Nebel

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Lilli

Als wir wieder auf den langen Flur traten bekam ich sofort wieder eine Gänsehaut. Ich fühlte mich hier nicht wohl. Es gab etwas unbeschreibliches hier, das mir einen Schauer über den Rücken trieb. Alac konnte das auch spüren. Auch wenn er sagte das es nicht der Sabaro sein, gab etwas das ihn Sorgen bereitete. Aber was es war wollte er mir natürlich nicht sagen. Ich versuchte diese beunruhigende Gefühle abzuschütteln und hielt mich wieder am Saum seines Hemdes fest. Mein Blick schweifte immer wieder zu Boden und den Wänden. Es war ein wenig wie in der Version in der Halle. Dieses Hotel hatte ein hohes Potenzial an Horrorfilmschwingungen. Daher würde es mich auch nicht wundern, wenn jeden Moment ein Monster, Dämon oder simpler, ein Mörder auf dem Flur erscheinen würde. „Lilli, ich bin hier und passe auf.", beruhigte er mich. Wieder mal konnte er sofort spüren was ihn mir los war. Ich versuchte zu lächeln und an etwas schöneres zu denken.

Wir konnte laute Stimmen aus den Zimmern hören. Jemand der zu laut Fernsehen schaute, Pärchen, die sich stritten, schräge Musik und auch welche die sich scheinbar hemmungslos zu zweit oder zu dritt vergnügten. Ich spürte, wie mir die Wärme in den Kopf schoss, als das Stöhnen alles andere auf diesen Flur übertönte. Alac lachte leise und beugte sich zu mir. „Dein Stöhnen klingt viel besser!", brummte er mir ins Ohr. „Alac!", rief ich entsetzt und versteckte mein Gesicht hinter meinen Händen. Wie konnte er nur so etwas sagen? Lachend lief er schnell weiter und verstummte auf der Treppe.

„Lilli, los komm her.", forderte er mich auf. Ich legte meine Verlegenheit ab als ich den Nachdruck in seiner Stimme hörte. Etwas stimmte nicht. Eilig verringerte ich den Abstand zu ihm. „Bleib bei mir!", bat er mich und sein Blick verfinsterte sich. Besorgt folgte ich seinen Blick. Jemanden kam die Treppen hoch. Dunkel gekleidet und die Kapuze der Jacke tief ins Gesicht gezogen. Ein ungewöhnliches Gefühl überkam mich. Alacs Hand griff fest nach meiner, zog mich eng an sich und lief mit mir die Treppen herunter. Ein leises Knurren entwich seiner Kehle, als zwei leicht rot glühende Augen uns unter der Kapuze ansahen. Ein eiskalter Schauer lief mir den Rücken runter. Unsere Schritte wurden schneller. Es schien mir als wolle er schnellstmöglich hier weg.

„Was war das?", flüsterte ich dicht neben ihm und achtete auf meine Schritte auf den Stufen. „Das erkläre ich dir später. Lass uns schnell verschwinden!", wies er mich an und lief eilig mit mir die Treppen runter. Mein Herz raste vor Aufregung. Ich wusste genau, dass er mich nicht beunruhigen wollte. Dennoch hatte es den gegenteiligen Effekt auf mich. Nervös schaute ich hinter mich. Der Drang in mir zu wissen, ob jemand hinter mir sei, war unglaublich mächtig. Womöglich lag es an dem schockierenden Vorfall mit Sean im Dinner. Die Angst war erschreckend auch so enden zu können. Mein Puls wurde schneller und meine Hände begannen zu zittern. Erst als wir durchs Foyer nach draußen an die kühle Luft traten, merkte ich, dass ich die Luft angehalten hatte. Hastig holte ich Luft und krallte mich in den Stoff von Alacs Shirt. „Ganz ruhig Lilli. Langsam ein und wieder aus atmen.", bat er mich leise. Ich folgte seiner Anweisung, fokussierte seine Augen und atmete gleichmäßig.

„War...war das ein Dämon?", fragte ich außer Atem, senkte meine Hände und sah mich auf der Straße um. „Nein!", meinte er leise, backte mich am Oberarm und rannte mit mir auf die andere Straßenseite. „Das war ein Vampir. Lillie, hör genau zu. Ich möchte das du die ganze Zeit bei mir bleibst. Sprich mit niemand anderen außer mit mir. Okay?", bat er mich mit tiefer Stimme und sah zum Hotel hinauf. „E-ein Vampir?" Ich dachte ich hätte mich verhört. Aber seine Gesichtsausdruck verriet, dass er keine Witze machte. Es schien ihn mehr als sorgen zu breiten, das sich hier ein Vampir befand. „Sind sie so schlimm? Also ich meine, man kennt ja vieles aus Filmen und Büchern!", fragte ich unsicher nach als wir nun zusammen in Richtung der Bar liefen. Er knurrte leise. „Nicht alle sind schlimm. Es gibt viele die das Blutsaugen von Menschen verachten und ablehnen. Das sind aber meist die Wesen, die unfreiwillig zu einem Vampir geworden sind. Jedoch ist die Anzahl eher gering.", begann er zu erzählen und ich spürte eine Anflug von Mitleid. Er fühlte mit diesen Wesen. „Es ist ein großer Unterschied, so geboren oder zu etwas gemacht zu werden. Doch der war anders. Ich konnte seine Blutgier riechen.", knurrte er und hielt mich noch etwas fester an der Schulter fest. Als könnte er mich gleich verlieren. „Blutgier? Was ist das?", wollte ich wissen und musterte sein Gesicht. Die Besorgnis war deutlich zu sehen. „Wenn ein Vampir, sich nicht mehr kontrollieren kann, wann und wie viel Blut er saugt, verfällt der einer unkontrollierbaren Sucht. Er kann nicht aufhören und braucht immer mehr.", erklärte er mir und blickte noch einmal über seine Schulter.

Buch 1: Road Trip With A Demon [18+]  || GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt