Kapitel 14

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Als sie aufwachte schien es wieder Tag zu sein. Das Verlies wirkte wieder heller, aber noch nicht so hell wie letzten Mittag. Also musste es in den frühen Morgenstunden sein.
Plötzlich ging die Tür auf. Diesmal vorsichtiger und eine zierliche Frau schob sich herein. Sie schloss die Tür so leise wie möglich und blickte ihr entgegen.
Leise hob sie den Finger gegen ihre Lippen und bedeutete Ella damit leise zu sein. Dann kam sie auf Ella zu und warf ihr ein Dienstmädchenoutfit zu.
Ella schaute sie perplex an. Sie hatte so viele Fragen im Kopf, doch sie hielt sich zurück. Falls sie gerade träumte war das der schönste Traum immer.
Sie glaubte wohl kaum, dass der Alpha davon wusste.
Schnell entledigte sie sich ihren Klamotten und schlüpfte in das Dienstmädchenoutift rein. Es war recht eng, doch das musste wohl gehen. Dann bedeutete die Frau ihr zu folgen. Sie gingen aus ihrem verlies raus, um die Ecke und waren im Flur, den Ella von ihrem ersten Gang zum Alpha noch kannte. Die Frau bewegte sich so leise, man hörte nicht einmal dass sie lief. Ella versuchte ihr bestes es ihr gleich zu tun. Die Frau hatte hellblondes Haar, dass ihr bis zum unteren Rücken reichte. Sie war wunderschön, auch wenn sie wie gerade nur einen Morgenmantel trug.
Das Schloss schien wie ausgestorben. Sonst waren immer so viele Wachen hier, doch heute war nichts los. Das wunderte Ella sehr und sie beschloss die Frau später zu fragen, wenn sie die Chance dazu bekäme.
Inzwischen gingen sie wieder Treppab und es wurde immer kälter. Als sie plötzlich ein Geräusch vernahmen, drückte die Frau sie in eine Wandnische rein und stellte sich so vor sie, dass man nichts sah. Die Schritte kamen näher und die Frau wirkte von Sekunde zu Sekunde angespannter und nervöser.
Die Nervosität übertrug sich auch auf Ella und sie musste ihren Beinen förmlich befehlen nicht anzufangen zu zittern.
Ella konnte hören wie jemand um die Ecke bog und vor der Frau stehenblieb.
„Luna. Kann ich helfen?"
Er sprach sie mit Luna an. Das kann nur die Luna des Shadow-Rudels sein.
Mit einer Glockenklänge Stimme antwortete die Luna ihm: „Ja, ich suche meine Zofe, sie ist schon wieder zu spät und heute Nacht für die Vollmondfeier muss ich ausgeruht sein und nicht so gestresst wie jetzt! Wenn du sie siehst, sage ihr, dass sie mich schleunigst aufsuchen sollte, wen sie ihren Job behalten wolle!", das sagte sie mit so gebieterischer Stimme, dass keiner es je gewagt hätte, dem etwas anderes entgegenzusetzen.
„Jawohl Luna, ich werde sie sofort suchen lassen. Allerdings könnte das etwas dauern. Der Alpha hat alle Wachen die frei sind an die Grenzen geschickt zur Patrouille."
Die Luna nickte ihm nur wissend zu, er verbeugte sich kurz und schritt von dannen.
Der Alpha hatte also alle Wachen an die Grenzen geschickt. Bedeutet das, dass das Evergreen-Rudel nach ihr gesucht hatte? Sie hoffte es sehr!
Als die Luft wieder rein war, bedeutete die Luna ihr wieder zu folgen und es ging weiter in Richtung Keller. Sie gingen durch eine Tür und waren wohl in einem Lagerraum angekommen.
Dort atmete die Luna kurz auf, ging zur Tür und versperrte diese. Dann drehte sie sich wieder zu Ella um.
„Hallo Ella. Es tut mir schrecklich leid was passiert ist. Wir haben nicht so viel Zeit, damit ich dir alles erklären könnte, aber bald! Für's erste nur Folgendes: Ich bin Jana, die Luna des Shadow-Rudels. Der aktuelle Alpha des Rudels, Thoben ist ein Tyrann und entgegen seiner Meinung nicht mein Mate und auch nicht der rechtmäßige Alpha des Rudels. Mein Mate war sein Bruder Theodor, den er kaltblütig abgeschlachtet hatte, nur um Alpha zu werden, da ihm die Rolle des Beta nicht gereicht hat. Keiner weiß davon und mich bedroht er seither, damit ich nichts verrate." bei dieser Informationswand wurde Ella schon schlecht.
Dass Thoben ein Tyrann war, hatte sie auch schon herausgefunden, doch dass alles so verzwickt war hätte sie nie gedacht.
„Was hat das alles mit mir zu tun?", fragte sie nun die Frage, die sie seit dem ersten Angriff auf sie plagte.
„Das erzähle ich dir später, erst müssen wir hier raus! Heute Nacht beim letzten Vollmond des Jahres findet bei uns im Rudel das jährliche Vollmondfest statt. Dort werden alle so abgelenkt sein, mit den Vorbereitungen, dass wir fliehen können. So, jetzt aber erst Mal hier-„, sie kramte hinter einer Kiste schwarze Kleidung heraus. „Die Dienstmädchenuniform war nur dafür gedacht, falls wir entdeckt werden. Das hier sollte weitaus bequemer sein."
Damit reichte sie Ella eine schwarze Hose, einen schwarzen Pulli und eine Schwarze enganliegende Jacke. Schnell zog sich Ella alles über.
„Aktuell ist es kurz vor 7 Uhr. Um Punkt 7 kommen die ganzen Lieferungen für das Fest an. Und zwar genau hier. Das ist dann unser Kommando zu verschwinden. Du bleibst dicht hinter mir, sprichst mit niemandem und schaust niemandem in die Augen. Und das was ich jetzt mache tut mir leid!"
Sie schnappte sich eine Flasche Wein und begann Ella den Wein ins Gesicht und auf die Kleidung zu spritzen!
„Das sollte deinen Menschengeruch zumindest etwas abdecken. Aber wir müssen schell sein."
Sie positionierten sich hinter der Tür, die sich am anderen Ende des Raumes befand und nun hieß es warten. Um Punkt 7 hörten sie vermehrt Schritte und ein Schlüssel, der sich im schloss herum drehte. Die Tür ging auf und Menschen, die Kisten trugen und geschäftig durch die Gegend wuselten, kamen in den Raum.
Die Luna nickte ihnen zu und fing an in zügigem Schritte zu laufen. Ella versuchte so gut es ging mit ihr Schritt zu halten und vor allem direkt hinter ihr zu bleiben. Sie sah nie auf, in der Angst erkannt zu werden. Es ging ein paar Stufen hinauf und dann waren sie an der frischen Luft. Ella konnte es kaum fassen, wie sehr sie das doch vermisst hatte. Doch viel zeit zum freuen blieb ihr nicht, denn Jana ging mit strammen Schritt voran und legte keine Pause ein. Sie gingen durch einen Hof, in dem noch mehr Menschen wuselten und mit Kisten ins innere des Ganges verschwanden, aus dem sie gerade gekommen waren.
Dann gingen sie durch eine Tür, an der Mauer, die den Hof einkreiste. Von dort ging es weiter, Tal bergab, an vielen Häusern vorbei und schließlich betraten sie einen Wald.
Gehetzt sah sich die Luna um und verwandelte sich in Wolfsform. Ella stand nun ein Cremefarbener Wolf gegenüber. Jana war als Wolf genauso schön, wie auch in Menschenform.
Mit einem Wink ihres Kopfes bedeutete sie Ella auf ihre Rücken zu steigen. Dies lies sie sich nicht zwei Mal sagen. Mit einem kurzen Aufbäumen lief Jana los. Ella hatte große Mühe sich festzuhalten. Als sie damals auf Kate geritten war, war diese vermutlich nicht in Höchstgeschwindigkeit gelaufen, da sie Rücksicht auf Ellas Verletzungen genommen hatte. Doch das gerade war ein ganz anderes Tempo.
Nach 5 Minuten waren sie immer noch im Wald unterwegs und bisher war kein Ende in Sicht. Doch auf einmal legte Jana eine Vollbremsung ein. Ella, die darauf nicht vorbereitet gewesen war flog in hohem Bogen herunter und landete im Ast auf einem Baum 3 Meter weiter. Ihr tat alles weh und kurz war sie benommen. Sie versuchte sich etwas aufzurichten und suchte nach einer Abstiegsmöglichkeit, als sie sah, dass Jana umzingelt wurde von 3 weiteren Werwölfen. Die Luna des Shadow-Rudels begann zu knurren.
Ella wusste nicht, wie sie ihr helfen konnte und musste hilflos mit ansehen, wie die drei fremden Wölfe immer engere Kreise um Jana zogen.

Das Bündnis der LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt