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Sebastian grinste, als auf sie zukam.

„Professor Sharp ist echt für 'ne Überraschung gut. Wollte mir Tipps geben, um den Duellierclub noch ‚effektiver' zu machen. Wär hätte das gedacht".

Sebastian kam näher und sein fröhliches Auftreten verwandelte sich umgehend in ein besorgtes, als sein Blick auf Olivia fiel.
„Was ist los? Weinst du?"

Olivia wischte sich unwirsch übers Gesicht. Sie hatte nicht geweint, doch die Tränen mussten ihr in den Augen gestanden haben.
Sie sah auf Ominis, der sich nicht gerührt hatte. Sein Kopf war immer noch gesenkt, als ob er wollte, dass keiner die Emotionen sah, die sich auf seinem Gesicht spiegelten. 

„Meine Verletzung... Sie tut weh", sagte Olivia mit erstickter Stimme.
„Soll ich... mal nachschauen?"
Olivia zögerte einen Moment, bevor sie sich entschied, dass sie die Zeit, in der Sebastian nachsah, nutzen konnte, um sich etwas zu beruhigen. Also nickte sie, raffte ihr Kleid hoch und drehte sich weg, während Sebastian ihre Wunde inspizierte. 

Nur einige Sekunden später erhob Sebastian sich wieder. Seine Wangen waren leicht gerötet und Olivia wurde mit einem Mal bewusst, dass sich die Verletzung an einer recht intimen Stelle zugetragen hatte. Automatisch huschte ihr Blick zu Ominis, der seinen Kopf erhoben hatte und nun nicht mehr verzweifelt, sondern verärgert aussah. Sein Kiefer mahlte und seine Hände ballten sich zu Fäusten. 

Selbst schuld, dachte Olivia trotzig und schob das schlechte Gewissen, das sich vorsichtig einschleichen wollte, in den Hintergrund.
„Es ist tatsächlich etwas rot", sagte Sebastian „Willst du in den Krankenflügel?"
„Nein, nein. Madam Toatleby hatte gesagt, dass das passieren würde und mir eine Salbe mitgegeben"

Olivia kam ein hinterlistiger Gedanke, den sie aussprach, bevor sie darüber nachdenken konnte.
„Ich komm' da nur nicht so gut selbst hin. Vielleicht kann Ominis mir die Salbe schnell auftragen, dann kannst du schon mal an den Rollen weiterarbeiten. Du hattest da ja ein paar interessante Theorien"

Sebastian sah aus, als hielte er von diesem Vorschlag überhaupt nichts. Verdattert starrte er sie an und ging dann widerstrebend ohne ein weiteres Wort zum Arbeitstisch. 

Ominis hingegen saß da wie vom Blitz getroffen. Olivias schlechtes Gewissen meldete sich erneut. Wie konnte sie ihn zu so etwas zwingen, wo er ihr doch deutlich gemacht hatte, dass er nicht mit ihr zusammen sein konnte und davon auch so überzeugt schien. 

Ehe sie zurückrudern konnte, war Ominis aufgestanden und zu ihr getreten. Er streckte seine Hand nach dem Tiegel aus und Olivia bemerkte, dass sie zitterte. Ihr Herz schlug schneller.
Was war das für eine idiotische Idee gewesen? Sie hatte vergessen, dass ihre Provokation darin bestand, dass er sie berührte. Seine Hände auf ihrer Haut zu spüren, obwohl sie doch wusste, dass das alles sein würde... Es würde verdammt wehtun. 

Ominis nahm die Salbe und kniete sich hinter Olivia, die langsam ihren Rock hochschob. Ihre Haut kribbelte und sie spürte ein Ziehen im Bauch.
Als Ominis ihr nacktes Bein berührte, zuckte sie leicht zusammen. 

„Alles okay?", fragte Ominis besorgt, doch Olivia bemerkte, dass er schwer atmete und sein Gesicht gerötet war.
Er empfand etwas für sie. Daran bestand für Olivia kein Zweifel mehr. Aber was brachte ihr diese Erkenntnis? 

„Mhm", bestätigte Olivia knapp und rang sich ein Lächeln in Sebastians Richtung ab, der sie argwöhnisch beobachtete. Zum Glück konnte er aus dieser Entfernung nicht hören, wie schnell ihr Herz schlug. 

Ominis hingegen musste es bemerken. Er war ihr viel zu nah. Olivia schluckte schwer, als seine Hände sich wieder auf ihren Unterschenkel legten und sich dann langsam hochtasteten.
Die Bewegungen waren so fließend, so behutsam tastend, dass das Ziehen in ihrem Bauch stärker wurde. 

Im Schatten der BlutlinieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt