Badewanne

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Lilli

Gefährtin? Wie meinte er das? Waren sie vor Grandpa ein Paar? Hatten sie eine tiefere Beziehung zueinander? Würde das auch diesen Kuss auf das Bild erklären? Meine Gedanken kreisten schon wieder wild umher und ich schob mir eine Ravioli nach der anderen in den Mund. Gott, diese Dinger waren schrecklich. Da wäre mir der Rosenkohlauflauf doch lieber gewesen. Auch Alac schien schon einmal diesen Auflauf gegessen zu haben. Ich würde gerne mehr verstehen, was zwischen den beiden war. Aber eine innere Stimme, schrie laut, dass ich das sein lassen sollte. Es ginge mich einfach nichts an. Dennoch musste ich zugeben, dass ich Granny verstehen konnte, wenn sie was mit ihm mal hatte. Er ist gut gebaut, sieht attraktiv aus und ist trotz seine manchmal mürrischen Seite sehr hilfsbereit und fürsorglich.

Zum Beispiel hätte er mir nichts zu essen machen brauchen. Das hätte ich auch alleine geschafft, wenn er mir gesagt hätte, wo ich alles finde. Immer noch kauend und bemüht das essen drinnen zu behalten, sah ich ihm hinterher. So ein Leben als Halbdämon war bestimmt nicht leicht. Wenn es wirklich über 700 Jahre alt war, hatte er eine Menge gesehen, erlebt und gefühlt. Wie hart muss es sein, den Menschen zu zusehen, wie sie ihre Jahre verbrauchten und dann starben, während er weiterlebte. Wie schwer muss es sein in so einer Welt geliebt zu werden oder Liebe zuzulassen? Ich bin gerade mal 25 Jahre auf dieser Welt und empfand es als wirklich schwierig einen Partner zu finden. Doch er toppte alles.

Nie in meinen Leben hätte ich gedacht, das ich irgendwann mal in einer Halle, irgendwo in der Pampa sitzen würde, Dosen-Ravioli aß und einen Feuerdämon dabei zusah, wie er irgendein Gebräu für mich herstellte. Ich drückte mir die letzte Ravioli in den Mund und betrachte kurz meine Gabel. Instinktiv pikste ich mich mit den Spitzen in den Unterarm. Ja ich spürte den Schmerz und es schien immer noch Wirklichkeit zu sein. „Lass das!", knurrte er mich an und nahm mir die Gabel aus der Hand. Sein Blick war finster und auch ein Hauch von Besorgnis war darin zu erkennen. „Ich wollte nur prüfen, ob das alles ein Traum sei. Vielleicht liege ich ja immer noch schlafend im Motel!", erklärte ich ihm kauend und schluckte den Rest endlich runter.

„Vielleicht hatte ich einen Unfall, liege im Koma und bilde mir das hier alles nur ein!", begann ich Szenarien zu erfinden, um meine eigene Unsicherheit und Angst vor dem Unbekannten und Fremden zu leugnen. „Das ist die Realität, Lillie! Du musst lernen es zu akzeptieren, sonst Frist dich die Angst auf!", riet er mir und setzte sich mit etwas Abstand neben mich. Das alles zu akzeptieren war aber nicht leicht. Das überstieg einfach meine Vorstellungskraft. Gab es noch mehr? „Alac, wenn Dämonen existieren, gibt es dann auch Engel?", fragte ich neugierig nach und er erstarrte für einen Augenblick. „Ja auch sie sind real. Aber sie halten sich gerne aus den Angelegenheiten der Menschen raus!", kam es recht anklagend von ihm, während er meinen Verband vom Oberarm entfernte.

„Also Dämonen, Engel, Zauber und Magie! Was ist mit Vampiren, Werwölfen, Wenigos und Banshees?", ratterte ich alles runter was mir so einfiel, an was ich mich erinnerte gehört zu haben oder las. Ein langes Knurren entwich seiner Kehle und ich hielt inne. „Ja, ja, ja und ja!", brummte er und strich mir mit seinem Finger diese Paste auf die Wunde. Er atmete schwer durch und zog die Augenbrauen zusammen. „Viele der Wesen, die man aus Roman und Mythologie-Bücher kennt, existieren. Viele von ihnen besitzen eine gute Seite. Weitaus netter als Dämonen!", klärte er mich auf und sah mich an. „Dennoch bleiben sie gefährlich. Also halte dich fern von ihnen!", forderte er mich in einen bestimmenden Ton auf.

„Also würde ich sofort loslaufen, dem nächstbesten Vampir in die Arme springen und darum betteln das er mich heiraten sollte.", meinte ich sarkastisch und starrte auf ein Regal mit vielen alten Büchern. Ich versuchte mich damit von meiner Wut abzulenken. Ich bin schließlich kein kleines Kind mehr. „Natürlich bin ich in der Lage Gefahren zu erkennen. Auch wenn es manchmal zu spät ist.", gestand ich, ließ die Anspannung wieder fallen und sah ihn wieder an. „Du bist Beth wirklich sehr ähnlich.", kommentierte er meine Aussage und verband meinen Arm neu. „Ich bin aber nicht sie!", polterte es wütend aus mir. Dieses vergleichen ging mir gehörig auf die Nerven. Er verglich mich immer mit ihr und Mum tat das genauso. Aber warum macht es mich so wütend? „Ich bin nicht wie sie. Ich habe nicht solchen Dinge geleistet wie sie. Ja ich mag ihr in jüngeren Jahren äußerlich ähnlich gewesen sein. Aber das wars auch schon.", wetterte ich los und entzog ihm meinen Arm, den er immer noch festhielt.

Buch 1: Road Trip With A Demon [18+]  || GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt