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Völlig außer Atem kam Olivia nur wenige Minuten später vor Professor Weasleys Bürotür zum Stehen. Sie holte ein paarmal tief Luft und klopfte an. 

Olivia wartete das Strenge ‚Herein' ab und betrat dann kleinlaut das Büro.

„Entschuldigen Sie, Professor, ich habe völlig die Zeit aus den Augen verloren", erklärte sie sofort. 

Professor Weasley sah auf und betrachtete sie einen Bruchteil zu lange, bevor sie großmütig nickte und ihr bedeutete, Platz zu nehmen.
Olivia schluckte nervös. Ob die alte Lehrerin etwas ahnte? Sie fuhr sich geistesabwesend über ihre Lippen, die sich geschwollen anfühlten. Ihr Herz hüpfte bei dem Gedanken, wer dafür verantwortlich war und sie musste unwillkürlich lächeln. 

„Miss Stone, Sie sind doch eng mit Mister Gaunt befreundet, ist das richtig?"

Olivias Lächeln gefror ihr auf den Lippen. Das konnte doch nicht wirklich... Sie starrte Professor Weasley an, die sie ungeduldig ansah. 

„J...ja", stammelte Olivia und wurde rot. Wollte Professor Weasley sie nun wirklich zu ihrem Liebesleben befragen? 

„Kennen Sie denn auch seinen Vater, Vibianus Gaunt?", fragte die Lehrerin weiter und Olivia war von der Wendung, die dieses Gespräch genommen hatte, so verwirrt, dass ihr Mund verblüfft zuklappte. 

„Der Grund, aus dem ich Sie das frage, ist etwas... besorgniserregend", fuhr Professor Weasley fort und gab Olivia so Zeit, sich zu sammeln, „Ich habe gestern durch Zufall erfahren, dass Vibianus Gaunt den Schulleiter um Informationen gebeten hat... Um Informationen über Sie."

Olivias Augen wurden groß. 

„Unglücklicherweise ist der Schulleiter", Professor Weasley rümpfte die Nase, „mit dem alten Gaunt befreundet. Deshalb müssen wir davon ausgehen, dass Professor Black die wenigen Angaben, die wir zu Ihrer Person haben, weitergegeben hat" 

Olivias Gedanken rasten. Vibianus hatte ihre Tarnung durchschaut. Was konnte er jetzt von ihr wollen? War sie ihm ein Dorn im Auge, weil sie sich auf seine Party geschlichen hatte, oder hatte er in seinem Büro etwas Verdächtiges bemerkt und eins und eins zusammengezählt? Oder ging es wirklich um ihre Nähe zu Ominis? 

„Ich... was sollte er von mir wollen?", stammelte Olivia, weil Professor Weasley sie besorgt fixierte. 

„Leider habe ich dementsprechend nichts aus dem Schulleiter herausbekommen. Ich vermute, dass er es selbst nicht weiß"

Professor Weasley schüttelte missbilligend den Kopf.
„Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass er über ihre Fähigkeiten Bescheid weiß... aber egal warum Vibianus Gaunt sich für Sie interessiert, ich habe mich dazu entschieden, Sie davon in Kenntnis zu setzen, damit sie vorsichtig sind. Ich weiß, dass Mister Gaunt – Ominis – ein wirklich toller und guter Junge ist und noch dazu ein Freund von ihnen, aber der Rest seiner Familie..."

Olivia sah Professor Weasley gebannt an, die matt mit den Schultern zuckte. Sicher würde sie trotz ihrer Position als stellvertretende Schulleiterin großen Ärger bekommen, wenn Professor Black über dieses Gespräch Bescheid wüsste. 

„Nun ja, sie sind besessen vom Reinblütigen. Ihre eigene Herkunft ist, wie sie selbst wissen, etwas undurchsichtig, weswegen ich Ihnen abermals rate, ganz besonders vorsichtig zu sein. Bitte hüten Sie sich vor fremden Menschen, beantworten Sie keine persönlichen Fragen und verlassen Sie das Schulgelände wenn möglich mit einer Begleitung"

Der Blick von Professor Weasley durchbohrte Olivia aufmerksam. Diese nickte mit zugeschnürtem Hals. 

„Es freut mich, dass sie die Ernsthaftigkeit dieser Information zu begreifen scheinen. Aber es bringt auch nichts, jetzt den Kopf zu verlieren. In Hogwarts sind sie völlig in Sicherheit, also machen Sie sich keine Sorgen", sagte Professor Weasley und erhob sich. Olivia stand ebenfalls auf, bedankte sich schnell und verließ das Büro.

Im Schatten der BlutlinieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt