-7- Bericht

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Freitag der 13. Oktober.
Es war das gleiche Logo, das auf dem altbekannten Bildschirm erschien.
Es war die gleiche Nationalhymne die seid der Gründung des Landes zu hören war, doch für viele klang all dies anders. Falsch. Wie konnte alles Gleich sein, wenn es das nicht war?
Nichts war so wie zuvor!
Corinne Caracas, die Moderatorin welche auch sonst den Bericht leitete trat vor.
"Guten Abend liebe Bevölkerung von Salléa. Ich glaube wie auch mich beschäftigt sie vor allem eine Frage: Wie geht's ihnen? Der König und Prinz Theodore sind außer Gefahr und ihr Aufenthaltsort wird aktuell aus Sicherheitsgründen noch nicht bekannt gegeben."
Aus Sicherheitsgründen. 
Damit sich sowas nicht nochmal wiederholte.
Der Anschlag...
"Trotzdem wollen wir ihnen keine Informationen vorenthalten und so haben wir einige Interviews vorbereitet.", fuhr die Moderatorin vor und das Material wurde eingespielt.

Als erstes sah man Yuri, eine der Palastwachen, die besonders während der Selection oft vertreten waren und sich für den Anlass des Interviews in die schlichte Uniform der  Wachen gekleidet hatte. Man sah ihm die Müdigkeit an, sowie aber auch die Wut in seinen Augen.
Die Nachwirkungen des Schocks verbarg er sehr gekonnt, dennoch sah man Ihm immer noch an, dass er tief getroffen war.
Leise räusperte er sich, fuhr sich mit der Hand über den Nacken, nicht wissend wo er anfangen sollte.
" Guten Abend, Bevölkerung Salléas. Ich stehe hier als eine der Wachen des Palastes, und möchte ein paar Worte zu dem schrecklichen Ereignis finden, das unsere Nation erschüttert hat. Ohne jeden Zweifel kann ich sagen, dass uns dieser Vorfall alle tief getroffen hat. Und ich verurteile zutiefst die Anwendung von sinnloser Gewalt, die nur den Zweck hat, das Reich zu spalten, Unruhe zu schaffen, und unser Land zu destabilisieren. "Yurii blickte in die Kamera, während er das Pult so fest umfasste, dass seine Knöchel weiß wurden. Auch in seinen Augen blitzte die Wut auf.
" Ich finde es respektlos gegenüber denen, die tagtäglich dafür sorgen, dass unser Land zusammenhält. Der Kronprinz ist ein aufrichtiger Mensch, gerecht und fair, und er hat ehrenvolle Absichten. Er war immer gut zu uns allen hier... und mir persönlich eher ein guter Freund, als einer den es zu beschützen galt. Gerade deshalb trifft mich diese feige Tat besonders. Unser aller Gedanken und Gebete sind nun bei Caspar. Wollen wir hoffen, dass er bald wieder komplett genesen wird. "Der junge Russe hielt inne. Es war nicht seine Art, so offen und lange zu sprechen. Jedoch hatte ihn dieses Thema einfach zu stark persönlich eingenommen. Er mochte zwar ursprünglich nicht von hier stammen doch dies war seine Heimat und er hatte sich ihr und den Menschen darin mit vollem Herzen verschrieben. " Das wäre für den Moment alles. Ich danke Ihnen allen für Ihre Zeit, die Sie mir geliehen haben. Einen ruhigen Abend noch, und gute Nacht. " Mit diesen Worten wurde sein Bild dunkel bevor kurz darauf das nächste Video Interview erschien.

Dies war wohl einer der letzten Orte, wo Theo gerade sein wollte.
Er spürte die Blicke auf sich, selbst durch die Kameras die auf ihn Gerichtet war.
Das ganze Volk wartete auf seine Antwort, eine Antwort die er nicht hatte.
Noch immer schwirrte alles in seinem Kopf herum und das Gespräch mit seinem Vater hatte ihn ganz gewiss nicht beruhigen können.
Theodore war fertig mit den Nerven und das sah man ihm wohl auch an. Dunkle Ringe fanden sich unter seinen Augen wieder, fast so dunkel wie das Haar welches zu Hälfte in seinem Gesicht hing.
Dies war wohl das erste Mal, dass man den Prinzen in der Öffentlichkeit so erlebt. Sonst passte sich der Zweitgeborene an. Sowohl vom Aussehen, als auch von Gestik und Mimik.
Gerade schien dies alles aber auch auf wackligen Beinen zu stehen.
Sein Gesicht sprach tausend Bände und dennoch müsste man raten, was in dem Kopf vorging. Theo schob es schon zuvor auf die Müdigkeit, auf das geschehene Ereignis und verbarg somit die Panik vor der Zukunft. Wobei auch ein gewisser Hoffnungsschimmer in ihm flammte.
Seinem Bruder ging es besser, zwar noch kritisch und doch besser.Zwar konnte der Mann keine Freudensprünge machen, vor allem mit dem noch immer angeschlagenem Knie, das in einer Schiene steckte und ausgestreckt vor ihm hin pochte. Dieses Pochen fand sich auch in seinen Ohren wieder, die Schmerzen fanden sich auch in seinem Kopf wieder. Dabei hatte er schon endliches Schmerzmittel intus. Es verdrängte aber nicht die Angst, vielleicht bald auf dem Thron sitzen zu müssen, doch der Prinz dachte erst gar nicht daran. Seine ganzen Pläne würde er nicht über Bord werfen und Caspar würde nicht sterben.
Ein müdes Lächeln setzte sich auf die Lippen des Mannes.
Zwar war Theo eindeutig der, welcher es am wenigstens vor der Kamera nicht, doch er wurde erzogen sich in der Öffentlichkeit nicht die Blöße zu geben.
„Nun, meinem Bruder geht es ein Stück besser" waren seine Worte, dabei hatte er nicht mal mitbekommen wie lange er stumm dort gesessen hatte und sich gewünscht hatte seine Krücken nehmen zu können und davon zu humpeln. Auch ohne Krücken würde er nur zu gerne die Flucht ergreifen, doch es war grade seine Pflicht Auskunft zu geben, dieses Interview zu halten.
„Ich halte ehrlich gesagt stark an dem Vertrauen fest, dass es weiter so voranschreitet und der zukünftige König mein Bruder ist. Ich gebe die Hoffnung nicht auf." Dies waren ehrliche Worte und auch wenn die Zweifel groß waren, ihn immer weiter runterzogen, so hoffte Theo sehr.
Der Schwarzhaarige wich also den Boden der Tatsachen aus, antwortete nicht direkt auf die Frage, was er als zukünftiger König bewirken würde und ob ihm dieser Platz bequemlich vorkommen würde. Denn das würde es bedeuten wenn Caspar sterben würde.
Der Zweitgeborene würde den Platz als Kronprinz füllen müssen.
Theodore würde seinen Bruder ersetzen müssen...

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