Kapitel 1

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Endlich ist das ersehnte Wochenende der ersten sommerlichen Julitage gekommen

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Endlich ist das ersehnte Wochenende der ersten sommerlichen Julitage gekommen. Mit Vorfreude habe ich den Freitag freigenommen, um mit meinen Freundinnen Anna, Ida und Nora nach Amsterdam zu reisen. Unsere beiden kostbaren Wochenendtage hatten wir im Großen und Ganzen bereits akribisch geplant und vorbereitet. 

Nachdem wir am Freitagmittag reibungslos im Hotel eingecheckt und unsere Sachen im Hotelzimmer abgelegt haben, entscheiden wir uns, den verbliebenen Nachmittag dazu zu nutzen, die zauberhafte Altstadt von Amsterdam zu erkunden. In berauschender Stimmung inspiriert von den sonnigen Tagen des Sommers schlendern wir durch die engen Gassen und Shops. 

Schließlich führt unser Spaziergang zu einem entzückenden, kleinen Kunstladen, der eine Vielfalt an Postkarten und anderen kunstvollen Souvenirs präsentiert. Hierbei knüpfen wir an unsere lieb gewonnene Tradition an, kleine Erinnerungsstücke von unseren Reisen zu sammeln, die uns jedes Mal aufs Neue in die Vergangenheit zurückversetzen und uns an die unvergesslichen Momente erinnern sollen.

Die Postkartenständer vor dem kleinen Geschäft haben bereits von außen einen vielversprechenden Eindruck auf uns gemacht. Erwartungsvoll betreten wir den unscheinbaren Laden. Die Glocke über der Tür läutet kurz auf, dann hört man leise Hintergrundmusik aus dem Radio, die den Raum neben der vielfältigen Kunst an den Wänden und Regalen ausfüllt. Wie neugierige Entdecker verteilen wir uns im gesamten, satt mit Schätzen gefüllten Laden und forschen aufmerksam nach Erinnerungsstücken, die unserem Interesse entsprechen.

Nach einer kurzen Weile betritt ein Mann aus der hinteren linken Ecke den vorderen Verkaufsbereich. Bisher hatte ich gar nicht bemerkt, dass es dort einen weiteren Bereich um die Ecke gibt, der für uns Kunden wahrscheinlich beabsichtigt nicht einsehbar ist. Ich nehme an, es handelt sich um den Verkäufer, der sich nun blicken lässt, nachdem er die Glocke über der Tür gehört hat. Bis zu diesem Zeitpunkt war er im Laden nirgends zu entdecken gewesen, aber seine Anwesenheit zieht sofort meine Aufmerksamkeit auf sich.

Meine Augen scannen sofort sein äußeres Erscheinungsbild. Er ist groß, schätzungsweise 1,90 Meter und ich empfinde ihn als verdammt attraktiv. Er trägt einen eleganten Anzug mit einem weißen Hemd. Die oberen Knöpfe stehen offen und enthüllen ein wenig von seiner muskulösen und leicht behaarten Brust. Auf Hochglanz polierte schwarze Anzugschuhe vollenden sein Outfit. Dann wandert mein Blick erneut hoch zu seinem Kopf. Er hat kurze, schwarze Haare, die streng nach hinten gegelt sind, wobei einige Strähnen sich rebellisch in kleinen Locken über seine Stirn legen. Seine männlichen und markanten Gesichtszüge fesseln mich und erinnern stark an das Gesicht von Henry Cavill. Er könnte glatt als sein Doppelgänger durchgehen.

Anna zwinkert mir von der Seite kurz zu, da auch sie den attraktiven Unbekannten bemerkt hat. Als Antwort auf ihr verschwörerisches Augenzwinkern hebe ich amüsiert meine Augenbrauen in ihre Richtung und wende mich dann wieder dem Händler zu. Sie widmet sich ebenfalls wieder ihren Errungenschaften, die sie in der Hand hält und versucht zu entscheiden, welches davon sie wohl kaufen sollte.

Ich kann meinen Blick nicht von dem Verkäufer abwenden, er zieht mich förmlich an wie ein Magnet und meine neugierigen Augen verharren auf ihm. Sein leichter Dreitagebart lässt mich darüber grübeln, wie alt er wohl sein mag. Außerdem beschäftigt mich sein viel zu schicker Anzug und diese auffälligen schwarzen Lederhandschuhe, die mir auf den ersten Blick entgangen waren. Ein leichtes Schulterzucken entkommt mir, als der Gedanke durch meinen Kopf geht, dass Künstler meistens einen eher ausgefallenen Geschmack haben und das auch über ihre Kleidung und ihr Aussehen nach außen hintragen. Dennoch scheint er mir, für einen reinen Kunstverkäufer eines solchen kleinen Ladens, etwas zu schick angezogen zu sein. Ich überlege ihn endlich anzusprechen, um herauszufinden, ob er selbst ein Künstler ist und ob seine Werke vielleicht in diesem Laden ausgestellt sind. Obwohl ich gestehen muss, dass die Postkarten um mich herum schon längst mein Interesse verloren haben. Ich stehe immer noch auf demselben Fleck, mit dem Rücken zur Wand und studiere ihn intensiv auf der Suche nach Antworten auf die Fragen, die sich mir im Kopf stellen.

Anscheinend interpretiert er mein viel zu ausgiebiges Anstarren als eine Bitte um Unterstützung bei der Auswahl. Ohne zu zögern, bewegt er sich rasch auf mich zu. Im nächsten Augenblick fragt er bereits, ob er mir bei der Auswahl helfen kann. Statt zu antworten, nutze ich die Gelegenheit und mustere ihn nun aus der Nähe. Meine Augen wandern langsam seinen breiten und muskulösen Körper hinunter, während er sich in dieser Zeit lässig, die eine Hand in die Hosentasche steckt, aber dabei ungeduldig auf meine Reaktion wartet.

In dieser Sekunde der Bewegungsänderung seines Arms, rutscht sein Sakko etwas zur Seite. Ich blicke geradewegs auf einen frischen Blutfleck, der sich an seiner rechten Seite befindet und das weiße Hemd damit durchnässt, als wäre eine frische Verletzung darunter, die dringend versorgt werden sollte. Meine Augen wandern sofort wieder nach oben und ich blicke selbstbewusst in seine, die so tiefblau wie ein Ozean erscheinen.

„Ich glaube eher, Sie brauchen Hilfe", sage ich ruhig und deute mit meinem Blick auf die blutige Stelle, die sich hinter seinem Sakko verbirgt. Ich versuche mich so unauffällig wie möglich zu verhalten, um seine Verletzung nicht vor den anderen zu offenbaren.

„Ganz schön aufmerksam von Ihnen. Meine Wunde scheint wieder aufgegangen zu sein. Ich weiß, es ist zu viel verlangt, aber würden Sie mir vielleicht schnell damit helfen?", bittet er mich mit einem strahlenden Lächeln, nachdem er seine Wunde hinterm Sakko begutachtet hat. Mein Helfersyndrom springt sofort an und ohne lange zu überlegen, folge ich ihm unauffällig in den hinteren Bereich, der den Kunden normalerweise nicht zugänglich ist. Innerlich freue ich mich bereits auf den bevorstehenden gemeinsamen Moment, den ich gleich mit ihm haben werde. Ein freudiges Grinsen breitet sich auf meine Lippen aus.

Wir verschwinden um die Ecke und ich spüre seine Hand auf meinem unteren Rücken, als er mich geradewegs in einen kleinen Raum führt. Die Tür zeigt von außen sowohl das weibliche als auch das männliche Zeichen und ich nehme an, dass es sich um eine Toilette handeln wird. Er lässt mich vorgehen und ich höre hinter uns das Schloss in der Dunkelheit von innen zuschnappen. Er schaltet das Licht erst an, nachdem wir beide im Raum gefangen zu sein scheinen.

Der etwas andere KunsthändlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt