich und ihr Papa Enzo. Eine ungewohnte Situation für mich und meine Tochter aber für Aaliyah war Enzo bereits nicht mehr weg zudenken.

Auch wenn sie es noch nicht ausgesprochen hatte, merkte ich das Aaliyah ihn wirklich mochte und ihm vertraute.

Völlig in Gedanken versunken merkte ich gar nicht wie ich und Enzo auf dem Sofa platz nahmen.

"Woran denkst du?" ertönt Enzos interessierte Stimme.

"An Uns-" begann ich zu sprechen. "-wenn es überhaupt ein uns gibt.." ergänzte ich flüsternd.

Ein Griff um meine Taille lies mich erschrocken aufatmen.

Enzos Augen strahlten mich mit so viel Liebe an, dass ich gar nicht wusste ob ich ihm Böse sein konnte.

"Natürlich gibt es ein uns Reyna. Du, ich und unsere wundervolle Tochter Aaliyah"

Ich nicke zustimmend. Er hatte Recht.

"Aber wird es jemals wieder ein Uns uns geben?" hacke ich zittrig nach und wende meinen Blick von Enzo ab.

Ich hatte Angst. Angst vor der Realität und der Wahrheit.

Enzos Augen blitzen belustigt auf und seine Mundwinkel zucken.

Wieso fand er das jetzt lustig?

"Eins Uns uns?" fragt er belustigt nach. "Ich werde mein bestes geben um dir und Aaliyah aber auch mir zu beweisen das ich mich ändern werde. Ich liebe euch und ich brauche euch. Ich will euch nie wieder verlieren" fügt er dazu und guckt mich aufrichtig an während er meine Hände hält.

Ich nicke, unfähig etwas zu sagen.

"Darf ich dich umarmen?" Ich nicke, wieso wusste ich selbst nicht so genau.

Seine starken Arme greifen um mich und ziehen mich um einiges näher heran.

Seinen Kopf stützt er auf meinem ab während ich meinen Kopf in seiner Halsgrube verstecke.

Sein Eigengeruch steigt in meine Nase und weckt sofort alte Erinnerungen hervor, die mich dazu bringen einzelne Tränen zu verlieren.

Enzo scheint zu spüren das mein Körper zittert und bebt und zieht mich noch näher an ihn heran.

Falls das überhaupt noch geht..

Her ForeverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt