Kapitel 21 ~ Partnertausch

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Einfach zu McGonagall gehen, ihr diese eine Frage stellen, einen neuen Partner bekommen und alles wäre im Lot. Es war doch eigentlich so einfach - falsch. Hermine war kurz davor, stand schon am Pult der Lehrerin, hatte aber den Fehler gemacht sich noch einmal zu Draco umzudrehen. Der lächelte sie wie immer an, doch für sie schien etwas anders zu sein. Etwas in ihr rief, dass sie das nicht tun durfte, dass sie sich nicht von ihm fernhalten konnte, aber wann war es schon gut auf sein Inneres zu hören? Bisher war das nämlich immer schief gegangen. Sie wollte das ja nur tun, um ihre Beziehung zu Ron und Harry zu retten. Ginny war es ja ganz offensichtlich egal, eigentlich schon fast wichtig, dass sie sich an Draco hielt, aber Ron und Harry wäre das ganz bestimmt nicht egal und die Beiden gingen nunmal vor, oder? Es war eine einzige Diskussion mit ihr selbst und es war immer noch nicht klar, welche Seite gewinnen würde. Auch die gerunzelte Stirn und der durchdringende, fragende Blick McGonagalls konnten Hermine nicht zu einer Entscheidung drängen.
"Was gibt es, Miss Granger? Sie stehen hier nun seit 5 Minuten und schauen nur panisch durch die Gegend. Was haben sie auf dem Herzen?"
Hermines Herz blieb stehen, als sie von ihrer Professorin direkt angesprochen wurde. Ihre Atmung setzte ebenfalls aus und da sie dazu noch sehr stark schwitzte, konnte man meinen, sie würde gleich kollabieren.

"Sie wollte fragen, ob sie den Partner tauschen kann, da es Probleme zwischen ihr und Malfoy gibt.", sagte Ron plötzlich, der wie aus dem Nichts den Arm um sie gelegt hatte und sie offensichtlich unterstützen wollte. Für einen kurzen Moment, sprangen ihre Sinne wieder an und sie verspürte Entzückung für den Einsatz, doch als sich Malfoy wieder vor ihr inneres Auge drängte, setzten ihre Sinne wieder aus. McGonagall schluckte, rückte ihre Brille zurecht und blickte Hermine über sie hinweg scharf in die Augen. "Entspricht das der Wahrheit, Miss Granger?"
Hermine zögerte. Nein, es entsprach nicht der Wahrheit und sie konnte dazu auch eigentlich nicht so einfach eine Lehrerin anlügen. Aber nachdenken, konnte die Gryffindor auch nicht mehr richtig, sie spürte nur wie sich Rons Griff verhärtete um ihr so etwas wie "Jetzt antworte schon" zu sagen.
"Jaesstimmt", schoss es wie ein Windhauch aus ihr heraus, sodass man es kaum verstehen konnte, aber mehr konnte sie gerade einfach nicht über die Lippen bringen. Sie hatte doch einfach nur Mitleid mit Draco, denn ohne sie hatte er niemanden mehr. Manchmal konnte ein großes Herz wie ihres eine schwere Last sein - vor allem in solchen Momenten.
"Na gut, wenn das so ist, dann... arbeiten sie ab sofort mit Mr Weasley.", sagte McGonagall mit deutlichem Anflug von Enttäuschung.
"Ich hatte nur gehofft, dass wenigstens sie mit ihm klarkommen würden." Buff - ein Schlag in den Magen, auf den sich kurz darauf erneut ihr schlechtes Gewissen meldete.

Ron beschloss, als sich Hermine keinen Zentimeter rührte, sie einfach mit sich zu seinem Arbeitsplatz zu ziehen, auf dem der fertige Vielsafttrank noch ein paar letzte Male blubberte. Hermine blickte angestrengt in den Kessel, versuchte sich voll und ganz auf die bevorstehende Mission zu konzentrieren, doch sie konnte deutlich Dracos Blick spüren, der sich in ihre Seite bohrte. Zu allem übel rief dann auch noch Professor McGonagall über das gesamte Klassenzimmer hinweg: "Mr Malfoy, sie arbeiten ab sofort mit Ms Bones, Ms Granger wird ab sofort wieder mit Mr Weasley arbeiten."
Ihr Kopf drehte sich blitzschnell zur Seite - aus Angst Draco würde ihr einen hasserfüllten Blick zuwerfen, so wie früher - doch sein hasserfüllter Blick galt gerade nur Ron, der mit genauso viel Hass zurückstarrte. Panisch klopfte Hermine ihm auf die Schulter, damit wenigstens Ron mit seinem kindischen Gehabe aufhören würde, doch der ließ sich nicht beirren, im Gegensatz zu Draco, der von Ron abließ und Hermine nun einen maßlos enttäuschten Blick zuwarf. Doch dieser Blick löste in Hermine unglaublich viel aus. Sie wollte aufstehen, zu ihm rennen, ihn umarmen, sich entschuldigen, ihm alles erklären und endlich preisgeben, dass sie wirklich mit ihm befreundet war, aber es ging einfach nicht. Aufgrund des Hasses zwischen Ron, Harry und Draco. Hatte niemand etwas aus dem Krieg gelernt? Es blieb ihr nichts anderes mehr übrig, als sich der Realität zu unterwerfen und einfach so zu tun, als wäre nichts gewesen...

Gute sechs Stunden später wartete Hermine in einer dunklen Ecke nahe dem Büro der Direktorin. Sie fühlte sich immer noch zwiegespalten. Einerseits dachte sie gerade an Ron, der als Professor Slughorn gerade in McGonagalls Büro war um sie auszufragen, andererseits dachte sie immer noch an Draco und seinen enttäuschten Blick von vorhin. Einmal hatte Dumbledore gesagt, man müsse sich manchmal zwischem dem, was leicht ,und dem, was richtig ist, entscheiden und gerade darauf fand sie keine Antwort. War das, was sie getan hatte richtig oder einfach nur das Einfacherere gewesen? Sie seufzte und ließ sich an der kalten Steinwand entlang auf den Boden gleiten. Mit dem Kopf an die Knie gepresst und den Armen um die Beine geschlungen lauschte sie der Stille auf dem Flur. Es war unmöglich etwas aus dem Büro zu hören, nicht einmal gedämpfte Stimmen konnte man vernehmen. Es blieb ihr nichts anderes übrig als mit ihren Gedanken alleine zu bleiben und zu warten. Die Minuten zogen sich dahin wie einer von Fred und Georges speziellen Kaugummis, doch nach ungefähr zehn Minuten hörte sie Schritte. Vorsichtig blickte sie um die Ecke und bekam einen kurzen Herzstillstand, als sie sah wie Draco Malfoy in McGonagalls Büro stürmte.
Er war wütend, das konnte man ihm ansehen und Ron musse sich als Professor Slughorn nun besonders zusammenreißen. Aber was wollte Malfoy überhaupt dort? Vielleicht wollte er sich über sie beschweren? Weitere fünf Minuten später, spürte sie einen leichten Windhauch neben ihr, der ihr Gänsehaut bereitete. Panisch riss sie ihren Kopf nach rechts, doch da war nichts, außer weitere Backsteine, die die Ecke bildeten. Wie als würde sie es wissen, streckte sie dann zögerlich ihre Hand aus und tastete damit durch die Luft, bis sie etwas vertrautes, seidiges in die Hand bekam und daran zog. Unter dem Tarnumhang offenbarten sich Harry und Ginny, die sich kaum vor Lachen mehr halten konnten. "Seid leise! Ihr habt mich voll erschreckt!", zischte Hermine "Was macht ihr überhaupt hier?", flüsterte sie dann etwas freundlicher. "Du hast doch wohl nicht etwa gedacht, wie hätten von eurem Plan nichts mitbekommem oder?",grinste Harry. "Und du hast doch wohl nicht auch noch geglaubt, ich würde meinen Bruder unbeaufsichtigt eine solche Aufgabe machen lassen, oder Mine?", kicherte Ginny mit vorgehaltener Hand.

"Nein, okey schon gut.", lächelte Hermine kopfschüttelnd und lugte erneut um die Ecke. Dort kam nämlich just in dem Moment Draco wieder hinausgestürmt, dicht gefolgt von dem vermeintlichen Professor Slughorn, der alles andere als fröhlich aussah, weil er seine Aufgabe gemeistert hatte. Es sah sogar ganz danach aus, als würde er sogar jeden Moment auf Draco losgehen, sobald er ihn eingeholt haben würde. Doch bevor das geschehen konnte, zückte Hermine ihren Zauberstab, flüsterte "Levicorpus" und brachte Ron somit dazu in der Luft zu schweben. Mit einem Schwung ließ sie ihn zu sich in die Ecke schweben, mit einem Weiteren ihn wieder auf dem Boden abzusetzen und mit der Flüssigkeit, die sie ihm reflexartig in den Mund schüttete, verwandelte sie ihn zurück in Ron. "Es wäre etwas leichtsinnig gewesen, wenn Slughorn einen Slytherin-Schüler angreift", murmelte sie, als sie ihm noch sorgfältig über die nun viel zu große Kleidung strich. "Hey Ron, Glückwunsch zur erfolgreichen Mission.", Harry schlug ihm auf die Schulter, doch Ron zeigte keinerlei Mimik. "Und? Was ist passiert? Erzähl schon!", flüsterte Ginny, doch Ron zeigte erneut keine Reaktion. Nachdem sie ihn mit sechs Augen fragend anschauten, sagte er nur eins durch seine zusammengebissenen Zähne: "Hermine, du bist echt das Letzte."

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Na? Was könnte Ron gehört haben?
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen♡
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Dramione ~ Im Wind der Veränderung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt