~ Kapitel 51 ~ Scheideweg

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Die Stille, die auf Lucius Malfoys Verschwinden folgte war ohrenbetäubend jedoch nicht von langer Dauer. Harry raufte sich frustriert die Haare und brüllte außer sich: "Dieser Mistkerl!"
Seine Stimme hallte in dem großen von bewusstlosen Todessern umgebenen Saal wieder und jagte allen Anwesenden eine Gänsehaut ein. Er schrie als ob er selbst Schmerzen hätte als er auf die Leiche der jungen Amy Sprouse hinabblickte. Der Tod dieses unschuldigen Mädchens trat in ihm eine ungeheuerlich Lawine an Erinnerungen los, Erinnerungen an all die Leute, die bereits für ihn gestorben waren. Es erfüllte ihn mit Schmerz und es frustrierte ihn, dass er es nicht verhindern hatte können. Ginny legte ihm behutsam eine Hand auf die Schulter in der Hoffnung sie könnte ihn etwas beruhigen, doch Harry war mit seinen Gedanken bereits viel zu weit weg.
Sein Blick fiel mit einem Mal auf den jungen Malfoy Sprössling, der immer noch wie zur Salzsäule erstarrt auf das tote Mädchen vor sich hinabblickte und selbst nicht begreifen konnte, was gerade passiert war. Doch die Tatsache, dass Malfoy einfach nur dagestanden und nichts gegen seinen Vater unternommen hatte außer ein halbherziges "Lass sie gehen" zu sagen, wo er doch seit Monaten darauf beharrt hatte er hätte sich letztlich doch noch für die gute Seite entschieden, brachte Harrys Blut wütend zum kochen.

Mit gezücktem Zauberstab machte er sich von Ginnys sanftem Griff los und marschierte geradeaus auf Malfoy zu. Grob packte er diesen am Kragen und drückte ihn mit einem lauten Poltern an die nächstgelegene Wand. Der Aufprall war so hart, dass Malfoy völlig perplex nach Luft schnappte und jetzt erst zu realisieren schien was passiert war. Doch er wehrte sich nicht. Er war sich seiner Schuld bewusst und fand selbst, dass er das verdiente was auch immer jetzt kommen möge.
Ginny machte einen besorgten Schritt nach vorne wurde jedoch mit einem Schwung von Harrys Zauberstab dazu gebracht wieder dorthin zurückzugehen, wo sie eben noch gestanden hatte.
Der Auserwählte bohrte seinen Zauberstab tief in Dracos Kehle und sah ihm dabei mit seinen spitzgrünen Augen drohend in die leeren grauen Augen seines ehemaligen Erzfeindes.

" Nenn mir einen Grund dich nicht auf der Stelle kalt zu machen, so wie dein Vater dieses unschuldige Mädchen umgebracht hat. " Harrys Stimme war nur noch ein Knurren. Er konnte seinen Zorn kaum noch bändigen. Er war von Anfang an misstrauisch gewesen, doch er hatte immer gedacht Hermine wäre klug genug um zu wissen was sie tat und wem sie vertraute. Doch Hermine war eben auch nur ein normaler Mensch mit Gefühlen, der sich offensichtlich das erste Mal in ihrem Leben gewaltig in jemandem getäuscht hatte.
Von Draco kam keine Antwort. Er senkte lediglich den Blick um Harry nicht mehr in die Augen sehen zu müssen. Er wollte niemandem mehr in die Augen sehen. Verdammt, er würde sich selbst vermutlich nie wieder richtig in die Augen sehen können. Er hatte wirklich gedacht, dass er sich geändert hatte. Er hatte wirklich gedacht, er wäre ein guter Mensch, der nun endlich den richtigen Weg bestritt, doch hier stand er nun und zitterte vor Angst. Ließ sich von seinem eigenen Vater erpressen aus Angst er würde seine Drohungen wahr machen. Wieder einmal wehrte er sich nicht. Wieder einmal isolierte ihn sein eigenes Verhalten von allem anderen auf dieser Welt. Er war allein. Ganz allein wie damals im sechsten Schuljahr als der dunkle Lord ihn erpresst hatte damit er das Verschwindekabinett wieder zusammenbauen konnte, woraufhin alles zusammenbrach. In diesem Moment schlich sich ein altbekanntes Gefühl mit einem Brennen in seiner Kehle hoch - Hass. Er hasste sich selbst und verabscheute den Menschen, der er war. Die letzten Monate mit Hermine hatten ihn für einen Moment all diese negativen Gefühle vergessen lassen. Ja sie hatte ihm sogar das Gefühl gegeben, dass er es wert sei. Wert sei gemocht und geliebt zu werden, doch all das brach in dem Moment wieder zusammen. Es fraß ihn von innen heraus auf. Also sagte er mit zitternder Stimme nach einer langen Pause, in der Harry seinen Zauberstab noch tiefer in die Kehle gedrückt hatte.

" Töte mich endlich. Bitte. "

Er klang resigniert.Er hatte sich aufgegeben und wünschte sich einfach, dass der Schmerz endlich aufhören würde.
Hermine holte lautstark Luft und biss sich auf die Lippe. Ihr Herz verkrampfte sich etwas als sie seine Stimme hörte. Als sie hörte was er sagte. Ein Teil von ihr hasste ihn und das, was er ihr angetan hatte aber der andere Teil - der Teil, mit dem sie sich in diesen jungen Mann verliebt hatte wollte einfach nur zu ihm rennen und ihn in den Arm nehmen.
Er hat dich gefoltert, erinnerte sie sich selbst und verkniff sich etwas zu sagen. Sie begann zu zittern, noch völlig geschwächt von den Tagen - oder waren es Wochen? - ihrer Folter und Gefangenschaft. Sie verstärkte ihren Griff um Rons Ärmel und hielt sich an ihm fest als wäre er das Einzige, das sie noch auf den Beinen halten konnte. Aus den Augenwinkeln bemerkte Draco diese Bewegung und die unsichtbare Schnur, die sich um seine Kehle gewickelt hatte, schien nur noch enger zu werden. Er hatte das Gefühl er würde keine Luft mehr bekommen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 20, 2023 ⏰

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