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Olivia landete mit einem lauten Knall vor dem hölzernen Eingang der Brücke, die nach Hogwarts führte. Der Mond beleuchtete die Szenerie um sie herum schwach. Sie sah sich um. Das Apparieren machte sie immer ein wenig orientierungslos. Erschrocken wich sie zurück, als eine Gestalt sich erhob, die links neben der Brücke auf einem Stein gesessen hatte und die augenscheinlich auf sie gewartet hatte.

Es war Ominis.

Olivia starrte ihn an und bevor sie sich ihrer Reaktion bewusst werden konnte, rannte sie zu ihm und umarmte ihn fest. Erleichtert stellte sie fest, dass Ominis die Arme ebenfalls um sie legte und sie an sich drückte. Nach diesem Abend war diese Berührung, die Geborgenheit seines Geruchs und seiner Nähe alles was sie brauchte.

„Es tut mir so leid, Olivia. Ich hätte dich nicht allein lassen dürfen. Ich bin ein Idiot", er ließ sie los und wiederholte eindringlich: „Es tut mir leid."

„Danke, dass du auf mich gewartet hast", flüsterte Olivia und wünschte sich in die Umarmung zurück. Doch Ominis war zurückgetreten und sagte empört:
„Als ob ich dich alleine durch die Dunkelheit laufen lasse. Eigentlich hätte ich zurückkehren und mit dir gemeinsam disapparieren müssen, aber..."

Olivia betrachtete Ominis aufmerksam. Er wirkte nicht eifersüchtig, eher angsterfüllt.
„Ominis, was ist los?"

Er schüttelte abwehrend den Kopf. „Nichts, es ist nur... Mein Vater. Keine Sorge, ich werde dafür sorgen, dass du ihm nicht wieder begegnest."

Olivia runzelte fragend die Stirn. Was meinte er? Warum sollte sie Angst vor seinem Vater haben? Wenn er von ihrer Magie wüsste, hätte sie das sicher gemerkt. Und er wusste ja auch nicht, dass sie es war, die Rookwood getötet hatte.

„Ah... Ich habe ein Gespräch von ihm belauscht und ich denke, er könnte etwas mit Rookwood zu tun gehabt haben", sagte sie.

„Was?", Ominis zog scharf die Luft ein „Bist du verrückt? Hat dich jemand gesehen?"

„Nein!", beruhigte Olivia ihn schnell. Was hatte Vibianus Ominis angetan, dass er eine solche Angst vor ihm hatte?

Sie berichtete ihm, was sie gehört hatte und er schwieg einen Moment.

„Percival Yaxley ist ein Meister der Theorie der schwarzen Zauberei.", sagte Ominis schließlich und versank dann wieder in Gedanken.

„Ich habe ihn und meinen Vater vor ein paar Jahren über die Verbindung von schwarzer und heller Magie sprechen gehört, um einen mächtigen Fluch zu erschaffen...", fuhr er nachdenklich fort.

„Denkst du auch an Annes Fluch?", fragte Olivia ihn resigniert.

„Nun ja. Auszuschließen wäre es nicht", erwiderte Ominis langsam.

Olivia schluckte. Sie betrachtete Ominis Hände, die wieder nervös zu zucken begannen. Sie trat zu ihm und nahm ihn an der Hand.

„Komm, lass uns reingehen"

Sanft zog sie Ominis mit sich, der ihre Hand losließ, als er sich in Bewegung gesetzt hatte. Gemeinsam liefen sie langsam über die Brücke nach Hogwarts.

„Ich muss es Sebastian erzählen", durchbrach Ominis nach kurzer Zeit die Stille.

Olivia nickte. Eine Weile betrachtete sie Ominis Gesicht, dass vom hellen Mondlicht beleuchtet fast unheilvoll schön aussah.

Schließlich holte sie tief Luft und sagte: „Er kommt zurück. Sebastian. Er hat mir nicht gesagt, wann genau, aber scheinbar sehr bald. Er hat es mir gesagt, kurz bevor du disappariert bist. Also... sollten wir ihm gemeinsam davon berichten."

Im Schatten der BlutlinieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt