Kapitel 32 ~ Neue Bündnisse

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Panisch blickte Hermine zum Slytherintisch auf der anderen Seite der großen Halle. Dort saß er - völlig unschuldig und ahnungslos darüber wie schlecht es um ihn stand. Wie schlecht es um sie alle stand. War der Krieg wirklich noch nicht vorbei? Lauerten die Todesser immer noch irgendwo und hatten die Dementoren in ihrer Gewalt? Oder hatten sie es wirklich geschafft sich in das Zaubereiministerium zu schleichen?
Hermine war ja nie wirklich gläubig gewesen, da dies für Zauberer nicht üblich war, doch jetzt betete sie innerlich, dass das alles nicht wahr war.
"Wir müssen sofort mit Draco reden und ihn warnen.", sagte Hermine ernst. Jetzt war es auch nicht mehr schlimm seinen Namen zu erwähnen, da die Situation absolut ernst war. "Das übernimmst du, Hermine.", flüsterte Ginny. "Harry, du gehst zu Professor McGonagall und sagst ihr, dass wir uns heute nach dem Unterricht in ihrem Büro melden werden und Ron, du und ich, wir schreiben einen Brief an Dad und versuchen ihn zu warnen. Hoffentlich kommen wir nicht zu spät... wenn sie wirklich noch da sind, werden sie früher oder später alle Ministeriumsarbeiter angreifen und da Dad dort arbeitet... oh...", Ginnys Stimme erstickte und Harry legte beruhigend einen Arm um sie. "Das ist ein guter Plan Ginny, alles wird gut, wir werden schnell handeln und du wirst sehen, dass wir das alle schaffen werden.", sagte Harry mit fester Stimme und drückte Ginny einen Kuss auf die Wange. Wie konnte Harry nur so ruhig bleiben, aber die Antwort lag bereits auf der Hand. Er hatte bereits so viel durchmachen müssen - mehr als sie alle - aus diesem Grund ließ er sich nicht mehr so schnell aus der Bahn werfen. Er hatte dem dunklen Lord gegenüber gestanden, Auge in Auge, und hatte auch nicht mit der Wimper gezuckt. Er war so viel mutiger als sie alle, doch sie durften keine Angst haben. Angst schwächte. Hermine schaute erneut zu Draco herüber. Ihr Herz begann zu rasen und das Blut pulsierte heiß in ihren Adern. Sie würde alles tun um ihn zu schützen, das war ihr klar.
Draco bemerkte nach einer Weile ihren Blick und erwiderte diesen mit fragendem Gesichtsausdruck. Mit einer möglichst unauffälligen Kopfbewegung zum Ausgang hin teilte sie ihm mit, ihr nach draußen zu folgen. Und so erhoben sich die beiden und eilten aus der großen Halle.

Kaum waren sie alleine, platzte es auch schon aus Malfoy heraus. "Was ist los?" Es war als wäre der intime Moment vor nur wenigen Stunden schon längst vergessen, aber wegen des Ernstes der Lage, ignorierte Hermine ihre Enttäuschung. "Du bist in großer Gefahr.", keuchte Hermine.
"Ich weiß, du hast doch das Gespräch mit McGonagall angezettelt.", grinste Draco. Für einen Moment zogen Hermine seine Grübchen in seinen Bann, sodass sie nicht sofort antworten konnte, doch sie fing sich relativ schnell wieder.
"Ihr habt uns was verschwiegen.", Hermine verschränkte die Arme und mied seine wunderschönen Augen.
"Uns?"
"Ja! Ginny, Harry und Ron wissen auch Bescheid und sie haben mir geholfen herauszufinden, was wirklich los ist. Es ist nur eine Vermutung, aber sie liegt wirklich nahe. Dich wollen die Dementoren? Ich glaube du hast vergessen zu erwähnen, dass es eigentlich keine mehr geben sollte, es sei denn sie stehen unter der Fittiche von Todessern. Todesser, die dich wollen um Rache zu nehmen... Warum hast du davon nichts gesagt? Ich... Ich mach mir Sorgen, merkst du das denn nicht?", flüsterte sie und machte eine Pause, da sie merkte wie ihr die Tränen kamen. Aber sie wollte nicht, dass er sie wieder weinen sah, weshalb sie auf den Boden schaute. Das allerdings war absolut zwecklos, denn kurz nachdem sie den Blick gesenkt hatte, nahm er,wie sie nur wenige Stunden zuvor, ihr Kinn und hob es an um ihr wieder in die Augen sehen zu können. Genau das wollte sie verhindern. Sie wollte verhindern in seine fesselnden sturmgrauen Augen zu schauen, weil sie sich in diesen verlor und schwach wurde. "Ich weiß und genau deswegen wollte ich dich davor schützen.", flüsterte Draco, ließ aber nicht von ihr ab. Auch er war von dem warmen Braun ihrer Augen wie gefangen und sein sonst so bleiches Gesicht erhielt einen rötlichen Schimmer. Die Kälte, die sonst sein Herz umgab, schmolz wie ein Gletscher dahin, wenn er sie sah und es war als wäre sie das Gute in ihm. "Aber du bist derjenige, der jetzt zu beschützen ist, nicht ich.", wisperte sie. "Wir alle müssen beschützt werden.", korrigierte Draco.
"Stimmt. Deswegen treffen wir uns alle heute Abend vor dem Quidditchspiel bei Professor McGonagall und du wirst auch anwesend sein, okay?"
Draco nickte, wenn auch widerwillig, und ließ endlich Hermines Kinn los. Diese atmete etwas zu laut aus. "Was ist? Mach ich dich etwa nervös?", grinste Draco als wäre das ernste Gespräch gerade garnicht gewesen. Hermine merkte wie sie errötete: "Ich? Nervös? Wegen dir? Das... Das ist..."
"Hey ihr zwei! Das Treffen in McGonagalls Büro ist abgeklärt. Wir sollten jetzt aber schleunigst in den Unterricht!", rief Ginny, die wie aus dem Nichts mit Harry und Ron im Schlepptau aufgetaucht war. Draco und Hermine schreckten auseinander als hätten sie etwas Verbotenes getan, schlossen sich aber schweigend der Gruppe auf dem Weg zum Unterricht an. Für Hermine war es absolut seltsam, dass Draco so plötzlich in ihrer Clique mitlief - ohne dass Ron ihm an die Gurgel ging. Wie lange das wohl anhalten würde?

Der Unterricht war an den Fünf vorbeigezogen wie ein Sommerunwetter und ehe sie sich versahen stand das Treffen mit McGonagall bevor. Ron hatte in der Zwischenzeit kein Wort mehr gesagt, aber keiner nahm es ihm diesmal übel. Zudem hatten sie nun weitaus größere Probleme als ein klassisches Liebesdreieck. Hermine war auch sehr still gewesen, da sie viel zu sehr damit beschäftigt war Draco inmitten ihrer Gruppe zu beobachten. Sie hatten zwar alle kaum miteinander geredet, aber wie er unter ihnen saß, mit seiner Uniform und seinen platinblonden Haaren aus der Menge herausstach und es ihr trotzdem so vorgekommen war als hätte er schon immer dazugehört. Doch darauf konnte sie sich jetzt nicht mehr konzentrieren, als sie alle im Büro der Schulleiterin standen und Harry gerade die Situation erläutert hatte.
McGonagall schloss die Augen und seufzte: "Es tut mir sehr Leid, dass sie das alle so rausfinden mussten oder überhaupt davon erfahren mussten. Nicht einmal Mr Malfoy haben wir alles berichtet, allerdings aus dem einfachen Grund, weil Albus und ich euch wenigstens dieses eine Mal beschützen wollten..." In dem Moment, in dem sie Dumbledores Namen erwähnt hatte, erschien dieser in seinem Portrait. Harry starrte völlig perplex auf das Abbild des einst mächtigsten Zauberers und hatte sichtlich Tränen in den Augen. "Hallo Harry",lächelte dieser freundlich. "Hallo Ron und Ginny. Guten Abend Hermine und Draco, so sieht man sich wieder." Hermine linste erneut zu Draco, der beim Anblick des Portraits zu Eis erstarrte. Bestimmt machte er sich wieder Vorwürfe, weshalb Hermine unauffällig nach seiner Hand griff und sie aufmunternd drückte." "Professor Dumbledore...", stotterte Harry völlig aus der Bahn geworfen. "Ich... Ich wusste ja garnicht..."
"Das ist jetzt unwichtig, Harry. Tatsache ist, dass ich keinen Zugang mehr zu meinem Portrait im Ministerium habe. Ich fühle es, dort geht etwas vor sich. Was genau, wissen Minerva und ich genauso wenig wie ihr, doch unser Verdacht gleicht sich mit dem euren. Nicht nur Mr Malfoy, sondern wir alle sind in großer Gefahr. Das einzig Gute an der Sache ist, dass Voldemort nicht mehr unter uns weilt. Dennoch dürfen wir die Todesser und die Dementoren oder wer auch immer da draußen sein Unwesen treibt, nicht unterschätzen."
"Das tun wir ganz und garnicht, Professor. Aber was sind nun die nächsten Schritte?"
"Wir wollten dafür sorgen, dass alle Schüler eine umfangreiche Ausbildung in Verteidigungs- und Angriffszaubern bekommen, allerdings lässt sich das nicht mit dem Lehrplan vereinen. Das Ministerium lässt auch keine Besucher mehr hinein. Aus diesem Grund sind uns im Moment die Hände gebunden..."
"Das mit der Verteidigung und dem Angriff könnten wir übernehmen, Professor. Wie wäre es, wenn wir Dumbledores Armee wieder auferstehen lassen?", lächelte Harry zuversichtlich in die Runde. Professor McGonagall und Professor Dumbledore stimmten zu. Der entscheidende Plan kam schließlich jedoch von Ginny. "Ich könnte in den Weihnachtsferien meinen Vater darum bitten mich zu seiner Arbeit im Ministerium mitzunehmen. Harry, Ron und Hermine könnten mir unter dem unsichtbaren Umhang folgen."
"Das ist eine großartige Idee, Ginny. Und ihr lasst die Informationen per Eule Minerva zukommen."
Plötzlich räusperte sich Draco und Hermine ließ überrascht seine Hand wieder los. "Entschuldigen Sie, aber was soll ich tun? Ich möchte nicht einfach untätig danebenstehen und zuschauen. Außerdem wo soll ich in den Weihnachtsferien hin? Meine Eltern sitzen ja bekanntlich in Askaban..." Allerdings traute er sich nicht auch nur in Dumbledores Nähe zu schauen.
"Komm doch mit uns in den Fuchsbau.", schlug Hermine zögerlich vor und schaute dabei prüfend in die Runde. "Ich kann ja auch nicht zu meinen Eltern. Die sitzen noch ohne jegliche Erinnerungen in Australien fest. Also komm doch mit mir und den anderen in den Fuchsbau..." Rons Gesicht nahm ein sehr dunkles Rot an, doch er schwieg. Harry zog stattdessen unsicher die Augenbrauen nach oben. Alle warteten auf eine Antwort. "Klar, warum nicht? Das Haus der Weasleys heißt dich bestimmt willkommen.", lächelte Ginny freundlich und ignorierte das laute Luftschnappen ihres Bruder.
"Gut, da das jetzt geklärt ist, entlassen ich sie hiermit. Oder wollen sie zu spät zu ihrem Quidditchspiel kommen?"

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Dramione ~ Im Wind der Veränderung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt