Chapter 2 ✔

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Nachdem ich erstmal eine ausgiebige Dusche genommen und meine Haare gewaschen hatte, führte mich mein Weg weiter zum Kleiderschrank, aus dem ich mir eine Jogginghose und ein normales Shirt zog. Dann band ich meine Haare unordentlich zusammen und machte mich auf den Weg runter. Auf dem Weg begegnete ich noch zwei anderen Mitgliedern, Dave und Francisco, die mich freudig begrüßten und mich begleiteten. Auch Mel stieß nach und nach zu uns, und so machten wir uns alle gemeinsam auf den Weg nach unten. Es herrschte ein angenehmes Schweigen zwischen uns und ich genoss die Stille für einen Moment. Fast wie von selbst führten mich meine Füße die Stiegen hinab in den ersten Stock, wo mir der gute Geruch nach Curry in die Nase stieg.

Unser Gebäude bestand aus 5 Stockwerken. Unten im Erdgeschoss standen unsere Autos und waren unsere Trainigshallen sowie ein Ring, in dem wir regelmäßig ein paar kleine Kämpfe austrugen und wo ich auch unsere Mitglieder ausbildete. Der erste Stock bestand aus einer Küche, einem großen Besprechungsraum, Technikräumen für Dave, unserem Technik-Genie und sonstigen Räumen, in denen wir uns zusammen versammelten. Der zweite Stock wurde ausschließlich nur für Schlafzimmer und Badezimmer genützt, sonst befand sich dort nichts. Wir alle hatten gleich große Schlafräume, in denen nicht nur unsere Betten standen, sondern das andere restliche Zeugs eben, was man so brauchen konnte. Der dritte Stock war sowas wie unsere ' Chillout-Area '. Dort hatten wir Räume, in denen wir zum Beispiel Federball oder Fußball spielen konnten ( obwohl dieser Raum eher einer Turnhalle in Schulen glich, als einem normalen Raum ), eine eigene Paintball-Halle, sowie einen großen speziell abgetrennten Ruheraum, in denen man hinkommen konnte, wenn man einfach mal eine Auszeit von allem brauchte und Zeit für sich alleine haben wollte. Und der vierte Stock war einer der besonderen Sorte. Denn wir waren im Besitz einer eigenen, riesigen Bibliothek. Ja, sowas gab es bei uns.

Jason, unser Anführer, legte sehr viel Wert auf Bildung. Er selbst hatte einen Schulabschluss und wollte, falls er aus bestimmten Gründen nicht mehr Anführer sein konnte, auf einer Universität Geschichte und Mathematik studieren. Generell gab es bei uns einige Mitglieder mit Schulabschluss. Francisco hatte einen Abschluss in Mechanik, Dave einen in Informatik und Rechnungswesen, Jake war begeisterter Künstler. Viele unserer Mitglieder hatten einen Plan B, den sie unbedingt erfüllen wollten, falls sie nicht mehr hier dabei waren. Viele wollten irgendwann eine Familie gründen, wollten irgendwann einmal heiraten, sich ein paar Städte anschauen oder mit ihrer Familie einfach nur auf Urlaub fahren. Auch Melissa hatte große Pläne, sie wollte in ein paar Monaten studieren gehen. Sie hatte mir viel von ihren Plänen erzählt, hatte gemeint, sie wüsste nicht ganz, wofür sie sich entscheiden sollte, doch wir hatten uns lange darüber unterhalten und nun war sie sich sicher, dass sie Psychologie studieren wollte. Melissa war eine unheimlich kluge, junge Frau, die wusste, was sie zu tun hatte und welche Ziele sie in ihrem Leben erreichen wollte. Sie hatte sehr viel Zeit in ihre Ausbildung investiert, denn sie war auf ein sehr gutes College gegangen.

Bei uns gab es keine Lehrer, denn wir lernten voneinander. Wenn man etwas über Mathematik wissen wollte, war man am besten bei Jason, wenn man etwas psychologisches wissen wollte, ging man zu Mel, bei Computer-Sachen war Dave die richtige Ansprechperson. Wir funktionierten wie ein einziges Gehirn, jeder wusste etwas und stellte den anderen sein Wissen auch zur Verfügung, damit diese wiederum von einem lernen konnten. Wir verurteilten niemanden dafür, dass er etwas nicht konnte und wenn jemand etwas nicht wusste, dann versuchten wir ihm dies so gut und anschaulich wie möglich zu beschreiben. Keiner von uns wollte sein Wissen nicht mit den anderen teilen, war so asozial und behielt es einfach für sich. Auch wenn wir Pläne hatten, arbeiteten Jason und ich erst alleine daran, fragten alle Mitglieder allerdings dann nach ihrer Meinung, denn auch wenn wir beide die Führungspersonen waren, waren auch wir nicht perfekt und konnten auch von unseren Mitgliedern lernen. So war das bei uns, jeder - zumindest fast - hatte sich Ziele in seinem Leben gesetzt, die er erfüllen wollte, koste es, was es wolle.

Die einzige, die keine Ziele hatte, war wohl oder übel ich. Ich war sehr reich und wohlhabend als Kind von klugen Gelehrten aufgewachsen. Doch im Gegensatz zu meinen Eltern und meinem Bruder, der Geschichte und Geografie an einer Universität studiert hatte und Lehrer werden wollte, war ich die gewesen, die der Uni und dem Lernen schon immer den Rücken gekehrt hatte. Ich wollte nicht in der Schule sitzen und lernen, ich wollte draußen sein und mein Leben in vollen Zügen genießen. Ich war fasziniert von den dunklen Seiten, den Schattenseiten des Lebens. Ich war schon immer ein Kind gewesen, dass sich sehr für das Leben auf der Straße interessiert hatte, dass sich lieber mit spanenden Themen wie Mord und Drogen auseinander gesetzt hatte, als mit Barbiepuppen und mit Kleidern. Meine Eltern hatten mich immer schräg angesehen, wenn ich mit solchen Themen kam, doch ich hatte mir nie wirklich etwas daraus gemacht. Doch ich hatte mir schon als kleines Kind fest vorgenommen, dass ich meinen Eltern und ihrer ungerechten, strengen Erziehung und den falschen Ansichten und der Sicht, die sie auf das Leben hatten, den Rücken kehren würde. Und dies hatte ich sogar sehr erfolgreich getan. Ich war glücklich hier, mit dem, was ich tat, auch wenn es nicht der Job und Zeitvertreib war, den eine Frau nun mal hatte. Doch ich konnte mir nicht vorstellen, wie es anders verlaufen wäre.

Wir waren nun im Versammlungsraum angekommen und ich ging sofort auf Jason zu, um den Plan mit ihm zu besprechen. Er bat mich leise in sein Zimmer und ich kam seiner Bitte sofort nach, setzte mich auf einen Stuhl und wartete auf eine Anweisung von ihm. Kaum hatte er die Türe hinter sich geschlossen, drehte er sich zu mir um und nahm auf dem Stuhl gegenüber von mir Platz. Ich schwieg, wartete auf eine Anweisung oder einen Plan von ihm ,doch es kam nichts. Ich zog die Augenbrauen hoch. " Hast du keinen Plan, was wir machen könnten?" fragte ich ruhig, bekam als Antwort jedoch sofort nur ein Kopfschütteln zurück. Verlegen biss er sich auf die Lippe. " Nein, ich habe überhaupt keine Ahnung, was wir nun machen sollen. Und das macht mich total fertig.." gab er leise zu und ich nickte verständnisvoll. Leise seufzte ich auf. Auch ich war völlig planlos und noch etwas überrumpelt von der Tatsache, dass das hier Ernst und kein Spaß war. Wir konnten auch nicht einfach irgendwas machen, es könnte uns einiges kosten. Manchmal konnte das Leben echt verdammt schwer werden.  " Vielleicht sollten wir unser Team um Rat fragen...sie würden uns ganz bestimmt helfen." gab ich zu und sah zu Jason. " Ja, vielleicht sollten wir das. Aber ich glaube, wir sollten es ihnen langsam und vorsichtig beibringen, nicht dass wir sie noch verrückt machen oder so." gab er zu bedenken. Ich nickte und erhob mich. " Jetzt gleich?" " Jetzt. Gleich." Ich nickte erneut. Dann griff ich nach seiner Hand und drückte sie fest. Er legte mir die Hand auf die Schulter und sah mich aus seinen dunklen Augen lange an, ehe er meine Hand ebenfalls drückte und die Türe zum Besprechungsraum öffnete.

Ich atmete einmal tief durch und schloss meine Augen. Ich wusste nicht, was passieren würde, wenn sie davon erfahren würden. Es könnte alles passieren. Ich konnte nur hoffen, dass alles gut gehen würde.

Ü

UnbreakableWo Geschichten leben. Entdecke jetzt