Kapitel 11

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Ich bin wieder in meinem Zimmer eingesperrt und hocke gelangweilt auf dem Bett

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Ich bin wieder in meinem Zimmer eingesperrt und hocke gelangweilt auf dem Bett. Nicht einmal ein Fernseher hängt hier. Dabei wäre ich sogar bereit, mir holländische TV-Sender reinzuziehen. Vorhin habe ich schon alle Fliesen im Badezimmer gezählt. Es müssten 48 der großen in Betonoptik sein und 18 von den dunkelgrauen in der Dusche. Nun finde ich aber auf die Schnelle keine weitere Beschäftigung, also sammele ich hier im Bett weitere Ideen. Ich könnte die einzelnen Blätter einer Klopapierrolle zählen, wäre doch spannend zu wissen, wie viele an so einer Rolle dran sind.

Ich vernehme plötzlich immer lauter werdende Stimmen auf dem Flur, das mit einem Klopfen an meiner Tür folgt. Ich spanne mich an, denn das muss die Ärztin sein. Die Brüder würden nicht anklopfen, schließlich sind sie meine persönlichen Türöffner. Im nächsten Moment höre ich auch schon, wie sich der Schlüssel von außen im Schloss umdreht und die Tür kurz daraufhin aufgeht.

„Ich lasse euch dann mal allein", höre ich Rik im Türrahmen sagen, bevor die Tür wieder zugeht. Eine eher unscheinbare Frau, mit schwarzen und zu einem ordentlichen Bob geschnittenen Haaren kommt herein. Ich schätze sie auf etwa Ende dreißig, vielleicht auch Anfang vierzig. Ich bleibe im Bett sitzen, da ich nicht so recht weiß, was jetzt richtig oder falsch wäre und begrüße sie mit einem zaghaften „Hallo", denn ich weiß nicht, was auf mich zukommt. Sie lächelt mich freundlich an und erwidert die Begrüßung. Sie wirkt freundlich und gelassen, während sie auf mich zukommt und ihre große Medizintasche neben das Bett abstellt. Sie holt sich einen Stuhl aus der Ecke des Raumes und stellt diesen zu mir ans Bett. Danach nimmt sie dort Platz und mustert mich einen Moment lang.

„Ich bin Dr. Selhinski und du bist also Valerie", spricht sie schließlich zu mir.

Ich nicke zustimmend, denn ich weiß nicht, was ich ihr darauf antworten soll. Ihr ist sicherlich schon alles über mich bekannt.

„Gut, also ich werde dich jetzt untersuchen, dir Blut abnehmen und auch einen Abstrich untenrum machen.", erklärt sie mir.

„Hast du irgendwelche Krankheiten, von denen ich wissen sollte? Medikamente, die du regelmäßig einnehmen musst?", fragt sie mich, während sie ein Blutdruckmessgerät aus ihrer Tasche herauskramt und nach meinem Arm greift. Ich antworte mit einem kurzen: „Nein."

Ich bin erstaunt, dass sie meine wunden Handgelenke dabei völlig ignoriert, wobei die roten Striemen von den Handschellen daran nicht zu übersehen sind. Sie führt weiter mit ihrer Untersuchung fort, nimmt mir vorsichtig Blut ab, tastet mich gefühlt am gesamten Körper ab, bis sie als Letztes einen Abstrich macht. Es ist mir etwas unangenehm vor ihr die Beine zu spreizen, aber ich bin dennoch erleichtert, dass es eine Ärztin ist und kein männlicher Arzt.

„Hast du noch Fragen an mich, Valerie?", fragt sie mich behutsam, nachdem sie den Abstrich genommen hat.

„Ehm, haben Sie etwas Dauerhaftes zum Verhüten für mich?", frage ich vorsichtig, weil ich mir unsicher bin, keine Grenze damit zu überschreiten. Schließlich hatte ich das Thema mit den Psychos bisher nicht ansprechen können.

„Ja, darüber habe ich schon mit den Jungs gesprochen. Sobald die Ergebnisse alle in Ordnung sind, wird dir ein Verhütungsstäbchen in den Oberarm eingesetzt. Es wird ungefähr drei Jahre halten", erklärt sie mir ganz freundlich und dennoch emotionslos. Als würde es sie kaltlassen, was die beiden hier mit mir veranstalten.

„Oh okay, Dankeschön", antworte ich überrascht. Anscheinend machen sie sich doch über solche Dinge Gedanken. Ich atme erleichtert aus, als würde eine große Last von mir fallen.

„Keine Ursache, ich werde ab und an hier sein. Habe keine Scheu mich zu fragen, wenn du etwas brauchen solltest", sie drückt dabei kurz meine Hand, bevor sie aufsteht und an der Tür klopft, um den Brüdern damit zu signalisieren, dass wir fertig sind. Danach verschwindet sie aus dem Raum in Riks Begleitung.

Die Tür bleibt einen Spalt offen, und bevor ich reagieren kann, schleicht sich auch schon Wim ins Zimmer. Er kommt geradewegs auf mich zu.

„Ist alles in Ordnung? Hast du dich brav verhalten?", fragt er mich mit besorgter Miene. Diesen Gesichtsausdruck habe ich bisher noch nicht an ihm gesehen.

„Ich bin erleichtert, dass ihr mich nicht als eine Geburtsmaschine hier festhaltet", zwinkere ich ihm zu.

Er setzt sich ans Bettende und schaut mich ernst an, bevor er fortsetzt. Mein Lachen vergeht mir dabei etwas, ich verstumme und ich warte gehorsam, was er als Nächstes sagt.
„Kinder haben in unserem Leben keinen Platz, Valerie. Genauso wie eine öffentliche Beziehung oder gar eine Ehe."

„Warum nicht?", frage ich verständnislos.

„Es ist zu gefährlich und macht uns verletzbar". Wim wirkt auf mich bei diesen Worten bedrückt, er schaut mir dabei nicht mal in die Augen. Ich sehe ihm an, dass er sich in den Tiefen seiner verkorksten Seele danach sehnt, Liebe und Aufmerksamkeit zu bekommen. Innerlich triumphiere ich, denn das bedeutet, mein Plan könnte tatsächlich aufgehen. Aber ich lasse mir nach außen hin nichts anmerken. Ich werde fest an meinem Vorhaben weiterarbeiten und mich weiterhin in deren Herz hineinfressen. Ohne meine Antwort abzuwarten, steht Wim mit gesenktem Blick auf und verschwindet aus dem Zimmer.

Der etwas andere KunsthändlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt