9. Die Show

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Schnell drückte ich mich in die Halle. Gerade noch rechtzeitig, bevor einer der Securitys die schwere Metalltür hinter mir schloss. Leise lief ich durch den Mittelgang und entdeckte einen letzten Randplatz in der viertletzten Reihe. Bloß nicht auffallen, Louisa. Ich hatte das Gefühl, als könnte man mir ansehen, weshalb ich hier war. Auch, wenn das völlig bescheuert war. Ich hatte gerade auf dem Holzstuhl Platz genommen, als das Saallicht ausging und ein lauter Song ertönte. Mit klopfendem Herzen blickte ich zur Bühne. Ich hatte noch gar keine Chance gehabt, das Bühnenbild zu begutachten. Zwei gemütlich aussehende Sessel, ein kleiner Tisch mit Getränken. Das wars. 

Ich schreckte hörbar auf, als er auf einmal in meinem Blickfeld stand. Tommi. Da war er. Meine Sitznachbarin schaute irritiert zu mir rüber. Ich atmete tief durch und versuchte, die Blicke zu ignorieren. Von wegen nicht auffallen, hat ja gut geklappt. Gott sei Dank war es nicht die bombastisch aussehende Blonde von vorhin. Ich richtete meinen Blick starr nach vorne, wo Tommi und Felix gerade auf ihren Sesseln Platz nahmen. Mich überkam eine Gänsehaut. Tommi sah einfach umwerfend aus. Schon mit der Begrüßung brachten sie den ganzen Saal zum Lachen. Anschließend ergriff Felix das Wort und erzählte von einer lustigen Situation, die ihm bei seiner Ankunft in Köln passiert war. Während er sprach, ließ Tommi seinen Blick übers Publikum wandern. Sein Gesicht war angespannt. Was war los...?

Nachdem beide einen Life-Hack zum besten gegeben haben, beantworteten sie einige Fragen, die die Zuschauer:innen vorher wohl im Foyer auf kleine Zettel schreiben konnten. Schade, dass ich zu spät kam. Ich hatte so viele Fragen im Kopf, die ich Tommi stellen wollte. Mit der Zeit merkte ich, dass ich mich entspannte. Ich war so auf das Gespräch der beiden fokussiert, dass meine Nervosität komplett verschwand. So verging die erste Hälfte der Show wie im Flug. Winkend verabschiedeten sich die beiden in die Pause. 

Ein großer Teil des Publikums stand sofort auf, so schnell konnte ich gar nicht gucken. Na toll, die Schlange bei den Getränken war jetzt sicher total lang. Dann eben nicht. Um mir die Zeit zu vertreiben, holte ich mein Handy aus der Handtasche. Oh.

tommischmitt hat dir eine Nachricht gesendet.

tommischmitt hat dir eine Nachricht gesendet.

tommischmitt hat dir eine Nachricht gesendet.

Sofort wurde ich wieder nervös und mein Herz klopfte schneller. Ich öffnete die Nachrichten. Sie waren alle von vor der Show. 

Tommi: Hey, bist du schon da?

Tommi: Schreib mir kurz, wenn du da bist.

Tommi: Hast du es dir anders überlegt...?

Die letzte Nachricht war von 19:56 Uhr. Nur vier Minuten vor der Show. Als ich noch draußen stand und auf besseres Wetter wartete. Mist. Hatte ich meine Chance nun verspielt, ihn zu treffen? Mein Atem stockte - der grüne Punkt neben seinem Namen erschien. Schnell begann ich zu tippen.

Lou: Natürlich nicht! Ich bin hier. Die erste Hälfte war super!

Gelesen. Sofort. Himmel, war ich nervös! Allein die Vorstellung, wie er im Backstage-Bereich sofort unseren Chat öffnete, ließ mir das Herz in die Hose rutschen. Aufgeregt blickte ich mich um - hoffentlich schaute niemand in mein Handy! Meine Sitznachbarin war zum Glück ins Foyer gegangen und auch hinter mir saß keine:r mehr. Plötzlich vibrierte es in meiner Hand.

Tommi: Willst du nach hinten kommen? Aus der Halle raus ins Foyer, an der Bar vorbei zu dem roten Vorhang, vor denen die Securitys stehen. Sie wissen Bescheid. Codewort The Lemonade Stand.  

Più bella cosa (Tommi Schmitt)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt