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Ominis Perspektive

Ominis saß mit gesenktem Kopf auf seinem Bett. Er hörte, wie sich die polternden Schritte, die er ohne den geringsten Zweifel Sebastian zuordnen konnte, ihrem Schlafsaal näherten und war nicht überrascht. Natürlich würde er ihn zur Rede stellen wollen. 

Er wusste nicht, wie Sebastian es herausgefunden hatte, doch nun blieb für ihn nur noch übrig, sicherzustellen, dass er trotzdem auf Olivia aufpasste. 

Er spürte einen schmerzhaften Stich im Herz. Ob sie es gewesen war, die ihm von der gebrochenen Vereinbarung erzählt hatte? Dieser blinde Zorn auf Sebastian und das Ausmaß seiner Eifersucht, als er auf die Party gekommen war, und mitbekommen hatte, dass Olivia und Sebastian sich küssten, waren erschreckend gewesen. 

Trotz der immensen Schuld, die Ominis an jedem Tag gespürt hatte, an dem er Sebastian nicht die Wahrheit gesagt hatte, brannte die Eifersucht immer noch in ihm. 

Doch wem wollte er einen Vorwurf machen? Olivia sicher nicht. Und Sebastian... Er selbst hatte die Abmachung schließlich zuerst gebrochen, also was sollte er ihm vorwerfen. 

Sebastian stieß die Tür auf und blieb einen Moment stehen. Dann ging er zu seinem eigenen Bett und nahm Platz, dass die Bettfedern quietschten.
Ominis rührte sich nicht. Ob Sebastian ihn schlagen oder verfluchen würde? Oder würde er weiter die Ähnlichkeit mit seiner Familie aufzeigen? Ominis wusste, dass er es verdient hatte, aber dieser Vergleich tat verdammt weh.

„Es tut mir leid", sagte er, als er das anklagende Schweigen von Sebastian nicht mehr aushielt, „Es tut mir so leid. Es war falsch von mir... Ich... Ich wollte es dir sagen, aber ich hatte Angst, dass du meine Bitte, sie zu beschützen, ignorieren würdest... Ich wusste nicht ob du auch sauer auf sie wärst... sie muss doch beschützt werden vor... meiner Familie"
Die letzten Worte kamen nur noch kraftlos heraus.

„Wenn du glaubst, dass irgendetwas dazu führen könnte, dass ich sie nicht mehr beschütze, kennst du mich echt schlecht", zischte Sebastian wütend.

Ominis atmete erleichtert aus.
„Das... das ist gut. Es darf sowieso nicht wieder vorkommen, also..."

Ominis wusste nicht, wie er den Satz beenden sollte.

„Sag mir, wann das war, Ominis", forderte Sebastian ihn auf. 

„Nachdem wir in Feldcroft waren", antwortete Ominis ohne zu zögern. Er wusste, dass er diese Freundschaft nur mit Ehrlichkeit würde retten können. 

Sebastian stieß verächtlich die Luft aus.
„Also war das sichtlich verliebte Traumpaar wohl doch nicht so traumhaft", sagte er schlicht und in Ominis keimte die Hoffnung auf, dass sie diese Sache überstehen könnten. 

Eine kleine Weile sagte niemand etwas, aber die Stille fühlte sich nicht mehr so schwer an.
Ominis holte tief Luft. 

„Die Vereinbarung war von Anfang an falsch. Und damit entschuldige ich nicht was ich getan habe, aber ich denke... Olivia sollte nicht allein oder unglücklich sein. Und ich hab' mitbekommen, wie ihr euch geküsst habt... Also schätze ich mal..."

Er konnte nicht weiterreden. Der Verlust und die Trauer schnürten ihm den Hals zu. 

„Tja...", sagte Sebastian und fügte dann wiederwillig hinzu, „Es war dieses dämliche Aphrodisiakum von Garreth. Es ist eigentlich ein Wunder, dass ich dich überhaupt angreifen wollte, wo dieser verfluchte Zaubertrank uns beiden die ganze Zeit vorgeschrieben hat, übereinander herzufallen"

Sebastian gähnte. Ominis durchströmte eine Woge der Erleichterung. Olivia hatte sich also nicht für Sebastian entschieden. Kurz darauf schalt er sich jedoch innerlich für seine Gefühle. Sie sollte es tun. Er hatte sie abgewiesen und sie sollte wirklich nicht alleine sein. Ominis seufzte.
Wieder vergingen einige Minuten. 

Im Schatten der BlutlinieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt