24. Ways that this one could go wrong

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"Kennst du Gemischtes Hack?", fragte ich meine Mutter. Sie schaute mich an, als würde ich sie für dumm verkaufen wollen. "Du meinst...", setzte sie an. "Nein, nicht das vom Metzger, falls du das jetzt sagen wolltest", warf ich ein. Dann erzählte ich ihr von meinem Lieblings-Podcast. "Klar, von Felix Lobrecht habe ich schon mal gehört. Von dem habe ich zufällig mal ein paar Videos auf Youtube gesehen. Aber Podcasts verstehe ich überhaupt nicht. Die unterhalten sich dann nur und du hörst das an?" - "Ja, das... ist echt witzig. Und oft wird auch über ernstere Sachen geredet, so politische Dinge oder so." Ich zuckte mit den Schultern. "Aber ist auch egal. Also, was ich eigentlich sagen wollte... der andere Typ, mit dem Felix Lobrecht diesen Podcast macht, heißt Tommi Schmitt." Meine Mutter schaute mich erwartungsvoll an, sichtlich verwirrt, worauf ich hinauswollte. Dann platzte es einfach aus mir heraus: "Mit dem hab ich mich diese Woche in Köln getroffen."

"Na, das klingt doch nach einem netten Mann, Louisa", meldete sich meine Mutter zu Wort, nachdem ich einen langen Monolog gehalten hatte. Ich hatte ihr erzählt, dass ich Tommi schon durch den Podcast sympathisch und lustig fand. Dass er irgendwann angefangen hatte, mir auf meine Instagram-Nachrichten zu antworten. Und dass er mich vor kurzem nach Köln eingeladen und wir dort zwei schöne Tage miteinander verbracht hatten. "Weißt du schon, wann du ihn wiedersiehst?", fragte sie. "Äh, Mama...?", antwortete ich irritiert. "Du reagierst so, als hätte ich dir gerade erzählt, dass ich einen Typen im Edeka getroffen und er mich nach meiner Nummer gefragt hätte. Willst du gar nichts dazu sagen, dass Tommi irgendwie... berühmt ist?" Meine Mutter zuckte mit den Schultern. "Das beeindruckt mich gar nicht, Lou. Klar, wenn du jetzt mit Bill Kaulitz angekommen wärst, dessen Poster du damals abgeknutscht hast, dann wäre ich schwer beeindruckt", sie lachte. "Ich kenne diesen Mann nicht, deshalb kann ich mir gerade nicht so gut vorstellen, wie bekannt er ist. Aber auch so - am Ende zählt für mich, dass er nett ist, gut zu dir passt und dich glücklich macht." Sie hob die fertigen Käsespätzle auf einen Teller und streute ein paar Röstzwiebeln darüber. "Und das klang in deinen Erzählungen ganz danach, oder?"

Mir stand der Mund offen. Natürlich hatte sie Recht, aber... "Aber er IST eben berühmt. Ja, es war total schön in Köln, aber trotzdem kann ich einfach nicht glauben, dass er an mir als Normalo interessiert ist." Ich nahm einen großen Schluck Wein. "Am Ende sieht er mich nur als Groupie, so einer wollte ich damals tatsächlich unbedingt von Bill Kaulitz sein", ich kicherte. Langsam aber sicher machte mich das Gedankenkarussell um Tommi einfach nur noch verrückt. Und der Wein tat sicher sein Übriges.

When Emma falls in love, she calls up her mom,
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"Ach Louisa, hör doch auf. Natürlich kann es sein, dass das nicht der Mann ist, den du heiraten wirst. Aber das wüsstest du bei einem Mann aus dem Edeka auch nicht. Das hat doch nichts mit seinem Job zu tun?" Ich schwieg. Ja, damit hatte sie wirklich recht. Als ich gerade dazu ansetzen wollte, etwas zu erwidern, flog ein grauer Kasten von oben auf mein Handydisplay und bedeckte die Augen meiner Mutter. Eine Nachricht von Tommi.

Tommi: Sind gut in Berlin angekommen. Hab mein Hotelzimmer bezogen und komm gerade aus der Dusche. Apropos...

Weiter konnte ich leider nicht lesen, ohne den Chat zu öffnen. Doch auch die halbe Nachricht zauberte mir direkt ein Grinsen ins Gesicht, das auch meiner Mutter nicht entging. "Was ist?", fragte sie. "Er hat mir in dieser Sekunde geschrieben", sagte ich und wurde rot. "Er ist in Berlin und hat dort morgen eine weitere Show. Und am Montag kommt er nach München, also... um deine Frage von gerade eben zu beantworten. Ich gehe davon aus, dass wir uns da wiedersehen werden." - "Na, das hört sich aber nicht so an, als wäre er nicht interessiert", sie zwinkerte mir zu.

Nachdem wir aufgelegt hatten, öffnete ich die Nachricht von Tommi so schnell ich konnte. Mittlerweile hatte er auch noch eine zweite geschickt.

Tommi: Sind gut in Berlin angekommen. Hab mein Hotelzimmer bezogen und komm gerade aus der Dusche. Apropos Dusche... ich hätte dich gerne dabeigehabt und dort weitergemacht, wo wir gestern aufgehört haben. Ich freue mich auf Montag!

Più bella cosa (Tommi Schmitt)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt