i can't breath without you

III

Bevor Colin antworten konnte, öffnete sich die Schlafzimmertür und eine verschlafene Noa trat heraus. „Was ist los? Gehts dir nicht gut?", fragte sie und zupfte an ihrer kurzen Schlafanzughose. „Ja, ich bin nur kurz auf Insta, konnte nicht schlafen und wollte dich nicht wecken", log Colin sie an. Aus Schreck hatte er bei Noah aufgelegt und schrieb ihm schnell eine Nachricht, dass er jetzt nicht mehr könne. Er vertröstete ihn auf morgen, wenn Colin in der Uni war. Die Vorlesung konnte er auch mal etwas nach hinten schieben, in seinen Prioritäten. 

„Und du weinst wegen Instagram? Colin, ich bin nicht dumm, irgendwas ist doch los". Noa trat auf ihn zu. Widerwillig hob Colin seine Decke, damit sie sich zu ihm setzen konnte. Jetzt ist dieses Gefühl, dass Colin gerade bei dem Telefonat hatte, komplett verblasst. Es fühlte sich jetzt nur noch an wie ein Traum. 

Vielleicht sollte er ihr jetzt alles berichten. Sie hat die Wahrheit verdient, immerhin hatte sie nie etwas falsch gemacht. Und sie war eine tolle Freundin, hat sich immer um einen gekümmert, war lustig und aufgeschlossen. Aber sie ist nicht Noah. Niemand ist Noah. 

„Es gibt noch etwas, worüber ich mit dir reden müsste", eröffnete Colin ihr also und hatte damit ihre volle Aufmerksamkeit. „Ich bitte dich, mich ausreden zu lassen. Also, es gibt etwas, dass du noch nicht weißt. Ich hab es dir am Anfang nicht erzählt und irgendwann war der richtige Zeitpunkt vorbei". 

Wenn sie jetzt mit einem Antrag gerechnet lag sie meilenweit daneben. Colin konnte nicht glauben, dass er gleich mit ihr Schluss machen musste. 

„Vor 10 Jahren auf dem Einstein, war ich mit 2 Jungs in einem Zimmer. Joel und Noah. In diesem Jahr ging es um Zukunftsprojekte. Ich habe mit Joel an einem 4D Stuhl gearbeitet. Und Noah hat uns Filme gedreht. Allgemein waren Noah und ich wirklich gute Freunde. Und irgendwann wurde daraus mehr als Freundschaft. Wir waren fast 3 Jahre zusammen, dann hatte sich Noah getrennt", erzählte Colin ihr die Kurzfassung. „Okay, du hast also einen Exfreund. Aber ich sehe den Zusammenhang nicht, warum du jetzt weinend auf der Couch sitzt. Und das um vier Uhr morgens". 

„Das ist das schwierige und auch der Grund, warum ich nicht mit dir darüber geredet habe. Nachdem Noah Schluss gemacht hat, bin ich schulisch komplett abgesackt und in ein Loch gefallen. Ich wollte wochenlang nicht mein Zimmer verlassen und mit niemandem reden. Wir haben nach der Trennung den Kontakt abgebrochen, Noah ist zurück zu seinen Eltern gegangen und hat dort seinen Abschluss gemacht, soviel ich weiß. Aber das Problem ist, ich bin immer noch in dem Loch, auch wenn es schon fast 8 Jahre her ist". 

Noa hatte ihm aufmerksam zugehört und sie versteht, was er mit dem letzen Satz meinte. „Du liebst Noah immer noch, stimmt's?", fragte sie und ihr stiegen Tränen in die Augen. Sie merkte wahrscheinlich auch in was dieses Gespräch enden würde. In das Ende ihrer Beziehung. Zaghaft nickte der Brünette, was dann aber in ein selbstsicheres Nicken mutierte. Noa streicht sich die Tränen von der Wange.

 „Beantwortest du mir noch ein paar Fragen?", wollte sie wissen. Wieder nickte Colin. Und hängte noch ein „alles was du willst" hintendran. „Hätte ich jemals eine Chance?", war ihre erste Frage. Colin hatte sich vorgenommen, sie nicht mehr anzulügen, also sagte er geradeheraus die Wahrheit. „Wahrscheinlich nicht". Sie hatte diese Antwort bereits geahnt, weswegen sie einfach nur nickte. „Würdest du für Noah sterben?" „Ich würde alles für ihn tun", gab Colin zu, ohne zu zögern. „Warum ich?", war ihre nächste Frage. Kurz überlegte er, was er dazu sagen wollte. „Wahrscheinlich, weil du ihm ähnlich bist. Ich wollte ihn mit dir ersetzten". Noa nickte und stand auf. „Danke für deine Ehrlichkeit. Wir sollten morgen weiterreden. Aber es ist wahrscheinlich das beste, wenn wir hier den Schlussstrich setzen. Colin, ich liebe dich wirklich, aber ich will deinem Glück nicht im Weg stehen". Mit diesen Worten geht Noa in unser Zimmer. Colin schläft auf der Couch, aus Respekt ihr gegenüber.