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Ominis stand wie angewurzelt vor der Luke und ließ seinen Zauberstab durch den Raum schwenken.

Olivia sah zu Vibianus, der seinen Sohn mit purer Verachtung musterte.

Ohne zu zögern richtete Ominis den Zauberstab auf seinen Vater, und öffnete den Mund, als die scharfe Stimme seines Vaters ihn innehalten ließ.

„Ich würde gut überlegen, was du als nächstes tust, mein Sohn"

„Ominis", keuchte Olivia und sie spürte, wie sich die ganze Anspannung frei brechen wollte, als sie ihn sah. Sie hatte sich noch nie so wenig gefreut, ihn zu sehen. Er war hier vermutlich in genauso großer Gefahr wie sie selbst.

„Mein Freund Seldwyn hat ebenfalls einen Zauberstab auf deine Freundin gerichtet. Solltest du mich angreifen oder dich sonst irgendwie unangemessen verhalten, wird sie schneller verflucht sein, als du... nun ja, nicht ‚sehen kannst' offensichtlich"

Vibianus lachte hämisch, während Seldwyn sich drohend zwischen Ominis und Olivia stellte.

Ominis stand weiter da wie angewurzelt. Sein Atem ging stoßweise und die Stirn war in Falten gelegt. Er arbeitete wohl immer noch an einem Fluchtweg.

„Könnt... könnt Ihr es wirklich? Anne hat nicht mehr viel Zeit"

Als sie Sebastians Stimme hörte, die derart unterwürfig zu Vibianus sprach, flammte Olivias Zorn erneut auf.

„Ich kann es", entgegnete Vibianus gelassen, „Und ich werde meinen guten Willen beweisen und es demonstrieren, selbst wenn sich Miss Stone bis jetzt widerspenstig gibt"

Olivia löste den Blick von Ominis, der nun verwirrt dreinsah.

Vibianus drückte Lumpy unsanft auf den Tisch, wo sie unbeteiligt liegen blieb.

„Recuperavio", sagte Vibianus deutlich und machte eine komplizierte Bewegung mit seinem Zauberstab, der sich langsam über dem Körper der Hauselfe bewegte.

Olivias und Sebastians Augen wurden groß, als ein stetiger Strom aus hellem Licht sich aus Lumpys Brust zum Zauberstab bewegte.

Ohne seine Augen von der Hauselfe zu lösen oder mit den beschwörenden Bewegungen innezuhalten, sagte Vibianus zu Sebastian:

„Nimm ein Glas und sammle es ein"

Sebastian starrte den älteren Zauberer mit offenem Mund an.

„Na los!", drängte Vibianus und zu Olivias Entsetzen griff Sebastian hinter sich und fing die Spuren Alter Magie mit einem leeren Glas ein.

Vibianus nickte zufrieden.

„Jetzt wird es interessant", sagte er und Olivia wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der Hauselfe zu.

Zu den hellen Schlieren kamen nun schwarze Stränge hinzu. Sie waberten mehr, als wie die Alte Magie anmutig zu schweben. Das musste die Schwarze Magie sein, die die verfluchte Person langsam tötete.

Sebastian verschloss das Glas und trat schnell einige Schritte zurück, um nicht mit den beunruhigenden schwarzen Fäden in Berührung zu kommen.

Unter Vibianus Zauberstab sammelten sie sich in einem schwarzen, wabernden Knäuel.

Nach einer Minute hatte sich ein etwa faustgroßer Ball gebildet und der Strom aus Lumpys Brust versiegte.

Olivia sah, wie Lumpy sich streckte und flink vom Tisch sprang. Die kleine Elfe sah sich schnell im Raum um und als sie Vibianus sah, der immer noch den pulsierenden Magieball kontrollierte, konnte Olivia eindeutig Angst in ihren Augen erkennen. Mit einem Knall verschwand Lumpy.

Im Schatten der BlutlinieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt