Kapitel 10: Der Angriffsplan

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Es war eiskalt, obwohl es schon länger nicht mehr geschneit hatte.

Rose, Luna und Ginny liefen mit ihren leuchtenden Zauberstäben in den Händen zitternd durch den verbotenen Wald.

Auf dem Weg zur Rabenruine.

"Aber eins versteh ich immer noch nicht.", sagte Ginny nachdenklich und durchbrach damit die erdrückende Stille. Luna und Rose hatten ihr alles erklärt - also alles, was sie verstanden hatten.

Denn das meiste war für sie absolut unverständlich, genau wie für Ginny.

Sie wussten nicht wirklich, was mit diesen blauen Edelsteinen los war, aber allen war klar, dass die Rabenruine irgendetwas mit dem Ganzen zu tun haben musste.

"Und was?", fragte Rose und schwenkte ihren Zauberstab nach rechts um sich zu vergewissern, dass sie nicht vom Weg abgekommen waren.

"Na ja. Warum hilft Sam dir auf einmal?", sagte Ginny. Rose zuckte mit den Schultern.

"Komm schon, du musst doch irgendeine Idee haben!", meinte Ginny nachdrücklich und zuckte dann auf einmal kurz zusammen, bevor sie anfing zu lächeln. "Oder ... warte mal, ich glaube ich habe eine Idee! Kann es sein, dass er auf dich steht?"

"Sam?! Ein Slytherin?", fragte Rose mit hochgezogenen Augenbrauen und war dankbar für die Dunkelheit die sie umgab. So konnten beide nicht sehen, wie rot sie geworden war.

"Warum nicht? Ist doch typisch: Junge verliebt sich in ein Mädchen, in das er sich nicht verlieben soll.", sagte Ginny und grinste mit jedem Wort breiter. "Und magst du -"

"Wir sind fast da, ich sehe schon die Steine.", meldete sich Luna und fing an zu rennen. Rose war dankbar für die Unterbrechung und folgte ihr gemeinsam mit Ginny.

Luna hatte recht - sie standen vor einer Ruine aus grauem, unebenen Stein, das voll mit Moss und anderen Pflanzen bewachsen war.

An einer Wand prangte ein Messingschild, darauf abgebildet war ein Rabe der auf einem Ast saß. Das Zeichen von Rowena Ravenclaw.

"Wir sind hier wohl richtig.", stellte Ginny fest und betrat als Erste die Rabenruine.

Rose folgte und Luna trat als Letzte ein.

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Sie suchten fast zwei Stunden lang nach dem Diadem. Sie durchforsteten sämtliche Ecken und Erker, alle Plätze, die als Geheimversteck durchgehen konnten.

Aber sie fanden nichts.

Schließlich entschieden sie zurück zu gehen und schlichen enttäuscht zurück durch den düsteren Wald.

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"Du bist zu spät!", begrüßte Malcolm seinen kleinen Bruder.

"Sorry.", murmelte er und wischte sich unauffälig die restliche Tinte von den Fingern. Er hatte eine Einladung für ein Damespiel abgegeben, an Rose.

Sein Bruder wusste davon nichts, glaubte er zumindest. Und wenn doch konnte er auf keinen Fall etwas von seinen Gefühlen für sie ahnen.

"Dabei ist heute ein so unglaublich wichtiges Treffen!", sagte Draco und fuhr mit einer Hand über seine weißblonden Haare, die wie immer glatt auf seinem Kopf lagen.

Sam verbiss sich jegliche gemeine Kommentare über Dracos Frisur und setzte sich neben Malcolm.

"Ich habe gestern noch lange über unsere Ideen nachgedacht und war dann auf einmal ... extrem genervt!".

Alle in dem Raum zuckten zusammen.

"Ja, ich war enttäuscht! Wir müssen endlich anfangen zu arbeiten, wir müssen endlich angreifen. Unser geliebtes Hogwarts bricht zusammen, wegen irgendeiner Verschwörung. Wegen Harry Potter!". Draco spuckte auf den Tisch. "Deshalb habe ich einen Plan! Ich habe von etwas gelesen, einer Ruine im Wald. Abgelegen, düster, kalt, gefährlich. Absolut perfekt für uns.

Wir locken diese "Armee" nach dort und erledigen sie, jeden einzelnen von ihnen!"

Sam wurde eiskalt. Vor seinem inneren Auge sah er, wie Draco Rose tötete. Wie ihr lebloser Körper in irgendeiner Ruine im verbotenen Wald verweste.

"Deshalb habe ich einen Plan gemacht, denn sie sind zwar unglaublich dumm ... aber garantiert folgen sie nicht einfach so unseren Befehlen.

Also, wir machen es so: Wir legen überall versteckte Hilferufe aus, manipulieren sie, bis sie glauben, in der Ruine wäre jemand, der Hilfe braucht."

Crabbe und Goyle lachten annerkennend, Malcolm nickte: "Das ist genial!"

Draco lächelte zufrieden.

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Sam war unglaublich erleichtert, als Rose zu dem Damespiel zusagte. Sie trafen sich in der Bibliothek, noch am selben Tag.

Er musste unbedingt mir ihr reden.

Also schrieb er wieder einen Zettel, legte ihn unter das Damespielbrett. Denn wie beim letzten Mal war er mehr als überzeugt davon, beobachtet zu werden.

Immer wieder sah er prüfend zu den Bücherregalen neben ihm, fast jedes mal sah er jemanden dort stehen.

Jemanden mit grüner Krawatte.

"Hi.", sagte die Stimme von Rose, an die Sam momentan entschieden zu oft dachte.

"Hi.", erwiderte er nervös, Rose setzte sich ihm gegenüber. Sie spielte wie immer mit den schwarzen Steinen, er mit den weißen.

Und wie auch sonst immer schien Rose zu gewinnen.

"Du wirst immer schlechter.", sagte sie nachdenklich.

Sam zuckte mit den Schultern und legte seine Ellebogen auf den Tisch: "Meinst du?"

"Definitiv.", antwortete Rose und schob einen weiteren weißen Spielstein vom Feld.

Er war wieder kurz davor zu verlieren, nur noch drei seiner Steine lagen auf dem Spielbrett.

"Immerhin bin ich nicht DER schlechteste.", meinte Sam und schob einen anderen weißen Stein nach vorne. Rose nahm ihn wieder weg, legte ihn an die Seite - und Sam legte seine Hand auf ihre.

Er hörte seinen schnellen Herzschlag, sah nur auf seine Hand, die die von Rose bedeckte. Ihre Haut war kühl und weich.

Dann sah er auf, traf ihre Augen.

Sie sah ihn gleichzeitig verwirrt aber auch angespannt an. Sie musste vermuten, dass er versuchte, ihr einen Hinweis zu geben.

Sam redete sich ein, dass er seine Hand nur auf ihre gelegt hatte, um sie auf den Zettel aufmerksam zu machen.

Aber es war einfach so, dass ihn die Berührung glücklich machte. Und Rose zog ihre Hand nicht weg.

"Was ist?", wisperte sie so leise, dass Sam es fast nicht verstanden hätte. Er tippte mit seinem Zeigefinger auf das Spielbrett, während er einen weiteren weißen Stein verschob.

Rose nickte ihm unmerklich zu, nahm den Stein weg und zog den Zettel unter dem Spielbrett hervor.

Unauffällig ließ sie ihn in ihrer Tasche verschwinden.



The Raven and the Snake (Harry-Potter-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt