Love The Easy Way

T e n

Die Sonnenstrahlen kitzeln mich an der Nase und ich muss niesen. Wie gut es tut an einem Dienstag von den Sonnenstrahlen geweckt zu werden und vollkommen ausgeschlafen zu sein.
'Außer...'
Außer was?
'Außer es ist Dienstag Morgen und man hat eigentlich Schule'
"FUUUUCCKKKK!!!!"
Oh, habe ich das gerade laut gesagt?
'Ja in einer Lautstärke die wahrscheinlich die ganze Nachbarschaft geweckt hat Schätzchen'
"Fuck, Fuck, Fuck. SCHEIßE!"
'Und schon wieder'
Wieso um alles in der Welt hat mein Wecker nicht geklingelt?
'Du hast ihn gestern kaputt gemacht?'
Und mein Handy?
'Du warst anscheinend zu sehr mit deinem Bett beschäftigt um deinen Handywecker zu stellen mein schlaues Kind'
Und wiesooo...
'Jetzt frag nicht wieso Em nicht geklingelt hat, du hast es ihr verboten. Außerdem solltest du dich jetzt mal lieber Richtung Schule bewegen als hier mit dir selbst zu diskutieren...'
"FUCK!"
'Ja das wissen wir ja bereits'
Planlos renne ich durch mein Zimmer, suche mir irgendwelche Sachen zusammen und putze mir die Zähne. Das Frühstück wird jetzt leider ausfallen. Die Haustür knallt hinter mir zu, ich schließe mein Fahrrad auf, freue mich dass der Schlüssel dabei nicht abbricht und rase in einer Lichtgeschwindigkeit den Berg rauf. Keuchend schließe das Fahrrad wieder ab und sprinte ins Foyer. Welche Stunde habe ich jetzt eigentlich? Wie viel Uhr ist es überhaupt?
'Wie wäre es wenn du auf die Uhr über deinem Kopf guckst?'
"Okay scheiße", keuche ich immer noch außer Atem. Es ist 9:20 Uhr, das heißt ich könnte noch die letzten 15 Minuten von meinem Biounterricht mitbekommen. Ich könnte diese 15 Minuten aber auch einfach ausfallen lassen und mir stattdessen ein Brötchen beim Kiosk kaufen. Mein Magen ist eindeutig für die zweite Möglichkeit, daran lässt sich nicht zweifeln.
Ich beschließe also den Kiosk aufzusuchen und mir erstmal etwas zum Futtern zu kaufen. Mit meinen neuen Errungenschaften setze ich mich zu unserem Baum und warte auf die Anderen. In drei Minuten müsste es zur Pause klingen. Seufzend beiße ich in mein Mozzarella-Brötchen und schließe für ein paar Sekunden die Augen. Viel zu viel Hektik für einen Morgen.
Es klingelt, die Stille verschwindet und wird mit den Geräuschen von Fangen spielenden Fünftklässlern gefüllt.
"Hey Mira! Wir dachten du wärst krank! Wo warst du?", Em, Cat und Charlie kommen auf mich zu.
"Naja, ich bin hier. Daraus lässt sich ja wohl erschließen, dass ich nicht krank bin, sondern schlicht und einfach verschlafen habe. Mein Wecker ist kaputt und ich habe vergessen meinen Handywecker zu stellen, ich war gestern so müde, da hab ich das einfach verpeilt", sage ich während ich mich aufrappel und mir die letzten Brötchenkrümel aus dem Mundwinkel wische.
"Flirten ist anstrengend hm? Und dann direkt zwei Typen am Start...",lacht Em mich frech an.
"Was?! Was für zwei?!", keuchen Charlie und Cat. Mal wieder gleichzeitig, das ist echt gruselig.
"Em, halt die Klappe. Ich flirte nicht und hab auch nicht zwei Typen 'am Start'. Jules ist erst recht nicht am Start und Luke...ist halt Luke", ich strecke ihr die Zunge raus.
"Mein Gott, ich hab dich und Luke gestern doch beobachtet. Er ist vernarrt in dich und du mindestens genauso in ihn. Ihr kichert und grinst euch die ganze Zeit an, er neckt dich und machst unglaublich gerne mit. Mehr flirten als bei euch geht doch gar nicht!", grinst sie.
"Emily Grande. Würden Sie mir bitte die Ehre erweisen Ihre Klappe zu halten? Danke. Wir unterhalten uns nur gut und er ist lustig."
"Ach lustig ist er, ja? Und süß und niedlich und heiß und extrem sexy, oder etwa nicht?"
"Halt. Den. Mund", ich muss grinsen.
"Halt stop. Ich habe gerade überhaupt keinen Durchblick mehr! Luke? Jules? Hä?", sichtlich verwirrt blickt Cat zwischen mir und Em hin und her.
"Also, wer Jules ist wissen wir ja, nicht wahr? Er hat letztens öffentlich zugegeben, dass er auf Mira steht und sie ist auch nicht gerade abgeneigt gegenüber ihm.."
"Er hat überhaupt nichts zugegeben! Und außerdem stimmt..."
"Pscht jetzt! Unterbrich mich nicht! Er hat dich geküsst, das ist genug zugegeben! So, dann ist da aber auch noch Luke, der eindeutig mein Favorit ist. Den durften wir netterweise im Bus kennenlernen und dann im Café wiedertreffen, er steht auf Mira und das zeigt er auch ganz ohne Scheu. Die beiden waren vorgestern im Kino, wovor Mira sich erst ziemlich gesträubt hat, letztendlich aber mit seiner Jacke nach Hause und",sie hebt den Zeigefinger vor meine Nase,"in die Schule gekommen ist. Mehr weiß ich über diesen Abend leider auch nicht. An dem selben Morgen hat Jules D'Auragi sie übrigens geküsst. So. Gestern haben sie sich mal wieder im Café gesehen, Luke ist dort öfters und macht irgendwas an seinem Laptop - was tut er da eigentlich? - naja jedenfalls konnte man diese Funken die zwischen den Beiden geflogen sind fast schon spüren. Das war so grob alles zusammengefasst für euch Beide", beendet Em ihre rede an Charlie und Cat gewandt.
"Danke Miss Grande für die nette Zusammenfassung meines Privatlebens", vorwurfsvoll schaue ich sie an.
"Ist er heiß? ", fragt Charlie mit leuchtenden Augen.
Ich sage nichts dazu, aber Em fühlt sich wohl verpflichtet zu antworten.
"Ja, nicht mein Typ, aber Miras dagegen schon. Er hat braune Locken, hat aber diese typische Jungsfrisur. Ihr wisst schon, oben lang und an den Seiten kurz. Er hat schöne Augen, nicht wahr Miri? Ich wette sie liegt diesem Typen schon allein wegen den Augen zu Füßen", plappert sie.
"Ich liege ihm überhaupt nicht zu Füßen. Und ich stehe auch nicht auf ihn. Und da fliegen auch keine Funken zwischen uns und überhaupt hast du gar keine Ahnung was das angeht", ich ziehe die Augenbrauen zusammen um meinen Worten Nachdruck zu verleihen.
Alle drei schauen mich skeptisch an.
"Ist so. Wollt ihr euch vielleicht lieber darum kümmern, dass ihr euch einen Freund organisiert und nicht mir? Lasst Luke und Jules Luke und Jules sein. Ich werde nicht mit ihnen zusammenkommen", versuche ich das Gespräch zu beenden.
"Du sollst ja auch nicht mit ihnen zusammenkommen sondern mit Luke. Mira, ganz ehrlich das ist..."
"Das Gespräch ist hiermit beendet!", falle ich ihr ins Wort.
Sie hebt abwehrend die Hände und wechselt abrupt das Thema.
"Was habt ihr jetzt?", fragt sie.
"Pädagogik", seufzt Cat.
"Englisch", grinst Charlie.
"Englisch", grinse auch ich.
"Sport", stöhnt Em gleichzeitig mit dem Klingeln und unsere Wege trennen sich. Charlie geht neben mir her, ihr Charlie-Dauerlächeln auf den Lippen. Englisch ist cool. Das liegt mir und es interessiert mich, ich mag die Sprache, ich liebe Bücher und Autoren.
Wir sitzen nebeneinander, beide nach vorne lächelnd. Der Lehrer vor uns ist aber auch wirklich ein Grund zum lächeln.
Erstens: sein Unterricht. Er schafft es die Stunde im Flug vergehen zu lassen, man muss fast an seinen Lippen hängen.
Zweitens: sein Aussehen. Ich bin nicht das "Ich-stehe-auf-meinen-Hottie-Lehrer-Mädchen", aber dieser Lehrer ist einfach...jung und gutaussehend um es harmlos auszudrücken.
'Rawww Mira, stehst du jetzt auch noch auf ältere? Der dritte Typ am Start?'
Nein. Tue ich im Gegensatz zu anderen Personen hier im Raum nicht.
Gerade im Moment ist Larissa dabei unserem geliebten Mr Tyles beizubringen, dass sie leider nicht dazu fähig war ihre Hausaufgaben zu machen und ihm dabei (ganz zufällig natürlich) ihr Dekolleté unter die Nase reibt. Der Stoff ihres Oberteils (naja viel Oberteil ist da nicht) hat die Konsistenz von einem zerlöcherten Spinnennetz, aber Mr Tyles ist nicht mal ansatzweise beeindruckt, sondern wirkt eher genervt und angewidert.
Charlie scheint das Gleiche auch aufzufallen, denn sie schaut mich belustigt an und deutet mit einem Kopfnicken Richtung Larissa. Ich grinse und kann einfach nicht meine Klappe halten.
"Hey Larifary, ist dir nicht ein bisschen warm? Ich meine du bist so warm angezogen und außerdem kann Mr Tyles dir bestimmt dabei helfen ein paar Klamotten los zu werden, das willst du doch oder was tust du sonst da vorne?", lache ich laut.
Charlie stimmt sofort lauthals mit ein und auch der Rest des Kurses ist sich am lustig machen. Larissa hat einen Blick aufgesetzt, der wahrscheinlich böse aussehen soll, macht ihr Gesicht aber noch dämlicher als es sowieso schon ist.
Mr Tyles versucht ein aufkommendes Grinsen zu unterdrücken, was ihm aber nicht wirklich gelingt.
Er schickt Larissa zurück auf ihren Platz, der zu meinem Glück einige Kilometer von meinem entfernt ist und beruhigt den Rest der Klasse.
Sobald er beginnt zu sprechen, ist Ruhe in der Klasse.
Der Unterricht vergeht schnell, wir befassen uns mit einer weiteren Kurzgeschichte "The Curious Case of Benjamin Button", schreiben Interpretationen und Gedankengänge, begeben uns wirklich in die Geschichte rein, doch niemandem wird dabei langweilig. Mr Tyles schafft es wirklich all diese Aufgaben hinter einer Fassade zu verstecken, die uns anspricht. Naja, Larissa ist viel zu sehr damit beschäftigt sich aufreizend zu positionieren um überhaupt etwas von dem Unterricht mitzubekommen.
Als es klingelt ist man fast enttäuscht, dass der Unterricht schon vorbei ist.
Als Charlie und ich draußen ankommen sind die anderen beiden schon da und Cat versucht gerade ihren Apfel zu verspeisen, ohne dabei von zigtausenden Wespen attackiert zu werden.