Kapitel 25 ~ Lerndate?

1.9K 106 16
                                    

Was sollte sie bloß anziehen? Ja es schien unwirklich, aber Hermine Granger machte sich Sorgen um ihr Aussehen. Natürlich ging es bei dem Treffen mit Malfoy nur darum ihm den Patronus-Zauber beizubringen und seine Freundschaft zurückzugewinnen um nicht mehr allein dazustehen, doch irgendwie wollte die junge Gryffindor gut aussehen. Sie entschied sich dazu mit dem Zauber, den sie für den Ball in ihrem vierten Schuljahr verwendet hatte, eine Hochsteckfrisur zu machen. Ein paar Strähnen ließ sie aber frei baumeln, sodass diese ihre schöne Gesichtsform umschmiegen konnten. Ausnahmsweise lege sie sogar ihren Umhang ab und griff zu einer engen, grünen Bluse und einer schwarzen Jeans - natürlich war ihr bewusst, dass sie somit wie eine Slytherin aussah, doch was tat man nicht alles um die Gunst einer einzelnen Person zurückzugewinnen?
Nachdem sie das ganze mit einem natürlichen Make-up vollendet hatte, warf sie noch einen prüfenden Blick in den Spiegel. Überraschenderweise stand ihr Grün sogar sehr gut. Doch sie ließ sich nicht lange aufhalten und griff nach ihrem Zauberstab, ließ diesen in ihrer Hosentasche verschwinden und machte sich auf zur Tür. Aber wie der Zufall es so wollte, öffnete gerade in dem Moment Ginny die Tür von außen, doch bevor sie das Zimmer überhaupt wirklich betreten konnte, stockte sie beim Anblick ihrer Freundin. Hermine ließ sich dagegen von nichts ablenken, sondern lief einfach an Ginny vorbei und ignorierte dabei die Bemerkung "So weit ist es also schon....", die ihre rothaarige Freundin vor sich hin murmelte.

Dass November war, bemerkte sie erst als sie sich durch den Hinterausgang geschlichen hatte und ihr erstmals der kräftige Wind ins Gesicht schlug. Von dem warmen Spätherbst der vergangenen Woche war keinerlei Spur mehr übrig und dass sie nur mit einer Bluse bekleidet war, machte die Sache nicht gerade besser. Es war genau 20 Uhr und die Sonne war bereits untergegangen und trotzdem war Dracos Haarschopf bereits von weitem zu erkennen. Schlagartig begann Hemine zu grinsen, schlang die Arme um ihren Körper und sprintete in Richtung Draco. Ungefähr zehn Meter vor ihm, fiel sie wieder in normales Schritttempo zurück und schlenderte möglichst entspannt die letzten Meter zu ihm. "Hey, Malfoy. Da bin ich, pünktlich, wie immer."
"Guten Abend, Granger, das überrascht mich nicht.", er hob resigniert das Kinn und schaute etwas abfällig zu ihr herab "also legen wir jetzt los, bevor ich mir das mit dem Verzeihen noch mal anders überlege."
Alle hätten sich jetzt von ihm abgewandt, doch Hermine wusste, dass diese abfällige Art nur Fassade - in diesem Fall sogar eher Ironie - war, also lächelte sie und nickte. "Na gut. Zunächst mal ist der Patronus dazu da um jemanden zu beschützen, in den meisten Fällen vor Dementoren." An dieser Stelle legte sie die erste Pause ein, da ihr Malfoys Zusammenzucken nicht entgangen war, doch dann fuhr sie fort. "Ein Patronus spiegelt deine Seele wieder, weshalb er auch sehr schwer hervorzubringen ist. Hast du keine Seele, so erscheint es mir unwahrscheinlich, dass du jemals einen zustande bringen wirst. Aber das glaube ich nicht, also musst du einfach nur lernen, eins mit deinem Inneren zu werden. Weißt du, was du tun musst um einen Patronus herbeizurufen?"
Draco schüttelte den Kopf und blickte in die ferne Dunkelheit. "Na schön", sagte Hermine und räusperte sich "Eigentlich klingt es ganz einfach. Du musst einfach nur an einen äußerst glücklichen Moment in deinem Leben denken. Öffne dich für ihn, nimm ihn auf, lass das ganze Glück durch dich strömen und dann sagst du die Formel auf. Ich machs dir vor, okey?", mit zitternden Händen griff Hermine nach ihrem Zauberstab und hob ihn entschlossen in der nach vorne gestreckten Hand.

Wie gewöhnlich dachte sie an den Moment zurück, in dem sie den Brief von Hogwarts geöffnet hatte und flüsterte "Expecto Patronum", worauf der silberne Otter aus der Spitze ihred Zauberstabs hervorbrach und sich fröhlich um sie beide wandt. Draco beobachtete sie fasziniert und fragte, an wen sie denn gedacht hatte - natürlich nicht ohne dabei über beide Ohren zu grinsen.
"Ich dachte an niemanden. Ich habe an den Moment gedacht, an dem ich meinen Hogwarts Brief erhalten habe."
Auf einmal gab es erneut einen weiteren, heftigen Windstoß, sodass ihre magische Hochsteckfrisur zur Hälfte auseinanderfiel und sie wieder einmal zu schlottern begann, was von Malfoy nicht unentdeckt blieb. Ohne zu zögern zog er sein schwarzes Jackett aus, um es Hermine um die Schultern zu legen. Sie lächelte und wollte gerade "Danke" sagen, als er ihr urplötzlich an ihre Haare fasste und binnen weniger Sekunden ihre Haarnadel aus den Haaren zog, sodass ihre Locken ihr wieder leicht über die Schulter fielen. "So siehst du viel besser aus", murmelte er und drückte ihr vorsichtig wieder die Haarnadel in die Hände. "Weniger ernst und sowas... wenn du verstehst." Er wirkte sichtlich nervös, seine Hände waren inzwischen wieder schnell in den Hosentaschen verschwunden und er atmete sichtlich schwerer als zuvor. Hermine schien es die Sprache verschlagen zu haben. Seine Fürsorge von gerade eben war so plötzlich gewesen, dass es sie völlig überrumpelte, aber sie sich dennoch positiv überrascht fühlte.
"Danke....oder so....", murmelte sie und sog in einem unbemerkten Moment Malfoys Duft ein, der von der Jacke kam. Für einen kurzen Moment war sie wie versteinert, als sie seinen Duft auf sich wirken ließ.
Er roch ganz anders als die Person, für die ihn alle hielten - sie war selbst nicht in der Lage es zu beschreiben, aber er roch alles andere als nach einem ernsten, verlorenen Mensch, der den Befehlen des dunklen Lords willenlos gefolgt war, sondern sein Duft verkörperte eine gewisse, unentdeckte Stärke, ein Hauch von Abenteuer und Persönlichkeit mit einer sanften Note von Einfühlsamkeit, die dafür sorgte, dass sie sich noch wohler in seinem Jackett fühlte als zuvor. Auch wenn sich die Gryffindor so wohl in seiner Klamotte fühlte, so wusste sie gleichzeitig, dass sie die Gefühle, die sie gerade für einen kurzen Moment empfunden hatte, verstecken musste - also blickte sie einfach mit geröteten Wangen auf den Boden.

Sie schauderte - was passierte hier eigentlich gerade wirklich? "W... willst du nicht mal mit dem Patronus-Zauber anfangen?", stotterte sie und schlang wie vorhin die Arme um sich.
Malfoy machte einen Schritt auf sie zu. "Ehrliche Antwort? Eigentlich... hab ich gerade nicht wirklich vor auch nur irgendeinen Zauber auszuführen."
Hermine schluckte, denn sie hatte irgendwie eine Vorahnung, worauf das hinauslaufen könnte. Hatte Ron Recht gehabt? Empfand Draco etwas für sie? Und was war mit ihren Gefühlen los? Mit einem Mal fühlte sie sich total durcheinander.
"Draco, ich...." Sie zuckte zusammen, so auch er. "Draco? Hast du mich gerade bei meinem Vornamen genannt?"
"Ja, tut mir Leid. Keinen blassen Schimmer, warum ich das getan hab, aber.... kommt auch nicht wieder vor."
"Oh nein, ich bitte dich darum mich so zu nennen. Ich mag dich echt, Hermine, es wäre mir also eine Ehre."
Jetzt liefen ihre Wangen endgültig rot an, sodass sie sogar befürchtete, dass der Kontrast sogar im Dunkeln zu sehen sein würde. "Wirklich?" Sie traute sich kaum mehr ihn anzuschauen. Er hatte sie Hermine genannt und er mochte sie wirklich gern, was auch immer das nun letztendlich bedeutete, aber es genügte um in ihr den Impuls frei zu setzen Draco zu umarmen. Sie ließ also ausnahmsweise mal ihren Gefühlen freien Lauf und schmiegte sich an ihn.

Draco war im ersten Moment zwar überrascht, lockerte sich aber nach ein paar Sekunden so, dass er begann ihr behutsam über den Kopf zu streicheln und sie noch fester an sich zu drücken. "Du bist immer für Überraschungen gut, Hermine.", flüsterte er ihr ins Ohr und legte sein Kinn fürsorglich auf ihrer Lockenmähne ab. "Das kann ich nur zurückgeben, Draco", kicherte diese und schloss entspannt die Augen. Sie schlotterte nicht mehr und war nun endlich vollends entspannt, trotz des etwas aufrbrausenden Tages auf Grund der kleinen Auseinandersetzung mit Ron. "Willst du wieder zurück ins Schloss?", fragte Draco nach lange Stille, in der er sie aber trotzdem noch im Arm hielt.
Hermine nickte kaum merklich - sie war plötzlich wirklich müde geworden. "Dann üben wir den Zauber eben ein andern Mal...", murmelte sie.
Draco seufzte - leicht enttäuscht - drückte Hermine schließlich aber leicht von sich und gab ihr - wenn auch etwas zögerlich - einen Kuss auf die Stirn.

Dramione ~ Im Wind der Veränderung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt