XLVIII - One for every mistake

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Felix Pov

„Das ist es nicht." Ich drückte ihn von mir weg und sah ihm in die Augen.

„Was hat er vor, Seungmin?" Dieser schüttelte abwehrend den Kopf, vergrub diesen wieder in meiner Halsbeuge, so wie ich es vorhin getan hatte.

Hier gab es fließendes, sauberes Wasser. Seungmin trank viel davon, genauso wie ich, obwohl ich jeden Tag ausreichend bekam. Seit mein Bauch so stark angeschwollen war und ich immer öfter diese starken Schmerzen verspürte, war er jedenfalls in Sachen Essen viel fürsorglicher geworden. Ich bekam mehr als ich eigentlich brauchte, manchmal zwang er mich sogar dazu, mein Essen aufzuessen.

Doch nun kuschelte ich mich mit Seungmin zusammen in eine Ecke. Er hatte seine Arme schützend um mich gelegt und ich fühlte mich ein wenig sicherer. Tatsächlich war dieses, das erste Mal seit Monaten, dass ich wieder einschlafen konnte. Keine Alpträume plagten mich, es war ein komplett traumloser Schlaf. Die Wärme Seungmins umgab mich und schenkte mir Geborgenheit. Doch leider war es nicht das gleiche, wie in Chans Armen zu liegen. Ich verbrachte keine Sekunde damit, nicht an ihn zu denken.

„Runter da." Meinte eine laute Stimme und ich wurde vorsichtig auf den kalten Boden gelegt.

„Du kommst jetzt her." Ich blinzelte und beobachtete durch halb geöffnete Augen, wie der Junge, der mich bis vor ein paar Sekunden noch gehalten hatte, sich nun mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Schoß seines Besitzers niederließ.

„Willst du es selbst machen? Nein, das wäre zu einfach." Ein Grinsen schlich sich auf das Gesicht des ekelhaften Mannes, als er wieder seine scharfe Klinge in seiner Hand wiegte. Er wickelte den Verband an Seungmins Arm ab und jetzt konnte ich sehen, weshalb er ihn trug.

Unter dem Stoff verbargen sich unendlich viele Einschnitte, die tief in seinen Arm reichen mussten. Sie waren gerötet und getrocknetes Blut klebte an seinem Oberarm, es war an einigen Stellen hinabgelaufen.

„Für jeden Fehler einen." Summte sein Besitzer und setzte die Schneide auf der blassen, nackten Haut an. Ich schreckte hoch und warf mich in den Weg.

„Tu ihm nichts!" Schrie ich, als ich bemerkt hatte, wie viel Angst eigentlich in Seungmin ruhte. „Hier, nimm meinen Arm." Ich streckte ihm meinen Unterarm entgegen.

„Nein, das wirst du nicht tun Herr, bitte, ich habe den Fehler gemacht, verschone ihn."

„Bitte Lix, ich bin den Schmerz gewöhnt." Flüsterte er.

„Wenn ich es mir so durch den Kopf gehen lasse." Meinte der Mann, der unser Gespräch belauscht hatte. „Ich lasse Seungmin für die nächsten fünf Tage in Ruhe, dafür werde ich eure Fehler jetzt auf deinem niedlichen Bauch verewigen. Natürlich kann ich da nicht so tief schneiden, aber sichtbar wird es trotzdem sein."

„J-ja" Ich ließ den Kopf hängen und strich über die noch glatte, unverwundete Haut.

„Nein, bitte Lix, lass ihn meinen Arm nehmen, dein Baby, du kannst es nicht gefährden." Er hatte Tränen in den Augen, doch ich schüttelte den Kopf.

„Ihr könntet sogar für den Rest euerer Tage hier zusammen bleiben." Ich sah Seungmin bittend an. Genauso wie ich brach er nun in Tränen aus.

„Ja, bitte Herr." Süffisant grinsend kam er auf mich zu und presste meinen entblößten Rücken gegen den kalten Steinboden.

„Also, eigentlich wären es zwei Schnitte, doch weil du so brav gefragt hast, wird es nur einer." Wie großzügig. Ich verkrampfte mich und wimmerte, als das Metall durch meine Haut glitt, diese zertrennte, als wäre sie ein warmes Stück Butter. Auch das Fleisch darunter war kein Problem. Doch tatsächlich war der Schnitt nicht so tief wie der in meinem Schenkel. Wimmernd dachte ich an Chan, während unser Besitzer nur lachte. Los Felix, stell dir seinen Gesichtsausdruck vor, wenn du ihn geküsst hast. Die geschlossenen Augen, seine genießerisches Knurren, dass seine Lippen leicht vibrieren ließ. Ich entspannte mich ein wenig, doch der Schmerz zuckte schlimmer durch mich, als plötzlich wieder jemand mit mir sprach.

„Ich glaube er träumt-"



„Hey, Augen auf, sonst bekommst du noch einen." Hatte ich gerade wirklich gedacht, dass alles nur ein schlimmer Traum war? Offensichtlich hatte ich das.

„Dein Chan wird dich wohl kaum zurücknehmen." Murrte der Mann, der nun sein Messer putzte und es einsteckte, bevor er seinen Finger durch die Wunde gleiten ließ. Tränen quollen im Überfluss aus meinen Augen und ich schrie, lauter als ich es wohl jemals getan hatte.

„Oh, das klang toll." Er wiederholte die Prozedur und ich flehte ihn an, mich gehen zu lassen.

„Weist du was, ich werde Herr Bang etwas fragen." Zum Glück ließ er von mir ab.

„W-was?" Fragte ich schwach.

„Ob sein Sohn meine Tochter heiraten will."

„NEIN, das will er nicht, Herr." Ich jaulte auf, als ein harter Schlag meine Wange traf.

„Du weißt gar nichts, er liebt dich ganz sicher nicht mehr, Schlampe. Er hat schon wieder jemanden, den er mehr liebt. Er geht jetzt mit meiner Tochter aus." Es kam mir vor wie eine Lüge, die mich zerstören sollte. Und obwohl ich dies realisierte, zerbrach ich daran. Mein überfordertes Hirn konnte nicht anders, als die Worte zu glauben und diese an meinem Herz fressen zu lassen. Sie labten sich an meiner Liebe zu ihm und wollten diese langsam wegnehmen und sie durch Leere und Schmerz ersetzen. Doch nun wurde ich von etwas anderem in meinem Denken unterbrochen.

„AHHH-" Ein lauter Schrei entkam meiner Kehle, als sich ein kräftiges Ziehen durch meinen Unterleib arbeitete. Es war stärker als zuvor und brachte mich dazu, mich auf nichts anderes mehr zu achten. Es dauerte einige Minuten, dann ließ diese Qual nach, bevor sie wieder zurückkehrte. Aber eines brachte die Überforderung und all diese Anstrengung mit, das gut war. Denn bei der zweiten Welle, die über meinen Körper entschied, umfing mich die Schwärze. Alles wurde dunkler, dann begann sich meine Welt zu drehen und letzten Endes war alles weg, ich war verloren.

Chan Pov

„Oh hallo Chan." Ich musterte den kleinen, dicklichen Mann vor mir, der ähnlich abartig aussah wie seine Tochter. Das Erste, was mir auffiel, war das Blut an seinen Händen.

„Weißt du, mir ist etwas eingefallen, mir dem wir unsere Situation bessern könnten." Er leitete mich in das Haus, ich folgte ihm widerwillig, genauso wie Wooyoung.

„Ich will ihn wiederhaben, das ist dir klar." Ich presste den Mann gegen die Wand und verpasste ihm einen Schlag gegen die Schläfe, bevor mich die Panik packte. Er muss hier irgendwo sein, ich habe nicht lange Zeit, bis er wieder aufwacht. Ich hätte ihn irgendwo festbinden können, doch dieser glorreiche Gedanke kam mir zu spät, denn jetzt war ich schon losgestürzt und entriegelte die Kellertür, um die dunkeln Stufen hinabzusteigen.

Immer tiefer ging es hinab, dann vernahm ich ein leises Wimmern in erreichbarer Ferne. Aber von oben Drang nun ein animalisches Brüllen und Schritte näherten sich der Tür immer schneller. Eilig sprintete ich den Gang entlang, Wooyoung war verschwunden.

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YoursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt