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Die Wohnung, die Colin etwa 2 Stunden später betritt fühlt sich fremd und kühl an. 

Vorallem leer. 

Und das, obwohl er schon fast 4 Jahre dort wohnte. Es fühlte sich nicht richtig an, wieder hier zu sein. Colin schaute sich um. Es sah genauso aus, wie vorher. Man könnte meinen, er war gerade nur in der Uni für ein paar Stunden und nicht eine ganze Woche in Hamburg. Auch Noas Sachen sind noch da, zumindest standen an der Tür ihre karierten Vans und ihr brauner Mantel hing auch noch an der Garderobe. 

Sanft ließ Colin seine Hand über den Stoff streichen. Er fühlte sich bekannt an. Auch der Geruch, der in der gesamten Wohnung war, war gewohnt. Doch Colin fühlte sich falsch hier drin. Langsam streifte er sich die Schuhe von den Füßen, stellte sie ordentlich hin und hing seine Jacke an den dafür vorgesehenen Platz. 

All das passierte wie in Zeitlupe. 

Colin nahm sich die Zeit, die er brauchte, um hier anzukommen. Er fühlte sie so, als wäre er gerade in eine fremde Welt gesetzt worden, die er neu erkundete. Das Wohnzimmer, Badezimmer, die Küche, alles sah genauso aus wie vorher. Überall hingen Erinnerungen von ihm und Noa. Sie hatten ihre Glücksmomente in ihrer Beziehung, ohne Frage. Aber sie war nicht Noah. 

Der Gedanke an den Blonden ließ Colin traurig lächeln. Er war so nah wie noch nie zuvor und trotzdem weit weg. Aber sie waren endlich wieder zusammen, allein diese Tatsache würde Colin in ein paar Wochen wahrscheinlich erst begreifen. 

Colin ließ seine Hand über die kalte Theke streichen, so als ob er sich versichern wollte, ob er wirklich hier war. 

Bevor er ins Schlafzimmer gehen konnte, hörte er wie ein Schlüssel im Schloss umgedreht wurde. Wie angewurzelt stand Colin im Flur stehen und schaute zur Tür, die direkt in seinem Sichtfeld lag. Er wusste, wer gleich durch die Tür treten würde, und bereit für diese Begegnung war er nicht wirklich. 

Der Brünette hatte Recht, 3 Sekunden später stand Noa vor ihm. Genau die gleichen blonden Haare, blauen Augen und dieses hübsche Gesicht. Colin verstand jeden, der sich in sie verliebte. Schließlich war er es ja auch mal. Und dazu hatte sie einen wirklich tollen Charakter. Wer sie als Freundin hatte, hatte im Leben gewonnen. 

Colin hatte sie, doch wusste, dass es nicht funktionieren konnte. Er hing an Noah, da konnte der hübscheste, netteste, tollste Mensch wahrscheinlich nichts dran ändern. 

Noa stand vor ihm und ein leicht geschockter Blick lag auf ihrem Gesicht. Auch sie war wie zur Salzsäule erstarrt, als sie Colin vor sich stehen sah. Sie wusste nicht wie sie sich fühlen sollte. Colin eine reinhauen? Ihn umarmen? Einfach wieder umdrehen? Sie blieb stehen. Genau wie Colin. 

Die beiden blieben bestimmt 3 Minuten einfach so stehen und betrachteten sich. Vor ihnen stand ein fremder Mensch, obwohl nur eine Woche zwischen ihrem letzten Treffen lag. 

„Hey", sagte Colin irgendwann, als er seine Stimme wiederfand. Es wirkte mehr wie eine Frage, als alles andere. Aber es war ein Anfang. 

„Hey", sagte auch Noa. Colin durchfuhr ein Schauer. Diese Stimme klang so gewohnt in seinen Ohren. Und trotzdem fremd. Wie konnte man sich so schnell einem Menschen fremd werden? 

„Wie gehts dir?", fragte er vorsichtig. Am liebsten hätte er sich an die Stirn geschlagen, wie sollte es ihr schon gehen? Ihr Freund hatte ihr vor einer Woche eröffnet, dass er immernoch in seinen Ex verliebt war, hatte mit ihr Schluss gemacht und ist dann ohne weiteres nach Hamburg abgehauen. Und jetzt stand er wieder vor ihr. 

Colin konnte sich nicht ausmalen, wie schmerzvoll das sein musste. 

Noa zuckte einfach nur mit den Schultern, während sie Jacke und Schuhe auszog. 

i can't breath without youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt