Wie in so 'ner Liebesschnulze

280 14 3
                                    

Taddl
Als der Zug anhielt befanden wir uns schon mitten in Paris. Wir liefen orientierungslos durch die Straßen auf der Suche nach einem weiteren Motel. Nachdem wir etliche Leute gefragt hatten, natürlich auf Englisch, da wir beide nicht grade die Ultratalente in Französisch waren, nahmen wir uns dort ein Zimmer. Wollten wir zu mindest. War aber schwieriger als gedacht, da es nicht so leicht ist, ohne Geld, Anspruch auf ein Zimmer zu nehmen. Wir gingen trotzdem zu dem kleinen Empfang um nach einem Zimmer zu bitten. Hinter dem kleinen Empfang stand ein junger Mann, in unserem Alter. "Bonjour", begrüßte er mich höflich und zwinkerte Hellen dann zu. "Arschloch", gab ich hörbar genug von mir, als ich sah wie sein Blick an ihrem Ausschnitt hängen blieb. "Ich versteh dich schon", begann nun der Motel Page mit einem verächtlichen Blick. Er sprach perfekt Deutsch. Ohne jeglichen Anschein eines Akzentes. "Gut so. Hast du 'n Zimmer für uns?", fragtw ich ihn nun mit einem ebenso verächtlichen Blick. "Klar. Bezahlst du heute oder morgen?" "Morgen." Er nickte und gab mir einen Zimmerschlüssel. Ich nahm ihn entgegen und bewegte mich schon in richtung Treppe, als ich bemerkte das Hellen ernsthaft da stand und mit diesem hochnäsigen scheiß Pagen flirtete. Ich ging zurück zu den beiden, gab Hellen einen Kuss und sagte ihr dann das wir hoch gehen sollten um zu schlafen. Genervt rollte sie mit den Augen, zwinkerte dem Pagen-Bastard nochmal zu, und folgte mir dann die Treppe hoch zu unserem Zimmer. Ich schloss auf und sie trat ein. Dieses Motel war eigentlich gar nicht so schlecht. Es sah aus wie ein teures, Pariser Nobel Hotel. Hellen ließ sich aufs Bett fallen und winkte mich zu sich nachdem ich die Tür geschlossen hatte. Ich ging zu ihr und setzte mich neben sie. "Was ist?", fragte ich leicht patzig und sie sah mich verwirrt an. "Was ist los, Taddl?" Ich lachte kurz, schüttelte den Kopf und begab mich dann auf den kleinen Balkon. Ich stützte mich mit meinen Händen auf das Geländer und blickte wütend runter auf die unbefahrenen Pariser Nebenstraßen. Von hier konnte man sogar den Eiffelturm noch erkennen. "Da sollten wir eigentlich jetzt zusammen stehen. Glücklich." Hellen stand plötzlich neben mir und legte ihre Hand vorsichtig auf meine. "Lass mich", flüsterte ich und bekam nur wieder einen verwirrten Blick von Hellen. "Wieso?" "Erst verprichst du mir das du für immer bei mir bleibst und mich überalles liebst, und im nächsten Moment machst du schon mit angeblich Franzosen rum", stellte ich mit wütendem Unterton fest und erntete nur einen lauten Lacher von Hellen. "Ich hab das nur deswegen gemacht", sagte sie belustigt und hielt ein paar Scheine hoch. "Das Versprechen ist nach wie vor wahr und wird auch eingehalten", lächelte sie und nahm meine Hand wieder. Sie gab mir einen Kuss auf die Wange und wollte wieder rein gehen, doch ich hielt sie am Handgelenk zurück und zog sie an mich. Ich legte meine Lippen vorsichtig auf ihre und wir bewegten sie synchron. Nun begann es auch noch, wie in diesen schnulzigen Liebesfilmen, zu regnen. Aber mal ehrlich, perfekter könnte es jetzt auch nicht sein.
Ich meine, ich stehe hier mit meinem Traummädchen, küssend im Regen, mitten in Paris, mit Blick auf den Eiffelturm.

Thaddeus Tjarks.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt