Schweißgebadet wache ich auf und setze mich ruckartig auf, wodurch Jules auch aufgeweckt wird. Verwirrt schaut er mich an, als er merkt dass irgendwas bei mir nicht stimmt, knipst er die Nachttischlampe an. Ich keuche und wische mir mit der Decke den Schweiß aus dem Gesicht.
"Hey Mira, was ist den los? Du bist schon die ganze Zeit so unruhig", flüstert er und jagt mir dabei mit seiner kratzigen Stimme einen Schauer über den Rücken.
'Ein Grund ihn zu heiraten Mira?'
Mein Gott kann die nicht wenigstens einmal den Mund halten. Ich schüttel den Kopf und lasse mich zurück ins Kissen fallen.
"Willst du mir erzählen was du geträumt hast?", fragt er sanft, worauf ich mit einem erneuten Kopfschütteln antworte. Er streicht mir über die Wange.
"Ich bringe dir etwas zu trinken, warte..."
Damit verschwindet er im Bad und kommt mit einem gefüllten Becher zurück. Zum wahrscheinlich hundertsten Mal frage ich mich wieso dieser Junge keine Freundin hat.
'Wahrscheinlich weil er auf dich steht?'
Nachdem ich den Becher ausgetrunken und neben mein Bett gestellt habe, legt auch Jules sich wieder hin und deckt mich zu.
"Schlaf gut, ich bin direkt neben dir", murmelt er und knipst das Licht wieder aus.
'Genau das ist das beunruhigende, nicht wahr?'
Ich schließe die Augen und versuche nicht an eine weitere Zukunft mit Jules nachzudenken, bevor ich wieder einschlafe.Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist die eine Hälfte von meinen Bett leer. Das heeiißt...
'Jules ist weg.'
Jaa man, darauf wäre ich auch alleine gekommen.
'Hundert Jahre später vielleicht ja.'
Ich bin nicht konfliktfähig um diese Uhrzeit....
Ich stehe auf und schleppe mich ins Badezimmer. Ich bin kein Mädchen das tausend Jahre für ihre Morgenroutine braucht, denn um mich zu schminken bin ich schlicht und einfach zu faul.
Nachdem ich hinter dem zugezogen Vorhang gespinxt habe, um die Wetterlage zu überblicken, ziehe ich mir irgendwelche Klamotten aus dem Schrank.
Meine Nacht war nicht die ruhigste und meine Laune ist daran ganz angrpasst. Ich öffne leise meine Zimmertür und laufe dieses mal fast lautlos die Treppe herunter.
'Mhm genau'
Unten angekommen treffe ich erst einmal auf meine Mutter, die so aussieht als würde sie sich gleich vor der ganzen Öffentlichkeit präsentieren wollen. Ihre Haare aufs Petfekteste gestylt, die Klamotten direkt aus dem Designerladen an ihren Körper.
"Guten Morgen Mira", sagt sie distanziert.
Ich nicke mit dem Kopf zut Begrüßung und schaue mich erst in der Küche, dann im Esszimmer und letztendlich im Wohnzimmer um.
"Mum? Wo ist Jules?", frage ich leicht verwirrt.
"Er kommt gleich wieder, er meinte er geht dir ein Frühstück besorgen."
Ich lächle, es war klar, dass er das tun würde. Ich setze mich an den Küchentisch und warte auf ihn.
Ich warte.
Und warte.
Die Zeiger auf der Uhr drehen sich weiter, doch Jules erscheint einfach nicht.
Nachdem fast eine halbe Stunde vergangen ist, versuche ich ihn anzurufen, aber er geht nicht dran. Gerade als ich mir wirklich beginne Sorgen zu machen, klingelt es. Ich springe auf und rutsche die letzten Meter auf meinen Socken zur Tür, bevor ich sie aufreiße. Was ich sehe verschlägt mir die Sprache und ich schlage mir die Hand vor den Mund.
"Oh Gott...Jules...ach du heilige...", sind die einzigen Wörter die ich hervorbringe.
Eine blutige Schramme zieht sich über seine Wange und aus seiner Nase läuft ebenfalls Blut. Seine Lippe ist aufgeplatzt und trotzdem versucht er mir zuzulächeln. Nach diesem kläglichen Versuch, verzieht er sein Gesicht und stöhnt vor Schmerz.
"Ach du Scheiße, komm sofort rein, ich mach das....oh mein Gott, was hast du getan?!"
Er hält mir eine Tüte mit Brötchen vor die Nase. Ich schüttel den Kopf und ziehe ihn vorsichtig, aber energisch mit in mein Badezimmer. Ich drücke ihn auf den Klodeckel und gehe in die Knie um seine Wunden besser betrachten zu können.
Schweigend wasche ich das Blut weg.
"Achtung, könnte brennen", sage ich leise, als ich das Desinfektionsmittel auf die Schramme sprühe. Jules entfährt ein Zischen und er beugt sich etwas zu mir nach vorne.
"Du willst wissen wie das passiert ist? Das kann ich dir sagen. Dieser Typ von gestern, der dich vor dem Café belästigt hat", krächzt er.
"Ja?!", ich reiße die Augen auf.
"Er hat auf mich gewartet, es ging zu schnell. Er hat mich geschlagen bevor ich auch nur denken konnte. Er meinte irgendwas von 'lass die Finger von meinem Mädchen' oder so."
Geschockt starre ich ihn an.
"Sag mal, kennst du den eigentlich näher?"
"Nein...nein eigentlich nicht, ich glaube....er ist hinter mir her. Oh shit. Verdammt Jules, das ist alles meine Schuld, wenn du nicht für mich Frühstück hättest machen wollen und wenn dieser Typ mich nicht gekannt hätte, dann wäre..."
Ich werde plötzlich unterbrochen, indem sich zwei sanfte, verlangende Lippen auf meine pressen und sich bald darauf zwei Hände um mein Gesicht legen. Ich brauche erst einmal Ewigkeiten, bis ich realisiere, dass es Jules Lippen sind. Ich lasse seine sanften Bewegungen zu, zu vertieft in den inneren Konflikt, der in meinem Bauch herrscht. Plötzlich reiße ich mich aus meiner Starre und entziehe mich ruckartig aus Jules Berührungen.
Er schaut mich erschrocken an, als könnte er selbst nicht glauben, was er getan hat.
"Ich...äh...", beschämt betrachtet er die Fliesen, die anscheinend auf einmal sehr interessant zu sein scheinen.
"Mhh...hast du Hunger?", frage ich hektisch.
'Diese Kreativität, wow echt beeindruckend'
Zu meiner Erleichterung nickt Jules und läuft still schweigend hinter mir die Treppe herunter. Die Brötchen liegen noch im Flur und ich bringe sie in die Küche. Zu meinem Glück treffe ich weder auf meine Mutter, noch auf meine Schwester. Ich habe nicht vor im Esszimmer zu frühstücken, also bereite ich ein provisorisches Frühstück an der breiten Küchentheke vor. Die ganze Zeit über, spricht Jules kein Wort und starrt ausschließlich auf den Boden.
Ich setze mich ihm gegenüber auf einen Barhocker.
"Jules hör auf zu schweigen, das macht mich verrückt!", dränge ich ihn.
"Tut mir leid", murmelt er.
"Und hör auf dich zu entschuldigen!"
"Sorr...oh ähm...okay"
Endlich schaut er mir wieder in die Augen.
"Es hat mir gefallen", flüstert er.
Ich beiße mir auf die Unterlippe.
"Jules..."
"Ich weiß, dass du nichts für mich empfindest...sag nichts."
"Nein, so ist es n..."
"Mira. Wenn du etwas für mich empfinden würdest, hättest du zurück geküsst. Hast du aber nicht."
"Ich war einfach überrumpelt!"
"Das heißt, wenn du nicht überrumpelt gewesen wärst, dann hättest du mich geküsst?"
"Mein Gott...ich hab keine..."
"Siehst du. Lass gut sein, ich weiß Bescheid. Ich möchte nicht mehr darüber reden, ich mache mir schon viel zu lange falsche Hoffnungen", seufzt er und beißt in das Brötchen, das er sich während unserer Diskussion geschmiert hat.
"Nein! Ich höre nicht einfach auf darüber zu reden! Ich meine du hast mich geküsst! Das ist nichts was man mal schnell vergisst, das ist..."
"Er hat WAS?!", kreischt meine Schwester umd verhält sich dabei nicht gerade so, als ob sie ein Jahr älter wäre, sondern mindestens drei jünger. Kleines, eifersüchtiges Monster. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass sie in die Küche gekommen war.
"Kannst du bitte rausgehen? Ich bin gerade dabei etwas wichtiges zu klären und du störst",keife ich.
"Nein kann ich zufällig nicht. Die Küche gehört genauso mir, wie dir auch. Also. Und jetzt sag!", feuert sie zurück.
"Tut mir leid wenn ich euch unterbrechen muss Mädels, aber das ganze hat sich ja sowieso schon erledigt", platzt Jules dazwischen und verlässt die Küche Richtung Haustür. Ich renne ihm hinterher, doch er hat das Haus schon verlassen. Ich reißen die Tür auf und schreie: "DU SOLLST DICH VERDAMMT NICHT IMMER ENTSCHULDIGEN JULES!"
Er dreht sich nicht um, schlingt nur seine Jacke enger um sich und läuft mit gesenktem Kopf die Straße hinunter. Ich stehe in der Tür bis er aus meinem Blick verschwunden ist, dann breche ich zum zweiten Mal in Tränen aus.*
Naaa,
Ich weiß, fast niemand liest hier mit, aber ich habe 10 Kapitel vorgeschrieben und will einfach weitermachen.
Übrigens freue ich mich wirklich wenn hierzu jemand was kommentiert.
Naja, bis denne.
~MGewidmet: Michi, als meine wunderbare Lektorin und Kritikerin bis hierher und weiter. Kapitel 6 ist da, du weißt was das heißt meine liebe. ♥
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Love The Easy Way
Teen Fiction"Sag mal, was genau soll das werden?", frage ich mit einem leicht gereizten Unterton. Nicht dass ich gereizt bin. Neeiin. Ich doch nicht... "Nichts. Gar nichts. Alles bestens. Ich bin Luke, wer bist du?" Wenigstens bekomme ich diesmal eine Antwort...