{Luke}
Ich sehe wie sie den Raum verlässt und schlage mit der Faust auf den Tisch.
Sie ist so widerspenstig, so unglaublich stur und...und niedlich...
Ich stehe ebenfalls auf, lege ein paar Euros auf den Tisch, in der Hoffnung, dass es ausreicht und lasse die Tür nicht gerade leise hinter mir zufallen. Ihre Jacke hängt nicht mehr neben meiner, ihre Tasche steht aber noch auf dem Boden. Kurz stehe ich unentschlossen im Flur rum, bis ich mir meine Jacke überziehe und ihre (verdammt schwere) Tasche schultere. Für einen Moment bin ich in Versuchung den Inhalt zu inspizieren, lasse es aber mit dem Gedanken an Miras sauren Blick dann doch sein.
Draußen regnet es mittlerweile in Strömen und bei der Vorstellung von einer vollkommen durchnässten, zitternden Mira, dreht es mir den Magen um. Von ihr ist keine Spur.
Ich laufe zur U-Bahn und schaue auf die Anzeigetafel. Die nächste Bahn fährt in acht Minuten, das heißt, die letzte ist vor ungefähr 15 Minuten gefahren. Mira kann die letzte Bahn unmöglich erwischt haben, aber auch hier ist sie weit und breit nicht zu sehen. Ich beschließe einfach zu warten und auf das Auftauchen ihres wütenden Gesichts zu hoffen.
Die Minuten vergehen, ich wippe unruhig vor und zurück.
Als die Bahn einfährt, steige ich nicht ein, sondern bleibe einfach stehen. Verzweifelt drehe ich mich in alle Richtungen, aber der Bahnsteig ist wie leergefegt. Weitere zehn Minuten verstreichen bis ich mich umdrehe und die Treppen wieder rauflaufe.
Ich beginne zu rennen, in die Richtung aus der ich eben gekommen bin. Die Tasche auf meiner Schulter bringt mich zusätzlich zum Gewicht meines Rucksacks fast um, aber sogar als ich an der Abzweigung zu dem Café vorbeikomme, laufe ich weiter geradeaus.
Es hat mittlerweile begonnen zu gewittern und alle paar Minuten durchzieht ein Leuchten den Himmel, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Donnern.
Irgendwo da draußen ist jetzt meine kleine Mira und erfriert.
Ich verringere meine Geschwindigkeit um kein Stück, etwas wofür sich das Fußballtraining dann doch lohnt.
Ich will schon wieder umdrehen, da fällt mir ein kleiner Haufen am Rand des Weges auf.
"Das ist doch nicht...", keuche ich und überwinde die letzten Meter.
Vor mir auf dem Boden befindet sich eine vollkommen nasse und schluchzende Mira, die mich noch nicht mal bemerkt, weil sie den Kopf zwischen den Knien hat und sich die Ohren zu hält.
"Oh scheiße", murmle ich und hocke mich vor sie, stupse sie sanft an der Schulter an.
Sie zuckt zusammen und ein erstickter Schrei entfährt ihr.
"Oh scheiße", sage ich erneut und ziehe sie auf die Füße.
Ihre Hose ist dreckig von dem schlammigen Boden und sie wimmert leise vor sich hin.
"Kind, was machst du hier?", ist das einzige was mir einfällt und dafür könnte ich mich gerade schlagen.
"Ich hab mich verlaufen", jetzt schluchzt sie wieder.
Ich ziehe sie an mich und sie weint noch lauter.
"Komm, wir fahren nach hause, ich bin ja da, shhh", versuche ich sie zu beruhigen.
Ihr kleiner Körper bebt in meinen Armen, ob vor Schluchzern oder Kälte, vermag ich nicht zu deuten.
Ich packe sie fest um die Taille und führe sie durch den matschigen, dunklen Wald. Bei jedem Donner zuckt sie aufs neue zusammen und presst die Handflächen auf ihre Ohren. Ich weiß nicht ob ihr nur der Regen über ihre rot gefleckten Wangen läuft, oder ob sich noch immer Tränen dazu mischen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit sehe ich endlich das Schild, dass auf die U-Bahn-Station deutet.
Als wir unten angekommen sind, ist es endlich trocken und mein kleines Mädchen zittert so extrem, dass ich es nicht aushalte sie anzuschauen. Ich schließe sie vollkommen in eine Umarmung und hoffe innig darauf ihr wenigstens ein bisschen Wärme zu spenden. Ihr Atem beruhigt sich, aber als die Bahn vorfährt, reißt sie sich von mir los und steigt ein.
Diesmal ist es leerer und sie setzt sich an einen Fensterplatz. Als ich mich neben sie setzte rutscht sie von mir ab.
"Hör zu, es tut mir unendlich leid, ich wollte nicht, dass es so kommt, ich..."
"Ich möchte jetzt nicht deine Stimme hören", fährt sie monoton dazwischen.
Der hat gesessen, unbewusst verziehe ich das Gesicht und halte für den Rest der Fahrt meinen bescheuerten Mund.
"Mira, wir müssen hier...", beginne ich meinen Satz, bringe ihn aber nicht zu Ende, weil sie ruckartig aufsteht und aus der Tür tritt. Mit gesenktem Blick laufe ich ihr hinterher. Nicht weit entfernt ist eine Bushaltestelle, als ich ankomme, sitzt Mira dort schon mit hängenden Schultern.
Ich knie mich vor sie.
"Mira bitte, ich will doch nur...", und erneut fällt sie mir ins Wort.
"Nein Luke. Lass meine Tasche hier. Geh weg. Ich will dich nie wieder sehen. Nie wieder. Geh mit deinem bescheuerten Laptop in dein bescheuertes Waldcafé umd kümmer dich da um dein bescheuertes Geheimnis. Ich hätte mich niemals auch nur ansatzweise auf dich einlassen sollen. Ich hasse dunkle Wälder, ich hasse Gewitter, ich hasse Regen, aber am meisten hasse ich dich. Hau ab jetzt", in ihrer Stimme liegt so viel Hass, dass ich es fast spüren kann. Für einige Sekunden sehe ich sie einfach nur an. Ein letztes Mal in ihr Gesicht sehen. Dann lege ich die Tasche neben ihre Füße und richte mich auf.
Ich will etwas sagen, weiß aber nicht was.
"GEH!", ihre Stimme schrillt in meinen Ohren.
Das ist alles nur ein Alptraum.
In Zeitlupe drehe ich mich um, wische mir die nassen Haare aus der Stirn umd verschwinde. Keine Ahnung wohin, ich gehe automatisch. Einmal drehe ich mich noch um. Sie steigt gerade in den Bus, das Gewicht ihrer Tasche zieht ihre Schultern runter.
Sie blickt auf, in meine Augen, bis der Bus los und an mir vorbei fährt.
Als sie weg ist trete ich nach dem was ich als erstes finden kann, eine dreckige Hauswand. Der Schmerz fährt in meinen Fuß, aber das juckt mich jetzt nicht.
Wahrscheinlich fährt sie jetzt zu ihrem Schleimer-Typen, der ihr das Frühstück macht.
Und ich lasse sie allein im Gewitter sitzen.
Ich schlage den Baum neben mir und meine Fingerknöchel platzen auf.
Ich muss nach Hause.
Ehrlich gesagt weiß ich nicht mal wie ich nach Hause gekommen bin, aber jetzt liege ich in meinem Bett und starre gegen die Decke.
Es ist ruhig bis auf die Donner und dafür danke ich Gott...falls es ihn geben sollte diesen Bastard.
Ich rolle mich zusammen, meine Klamotten sind immernoch klamm, ich habe mir nicht die Mühe gemacht mich umzuziehen.
Ich hasse diesen Jules. Ich hasse mich selbst.
Sie hasst mich auch.
Ich will, dass sie jetzt bei mir liegt, aber eine Flasche Whisky wird das leere Gefühl wohl vorerst ersetzen müssen.
Was heißt vorerst, sie wird niemals neben mir liegen.
Whisky Baby, komm her, hilf mir.
*Hi,
Ich weiß nicht ob ich weiter machen soll...aber gut.
Das Kapitel wird veröffentlicht, damit gewisse Personen nicht eskalieren (you know....).
Xx,
~M
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Love The Easy Way
Teen Fiction"Sag mal, was genau soll das werden?", frage ich mit einem leicht gereizten Unterton. Nicht dass ich gereizt bin. Neeiin. Ich doch nicht... "Nichts. Gar nichts. Alles bestens. Ich bin Luke, wer bist du?" Wenigstens bekomme ich diesmal eine Antwort...