20. Breakfast at Schmitt's

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"...und jetzt sprechen wir darüber mit Kevin Kühnert, Generalsekretär der SPD. Schönen guten Morgen. Herzlich Willkommen." - "Guten Morgen."

Müde blinzelte ich in den halbdunklen Raum. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich verstand, wo ich war. In Tommis Bett. Ich spitzte die Ohren und hörte eine leise Frauenstimme.

"Herr Kühnert, eigentlich hat man sich ja beim Koalitionsausschuss vor zwei Monaten auf alles geeinigt. Was ist schief gelaufen, dass man jetzt immer noch darüber streitet?"

Langsam drehte ich mich im Bett um. Tommi lag neben mir. Seine Beine hatte er unter der Decke aufgestellt, ein iPad lehnte an seinen Oberschenkeln. Mit einer Kaffeetasse in der Hand starrte er interessiert auf den Bildschirm und lauschte dem Gespräch. Ich erkannte Dunja Hayali. Es lief das ZDF moma, was auch sonst.

Tommi hatte mich bemerkt und sah mich an. "Guten Morgen", murmelte er. Seine Stimme klang rau und verschlafen. Und so attraktiv. "Guten Morgen", sagte ich lächelnd und deutete auf das iPad. "Das ist also tatsächlich deine Morgenroutine, ja? Der erste Kaffee zum moma im Bett." - "Na klar, gibt doch nichts besseres", seine Augen wanderten zu meinem Mund. "Naja, zumindest fast." Die Schmetterlinge in meinem Bauch tobten, während er den letzten Schluck Kaffee hinunterzog und seine Tasse anhob. "Möchtest du auch einen?" - "Ja gerne", antwortete ich nickend. Tommi pausierte die Sendung, stellte das iPad auf den Nachttisch, schlug die Decke zurück und machte sich auf den Weg in die Küche.

Ich ergriff die Chance, stand ebenfalls auf und tapste auf nackten Beinen ins Bad. Ich trug nichts außer einem großen beigen T-Shirt, das er mir heute Nacht kurzer Hand aus seinem Kleiderschrank gefischt hatte, und meinem Slip. Heute Nacht. Beim Gedanken daran, was er mit mir angestellt hatte, stolperte ich fast über den flauschigen Badteppich. Ich schloss die Tür hinter mir, bevor ich mich im Spiegel betrachtete. Meine Haare waren komplett zerzaust, denn mein Haargummi lag im Hotel. Unter meinen Augen hatte sich ein kleiner Rest Mascara abgesetzt, den ich vor dem Schlafengehen nicht ganz abbekommen hatte. Wie auch? Meine einzige Möglichkeit war Tommis Duschgel gewesen, das mir jetzt noch in den Augen brannte. Ich seufzte. Zumindest hatte er noch eine neue Zahnbürste im Vorratsschrank gefunden.

Nachdem ich mir die Zähne geputzt und mein Gesicht mit einem weiteren Klecks von seinem Duschgel gewaschen hatte, öffnete ich leise den Spiegelschrank über dem Waschbecken. Ich musste dringend meine Haare bürsten, bevor ich ihm wieder unter die Augen trat. Hinter der linken Tür wurde ich fündig. Ein grobzackiger Kamm, immerhin. Vorsichtig entwirrte ich meine braunen Strähnen. Nachdem ich das Duschgel und den Kamm wieder an ihren Platz geräumt hatte, sah ich in den Spiegel. Immer noch wie gerade aufgewacht, aber besser als vorhin. Das musste reichen.

Im Flur kam mir Tommi mit zwei vollen Kaffeetassen entgegen und blieb stehen. Sein Blick fiel auf meine nackten Beine. Ich sah, wie sich sein Mund leicht öffnete, bevor seine Augen langsam hinaufwanderten. Für einen kurzen, aber eindeutigen Moment blieben sie an meinen Brüsten hängen, die sich unter seinem T-Shirt abzeichneten. Erst dann trafen sie meine Augen. "Du...", hauchte er. "Du siehst toll aus." Langsam kam er auf mich zu. Er balancierte die vollen Tassen in seinen Händen, während er mir einen langen, zärtlichen Kuss auf die Lippen drückte.

You told me I was pretty when I looked like a mess.

Today was a fairytale.


Wenige Minuten später saßen wir mit unseren Kaffeetassen auf seinem Bett und schauten moma. Besser gesagt: Tommi schaute moma, ich schaute ihn an. Für Politik war es mir einfach noch zu früh. Als ein Piepen aus der Küche ertönte, sprang er auf. "Bin gleich wieder da", murmelte er. Als er aus dem Zimmer war, checkte ich mein Handy. Ich ignorierte die Nachrichten von Marlie und meiner Mutter. Darum kümmere ich mich auf der Heimfahrt. Ich öffnete die App der Deutschen Bahn. In zweieinhalb Stunden fuhr mein Zug, realisierte ich traurig. Denn Tommi musste nach Hamburg zur nächsten Show. Ich legte mein Handy neben mich aufs Bett und kuschelte mich zurück in die Kissen. Plötzlich stand Tommi wieder im Schlafzimmer. In der Hand hielt er ein Tablett, auf dem sich zwei Brötchen, zwei Croissants, zwei verschiedene Marmeladen und zwei Gläser Orangensaft befanden. Meine Augen wurden groß und ich richtete mich auf. "Ich kann dich doch nicht ohne Frühstück gehen lassen", sagte er lächelnd, als er das Tablett auf der Matratze abstellte.

"Ich fahre dich nachher erst zum Hotel, dann kannst du deine Sachen holen. Und dann lasse ich dich am Bahnhof raus, bevor ich Felix und die anderen treffe. Okay?", fragte er, während ich gerade das Croissant verschlang. "Ja... und nein", antwortete ich mit einem traurigen Lächeln. "Danke, dass du mich fährst. Ich hab nur echt keine Lust, Köln zu verlassen." Ich zuckte mit den Schultern. Tommi streckte seine freie Hand aus und streichelte über mein Bein. "Ich weiß. Ich freue mich jetzt schon auf die Show am Montag in München", versuchte er, mich aufzumuntern.

Bis zum letzten Schluck Orangensaft ruhte seine Hand weiter auf meinem Bein. Nachdem ich mein leeres Glas auf dem Tablett abgestellt hatte, schob er es zur Seite und rutschte näher an mich ran. "Ein bisschen Zeit haben wir noch", flüsterte er mit einem schiefen Lächeln und wanderte mit seinen Fingern an der Innenseite meines Oberschenkels entlang. Sofort spürte ich, wie es zwischen meinen Beinen zu Pulsieren begann. Dann spürte ich seinen Mund auf meinem. Seine Zunge schob sich langsam zwischen meine Lippen und hinterließ einen süßlich-fruchtigen Geschmack. Ich erschauderte, als er seine Finger unter meinen Slip schob. "Oh Gott", stöhnte ich leise auf. "So viel Zeit?" Er löste sich von meinem Mund und warf lachend seinen Kopf in den Nacken. Seine Hand blieb dabei, wo sie war. Er sah mich an und biss sich auf die Lippen. "Du hast recht, wir sollten uns ein bisschen beeilen", flüsterte er und glitt dabei mit seinen Fingern in mich. Ich riss die Augen auf und atmete keuchend aus. Während er seine Hand rhythmisch bewegte, murmelte er: "Ich sollte duschen, bevor wir losfahren. Und ich möchte, dass du mitkommst."

Più bella cosa (Tommi Schmitt)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt