Dreißig

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Du wolltest es Kuroo nicht zu einfach machen. Wenn du zurück an sein Geständnis dachtest, erhitzten sich deine Wangen dennoch.

„Wirst du krank?", besorgt legte dir Oikawa seinen Handrücken an die Stirn und tat dasselbe bei sich selbst, damit er den Unterschied ermitteln konnte. Seine Aktion schoss dir noch intensiver die Röte ins Gesicht. War es so offensichtlich, dass du verlegen warst. Wenigstens schoben sie das auf eine Krankheit und nicht auf dein Verliebtsein.

Bei deiner Nähe zu Oikawa, presste Kuroo unbewusst seinen Kiefer zusammen und fletschte mit den Zähnen.

„Keine Sorge, der ist immer so", sprach Iwaizumi ihm beruhigend zu. Er hatte seinen Blick bemerkt. Oikawa war in deiner Gegenwart anders, als sonst vor dem weiblichen Geschlecht. Er liebte dich von ganzem Herzen. Aber nicht auf die Art und Weise, wie Kuroo wohl vermutete. Du warst für beide wie eine Schwester. Die sie abgöttisch liebten.

Doch die Aussage schien Kuroo weniger zu besänftigen, als Iwaizumi versucht hatte.
Dass Oikawa immer so zu dir war, gefiel ihm ganz und gar nicht.

„N-Nein, mir war nur plötzlich warm", schnell entferntest du dich aus seinem Griff und sahst verlegen zur Seite. Kuroo sah dich traurig an. Ob da etwas zwischen euch lief?
Wieso wirktest du verdammt nochmal so verlegen. Dass du jedoch nur verlegen warst, aufgrund seiner Liebesbekundung zuvor, konnte er natürlich nicht wissen.

„Es ist schon spät, ich sollte langsam gehen!"

Dein Blick fuhr in seine Richtung. Du hattest genug Platz daheim und es wäre auch nicht das erste Mal, dass er bei dir übernachten würde. Dennoch zögertest du dein Angebot hinaus. Du wolltest ihm nicht vermitteln, dass es so einfach war, dich umzustimmen.

„Du kannst bei mir bleiben, um diese Uhrzeit fährt sicherlich kein Zug mehr", Iwaizumi zuckte mit den Schultern, als wäre es das Normalste auf der Welt.
Deine Mundwinkel zuckten leicht nach oben, bevor du wieder versucht warst deine Lippen in einer schmalen, geraden Linie zu halten. Dennoch erwärmte es dein Herz, dass er ihn trotz allem so gut aufnahm. Auch wenn er ihm vor einigen Stunden noch an die Gurgel wollte.

„Ich möchte dir wirklich keine Umstände machen", verlegen rieb sich Kuroo den Nacken. Bevor Iwaizumi ihm widersprechen konnte, mischte sich Oikawa beleidigt mit ein.
„Dann schlaf ich auch bei Iwa-chan. Du kannst mir nicht auch noch den anderen besten Freund klauen", gereizt verschränkte er die Arme vor der Brust und du konntest nur lächelnd den Kopf schütteln. Iwaizumi hingegen massierte sich genervt den Nasenrücken und du konntest die Ader an seiner Schläfe pochen sehen. Als Oikawa sich auch noch an ihn klammerte, platzte ihm wohl der Kragen.

„Verpiss dich Crappykawa und sei nicht so anhänglich, ist ja widerlich", mit einem Tritt beförderte er ihn ans andere Ende des Zimmers und dein helles Lachen ertönte im Raum. Deine Freunde und auch Kuroo sahen dich zuerst verwirrt an, doch auf ihren Gesichtern bildete sich ein sanftes Lächeln. Die zwei Jungen der Seijō waren glücklich darüber, dich endlich wieder ehrlich Lachen zu hören. Kuroo hingegen liebte es ohnehin dein lachendes Gesicht zu betrachten, doch nach all den Strapazen erfüllte es sein bekümmertes Herz umso mehr.

Du begleitetest die Jungs an die Türe und winktest ihnen zum Abschied.

„Können.. Können wir morgen noch einmal reden?", Kuroo's Blick war fehlend, beinahe sehnsüchtig.

„Von mir aus", schulterzuckend hattest du die Türe zugeknallt. Lehntest dich aber mit rasendem Herzen an diese.

Ein verzweifeltes Seufzen verließ seine Lippen und Iwaizumi legte seine Hand auf seine Schultern.

„Sie braucht Zeit, du hast ihr wirklich weh getan.. Ich sage es ungern, aber sie mag dich wirklich Kuroo. Also wag es ja nicht, ihr noch einmal das Herz zu brechen. Kazuko wirkt stark und unantastbar.. doch ihr Herz ist aus Glas, das solltest du mittlerweile wissen. Wenn du ihr noch einmal so viel Kummer bereitest, werde ich dich wirklich umbringen!"

Iwaizumi's Worte klangen hart. Dennoch musste Kuroo leicht lächeln und wirkte erleichtert. Es wirkte beinahe so, als hätte ihn Iwaizumi akzeptiert. Oikawa von sich zu überzeugen, war leichter als gedacht. Nun fehltest nur noch du.

Am nächsten Morgen schellte es an deiner Türe und vor dir stand Kuroo, mit einem riesigen Strauß, bestehend aus rosa Pfingstrosen. Kurz schieltest du über seine Schulter und konntest Iwaizumi und Oikawa erblicken, wie sie sich hinter der hohen Steinmauer zu verstecken versuchten. Ein kleines Lächeln tanzte über deine Lippen. Sie kannten dich einfach zu gut. Und dass sie Kuroo deine Vorlieben verraten hatten, hieß dass er einen guten Eindruck bei deinen Freunden hinterlassen hatte.

Kurz sahst du über sein markantes Gesicht, welches leichte Blutergüsse aufwies. Iwaizumi hatte es definitiv übertrieben. Es tat dir ein wenig leid, doch nur ein bisschen. Dafür dass er sich auf so eine dämliche Wette einließ, hatte er es wohl verdient von deinem besten Freund zurechtgewiesen zu werden. Nur war Iwaizumi nie besonders gut mit Worten, das beherrschte Oikawa umso besser.

„Magst du rein kommen?", fragtest du mit ruhiger Stimme. Doch in dir drinnen, sah es vollkommen anders aus. Du warst aufgeregt, nervös. Hattest Angst vor Enttäuschung, fürchtetest dich erneut vor dem Kummer, der dich die letzten Wochen begleitet hatte. Dennoch verspürtest du auch den Drang, ihm in die Arme zu fallen. Doch du hieltst dich zurück.

Er nickte leicht und folgte dir ins Hausinnere.

Gestern hatte er gar nicht die Möglichkeit sich umzusehen. Viel zu sehr war er mit den Gedanken, bei seiner Wiedergutmachung und ihr hattet euch ohnehin nur im Wohnbereich aufgehalten.

Du liefst in Richtig des Atriums. Dein absoluter Lieblingsort in deinem persönlichen Reich.

Wenn er schon beeindruckt von dem Anwesen deiner Großeltern war. Dann stockte ihm bei deinem eigentlichen Wohnort beinahe der Atem.
Wie stinkreich mussten deine Eltern sein, damit sie sich so etwas leisten konnten.
Schnell schüttelte er den Kopf, er musste sich konzentrieren.

Du schobst die Glastüre auf, damit ihr in den freien Bereich inmitten des Hauses gelangen konntet.
Ein riesiger Baum, dessen Blüten bereits den Boden in ein Blütenmeer verwandelte. Ein kleiner Springbrunnen, dessen Verarbeitung einen griechischen Touch hatte, ließ ihn an die Antike denken.

Eine kleine Sitzecke war ebenfalls zu sehen. Diese steuertest du auch schon an und Kuroo folgte dir, immer noch fasziniert von deinem Zuhause.

„Sag mal Kazu.. als was arbeiten deine Eltern eigentlich?"

Deine Augen weiteten sich kurz und ein trauriges Lächeln erschien auf deinen Lippen.
Es gab einen Grund, weshalb du nur Oikawa und Iwaizumi als Freunde hattest. Alle anderen versuchten dich auszunutzen. Nur die beiden, waren ehrliche und wahre Freunde. Seit euren Kindertagen.

„Sie sind Anwälte für einige Politiker des Landes. Im Ausland gibt es wichtige Kongresse, bei denen sie anwesend sein müssen. Deshalb auch die Geschäftsreise", gabst du leise von dir. Du hattest bei Kuroo nicht die Angst, dass er deine Position ausnutzen würde. Eher fürchtetest du dich davor, dass er dich für ein verwöhntes, reiches Mädchen hielt.

„Man merkt es dir gar nicht an, dass du in solchen Verhältnissen lebst", kurz weiteten sich deine Augen und fassungslos sahst du deinen Gegenüber an.

„S-So.. So hab ich es nicht gemeint", Kuroo hatte deine Sprachlosigkeit falsch gedeutet. Er dachte, dass er etwas Falsches geäußert hatte. Dass er dich mit dieser Aussage gekränkt hätte. Doch dem war nicht so. Ganz sicher nicht.

„Danke", hauchtest du beinahe. Nun war er es, der dich verwirrt ansah. Seine Hände, die er beschwichtigend gehoben hatte, senkten sich langsam.

Du warst erleichtert. Er sah dich mit anderen Augen. Nicht als das reiche, verwöhnte Mädchen, welches die Gesellschaft in dir sehen wollte. Du warst so viel mehr, als das. Und das wusste er.

Bet - Kuroo & OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt