Kapitel 14 ~ Lächeln und Tränen

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Frieden. Was bedeutete das eigentlich jetzt genau? Keine Beleidigungen mehr, keine Wunden, kein Kampf ... aber bedeutete Frieden gleichzeitig auch Freundschaft? Malfoy war in diesem Punkt nicht einmal für Hermine, die üblicherweise eine sehr gute Menschenkenntnis hatte, zu durchschauen. Das Einzige, das sie sicher wusste, war, dass sein Lächeln echt gewesen war. Zum ersten Mal konnte sie kleine Lachfalten um seine Augen sehen und zu ihrer Überraschung besaß der Slytherin sogar Grübchen, die sie selbst gnadenlos zum Lächeln brachten. Sie hatte dennoch wegen Ron ein wenig Bammel gehabt, aber er interessierte sich in der Stunde überhaupt nicht für sie.

Jetzt saß die Gryffindor allerdings ohne jegliches Zucken um den Mundwinkel und völlig still neben ihrem Freund am Tisch in der großen Halle. Während er wie immer genüsslich in sein Hühnchen biss und sich zwischendurch noch ein paar Pommes in die bereits vollen Backen schob, fiel ihr zum ersten Mal auf wie sehr sie von ihm vernachlässigt wurde. Sogar Malfoy hatte sich in einer einzigen Stunde Zaubertränke mehr um sie gekümmert als Ron ... Leise seufzend schluckte sie den letzten Bissen ihres Steaks, legte sorgfältig das Besteck auf den Teller, der darauf sofort verschwand, und legte gelangweilt ihren Kopf auf den Tisch. " Hermine, was ist los? ", Ginny hob mit ihren zarten Händen den Kopf ihrer besten Freundin an und versuchte sie mit einem strengen Blick ihrer tiefblauen Augen zum Reden zu bringen. " Was soll los sein? Ich ... bin nur müde, sonst nichts. ", erwiderte diese aber nur um einem unangenehmen Gespräch auszuweichen.

Sie konnte ja wohl schlecht der Schwester ihres festen Freundes erzählen, dass sie sich vernachlässigt fühlte. Ginny wandte sich also etwas gekränkt an Harry und Ron aufgrund der bevorstehenden Quidditchauswahl am heutigen Abend, weshalb Hermine wieder auf Durchzug schaltete und ihre Augen durch die Halle schweifen ließ.
Ihr Blick blieb an Malfoy hängen, der, wie sie, schweigend und lustlos zwischen einigen Slytherins saß - den Blick auf seinen linken Arm gerichtet. Ein trauriges Lächeln huschte Hermine wie ein leichtes Windchen über das Gesicht, als sie wie automisch auch auf ihren Arm hinabblickte. Wie durch Magie blickten die Beiden gleichzeitig von ihren Narben auf, gerieten in Blickkontakt und grinsten sich an.

Was war bloß geschehen? Vor ein paar Tagen hatte sie Malfoy gehasst und Ron über alles geliebt - also genau wie früher - und jetzt? Jetzt sehnte sie sich nach einer weiteren Stunde mit Draco Malfoy. Als Ron ihr aber plötzlich völlig unerwartet Soße aus dem Mundwinkel strich, zuckte sie so erschrocken zurück, sodass sie dabei von der Bank direkt auf den kalten Steinboden fiel. Doch als wäre das nicht genug, konnte sich Ron auch diesmal nicht das Lachen verkneifen und machte dazu auch keinerlei Anstalten ihr die Hand zu reichen. Für Hermine war es allerdings zu viel des Guten, rappelte sich mit Tränen in den Augen auf, pustete sich die Locken aus dem Gesicht, klopfte den Staub von ihrem Umhang und verließ dem Tränenausbruch nahe die Halle. Kaum hatte sie die erste Kurve hinter sich, flossen auch schon die Tränen nur so dahin. Nach einer weiteren Kurve ließ sie einen ersten Schluchzer los und nach unzähligen Treppen und Türen, die sie nur verschwommen wahrnehmen konnte, ließ sie sich auf dem Hügel hinter dem Schloss ins Gras plumpsen.

Natürlich drehte sie sich noch einmal um, aber wie zu erwarten war Ron ihr nicht nachgekommen. Das hatte er nie getan, oder? Doch hatte er ... aber es kam ihr vor wie als wäre es in einem anderen Leben gewesen. Was war nur mit ihr los? Sie wusste es nicht. Sie hatte keine einzige Antwort parat. Vielleicht war es der Krieg, der ihr immer noch so emotional zusetzte. Vielleicht war es die Sehnsucht nach ihren Eltern ... oder die Sehnsucht nach den guten, alten Zeiten. Es war einfach niemand wirklich für sie da, denn ihre Freunde hatten sich weit von ihr entfernt, ohne es einmal zu merken. Sie war ihnen nicht böse, sondern eher enttäuscht. Vor allem, da sie auf das schönste Jahr in Hogwarts gehofft hatte, aber bisher gab es doch nichts Positives ... Wie aus dem Nichts, tauchte auf einmal eine blasse Hand auf, deren Zeigefinger einen silbernen Ring in Form einer Schlange schmückte, und sich sanft auf Hermines Schulter ablegte.
Verzweifelt versuchte sie sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen und hörte schlagartig auf zu Schluchzen, doch ihre Augen, die nun wie das Scharlachrot von Gryffindor gefärbt waren, konnten sie nur verraten. Als sich Malfoy ohne ein Wort einfach neben ihr niederließ, fiel ihr wieder ein, dass es doch etwas Positives im Moment gab, ließ ihren Tränen aber überraschenderweise wieder freien Lauf.
Es schien als wäre Malfoy der Einzige, der gerade für sie da war, auch wenn sie nicht gerade wirklich Freunde waren, doch sie brauchte Halt und den würde sie bei keinem außer ihm bekommen. Die Gryffindor zögerte noch einen Moment, ließ aber dann ihren Kopf an seine Schulter sinken. Für Draco war dies aber eine völlig neue Erfahrung. Seid langem hatte er nicht mehr eine solche Nähe erleben können, weshalb er auch etwas zitterte und unschlüssig auf den Lockenkopf starrte. Sein Körper blieb steif vor Verwunderung, doch sein Gesicht verzog sich zu einem entspannten Lächeln. Er wusste nicht ob er zu weit ging, aber einen Augenblick später begann er noch etwas unsicher ihren Kopf zu streicheln.

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Sorry , dass so lange nichts mehr kam, aber mir blieben die Ideen aus. Hoffe, dass mir das Kapitel doch noch gelungen ist :D
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