Harry Potter ~ Oneshots

Feelin' free

Der Neuschnee stob unter den galoppierenden Hufen des ungestümen Junghengstes hinfort und wehte mit Sicherheit gerade Scorpius Malfoy um die Ohren. Lily Potter lag etwa drei Pferdelängen vor ihm und Regulus, der von ihr gerittene Hengst, gab mächtig Gas. Scorpius' Stute Bella war ebenfalls schnell und edel, doch Regulus war ihr wortwörtlich immer einen Schritt voraus.

Seit etwa einem halben Jahr trafen Lily und Scorpius nun schon zum Ausreiten. Scorpius hatte vor Lily's bester Freundin Melinda mit seinen beiden Pferden angegeben und Lily war sofort begeistert. Das hatte Scorpius überrascht, bisher waren Pferde eher für ihn eine Art des Angebens gewesen. Doch dank Lily's dickköpfiger, liebenswerter Art hatte er dann schließlich nachgegeben und sie mitgenommen - das hätte er nie zugegeben, ihr hatte er immer gesagt sie sei nervig gewesen. Doch entgegen seiner Erwartungen hatte sich der Reitunterricht in jungen Jahren ausgezahlt und tatsächlich fand der verschlossene Slytherin Gefallen an den spritzigen Ausritten mit der jungen Potterlöwin.

"Gib es zu!", lachte Lily. "Ich bin viiiiel besser als du!" Scorpius schüttelte den Kopf, konnte sich aber dennoch kein Grinsen verkneifen. Die beiden sprangen von den beiden Sportpferden und warfen ihnen ersteinmal eine Fleecedecke über. Dinge die Scorpius früher nichtmal im Traum getan hatte gehörten heute zum selbstverständlichen Ablauf.

"Scorpius, hör auf den Schnee anzustarren und komm!" Lily's grüne Augen funkelten Scorpius belustigt an. "Ich habe Hunger!" Hier im Stall war es Scorpius und Lily. In Hogwarts würden es wieder Malfoy und Potter sein. Lily bereute das, doch das wollte sie Scorpius nicht unter die Nase reiben. Sein Ego würde dann vermutlich noch größer werden... "Wer starrt jetzt in den Schnee?", spottete Scorpius mit hochgezogener Augenbraue. Lily knuffte ihn freundschaftlich mit dem Ellbogen.

Nach dem Essen kehrten sie wieder zu den Pferden zurück und sattelten und zäumten sie wieder. Die beiden machten sich schweigend auf den Rückweg. Kurz vor der letzten Abgweigung zum Heimatstall meinte Scorpius plötzlich: "Komm! Ich zeig' dir was." Mit einem überraschten Ausdruck in den Augen wendete die jüngste Potter Regulus und folgte Scorpius in den Wald.

"Hier ist es." Ein seltenes Lächeln entwich Scorpius, als er Lily's begeisterten Blick sah. "Scorpius, das ist sagenhaft!", rief sie überwältigt, während sie die wunderschöne Aussicht bewunderte. Mit gekonntem Schenkelweichen brachte Scorpius Bella an Regulus' Seite. Der Hengst schnaubte. Scorpius lehnte sich etwas zu Lily. "Hierher bin ich bisher nur alleine gekommen...", meinte er leise. "Ich fühle mich geehrt, Mr. Malfoy", witzelte Lily, doch Scorpius fand es seltsamerweise liebenswert. Ehe er sich selbst stoppen konnte lehnte er sich noch etwas weiter vor, wofür er sich selbst hätte Ohrfeigen können. Auch seiner sensiblen Stute gefiel das nicht, ebenso wenig wie Regulus und ehe sich die beiden Reiter versahen lagen sie übereinander im Schnee. Lachend. Scorpius lag unter Lily, sie war auf ihn draufgefallen. Ihre beiden Pferde aßen währenddessen kleine Tannenbäumchen, welche noch lange nicht die größe eines Weihnachtsbaumes erreicht hatten. Doch das interessierte die beiden Hogwartsschüler nicht. Sie starrten einander an.
Lily peinlich berührt,
Scorpius erfreut, gar keck.

"Ist das nicht der Moment, wo sie sich küssen und bis an ihr Lebensende glücklich werden?", spaßte Lily während sie versuchte sich aufzurappeln. Doch Scorpius war schneller: er zog Lily wieder zu sich und küsste sie.
Und Lily erwiderte.