S e v e n t e e n

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Sam sprintet nach vorne rechts
Luke nach vorne links.
Em und ich reißen die hinteren Autotüren auf und springen rein.
Sam tritt aufs Gaspedal und der Wagen fährt mit quietschenden Reifen los.
Eine Sekunde nach dem wir die eine Einfahrt unseres Hauses verlassen haben, biegt mein Vater in die andere Einfahrt ein, seelenruhig. Ich kann verfolgen wie er aussteigt, sich nicht mal umsieht und dann im Haus verschwindet.
"Das war knapp. Sehr knapp", bemerkt Luke.
"Das war cool! Boah, ich wollte schon immer mal mit quietschenden Reifen und spritzendem Kies vor irgendwas abhauen! Ich fühle mich wie Sam Jamie Bond 008!", quietscht Sam.
Em kichert und ich kann im Rückspiegel  sehen wie Luke die Augen verdreht.
Die restliche Fahrt verläuft schweigend. Luke ist vollkommen in sich gekehrt und starrt emotionslos aus dem Fenster.
Irgendwann hält sogar Sam die angespannte Stille nicht mehr aus und schaltet das Radio ein. Eine Sekunde später stellt Luke es wieder aus.
"Luke, bitte", zischt Sam ihm zu.
Ich sehe Em an, die nur ratlos das Gesicht verzieht.
Ich glaube wir sind alle froh als wir endlich da sind und das Auto verlassen können.
Luke schnappt sich einen Koffer und ich schleppe mit Em einen anderen nach oben.
"Sam, Emily ich möchte dass ihr jetzt geht", bemerkt Luke kalt als wir fertig sind.
"Aber...", beginnt Sam.
"Jetzt!"
Damit hat sich das 'aber' gegessen und die Beiden ziehen ab, Em natürlich nicht ohne mich noch kurz mit einem 'Viel Glück' zu verabschieden.
Unsicher stehe ich in der Mitte das Raums und sehe Luke unsicher an.
"Was?", fragt er.
"Was ist los mit dir, was hab ich dir getan?"
Er schweigt und dreht sich weg.
"Luke!"
Ruckartig dreht er sich wieder zu mir, in seinen Augen liegt etwas wildes. Er schubst mich leicht nach hinten, so dass ich auf der Lehne des Sofas sitze. Er stellt sich zwischen meine Beine und funkelt mich an.
Erschrocken reiße ich die Augen auf.
"Hör mal zu, wenn du hier in Ruhe und ohne Stress wohnen willst, dann solltest du mich in Ruhe lassen, wenn ich das signalisiere. Ja?!"
Ich nicke. Sein Mund ist zwei Zentimeter von meinem entfernt, aber ich bewege mich keinen Millimeter. Dann rückt er wieder von mir ab.
"Schön, ich gehe jetzt einkaufen."
Verwirrt blinzele ich ihn an.
Dann fällt die Haustür auch schon hinter ihm ins Schloss.
Für ein paar Sekunden starre ich einfach nur die Wand vor mir an.
Was um alles in der Welt war das?!
Ich lasse mich über die Lehne des Sofas nach hinten fallen und Rolle mich unter einer Decke zusammen. Eigentlich wollte ich nur mal kurz die Augen zu machen um die ganzen Ereignisse des Tages noch einmal zu sortieren, aber wie das nunmal ist, schlafe ich ein. Tief und fest. Von der einen auf die nächste Sekunde.
Erst als etwas schrecklich scheppert, schrecke ich wieder hoch.
Luke steht wie erstarrt in der Küche und sieht mich erschrocken an.
"Oh sorry, eigentlich wollte ich dich nicht wecken!", sagt er zerknirscht während er die Töpfe, die auf den Boden gefallen sind, aufhebt.
Ich reibe mir über die Augen und stehe dann auf.
"Nicht schlimm...", murmele ich, nicht ganz sicher wie ich Lukes Stimmung im Moment auffassen soll.
Er wirft mir einen kurzen, unsicheren Blick zu, bevor er mit seiner Arbeit in der Küche fortfährt.
Ich geselle mich zu ihm und setze mich auf den Tisch um ihm zuzusehen.
"Das riecht gut, was du da machst", bemerke ich um eine Konversation ans laufen zu bekommen.
Er zuckt nur mit den Schultern, während er Sahne mit irgendetwas Durchsichtigem vermischt.
In einer anderen Pfanne brutzelt irgendeine Art Fleisch mit Gemüse vor sich hin.
Mein Bauch knurrt leise.
Für eine Weile betrachte ich ihn einfach nur noch beim Kochen, wie er die Soßen abschmeckt und Spaghetti genau zum richtigen Zeitpunkt vom Herd zieht.
Dann beginnt er den Tisch zu decken, weiterhin ohne ein Wort zu sagen.
Vorsichtig schiebt er mich beiseite um das Essen zu verteilen.
Wir beide setzen uns einander gegenüber.
"Luke."
Er sieht auf.
"Können wir bitte reden?"
Sein Besteck schwebt für ein paar Sekunden in der Luft, dann beginnt er zu essen. Als er merkt, dass ich es ihm nicht gleich tue, setzt er ab.
"Nach dem Essen? Es wird kalt."
Ich nicke und beginne alles was auf dem Teller ist in mich hineinzuschlingen. Es ist köstlich. Soooo lecker.
Luke ist kurz vor mir fertig und beobachtet mich bei jeder Gabel die ich in meinen Mund schiebe. Ich hasse es wenn leute mir beim Essen zugucken, aber ich lasse es diesmal über mich ergehen.
Als ich die letzte Nudel heruntergeschluckt habe, zieht er meinen Teller weg und schiebt ihn zur Seite.
Jetzt kommt also die Zeit, in der wir reden müssen.
"Du wolltest reden..."
"Was war das eben?", frage ich gerade heraus, es lohnt sich nicht um den heißen Brei zu schleichen.
"Was?"
"Luke, du hast mir fast Angst gemacht!"
"Ich war einfach nicht in der besten Stimmung. Das ist alles."
"Und der Grund dafür war? Du warst vorher so...ausgelassen."
"Der fucking Grund dafür war deine riesige Villa, mit deinem riesigen Garten und deinem riesigen Kleiderschrank, der voll mit irgendwelchen scheißteuren Sachen zugestopft ist. Das Problem daran sind nicht der Wert dieser Sachen, sondern deine...bescheuerte...du schätzt nichts davon. Es gibt Menschen dene es so scheiße geht. Und du? Du heulst rum, weil du nicht geliebt wirst."
Ich starre ihn an. Ein wenig fassungslos. Doch dann denke ich über seine Worte nach. Und er hat Recht. So fucking Recht.
Ich nicke.
"Was soll dieses Nicken bedeuten Mira?"
"Das heißt, dass du Recht hast."
"Und jetzt? Was ändert das? Ich hätte nicht gedacht, dass du so...bist."
Er steht auf.
"Ich geh ins Bett."
Ratlos sehe ich ihm nach. Ich räume die benutzten Teller in die Spülmaschine und wische den Tisch ab. Was mache ich denn jetzt?
Ich setze mich aufs Sofa und starre die Wand an. Vielleicht kommt Luke ja zurück und sagt mir wo ich jetzt schlafen kann...
'Bestimmt wird er das...'
Ich höre ein leises Rumpeln in der Küche, traue mich aber nicht zu ihm zu gehen. Ich lausche eine Weile, aber es ist wieder totenstill. Ich beschließe mich einfach auf dem Sofa zusammenzurollen und es mir so gemütlich wie möglich zu machen.
Minute um Minute wälze ich mich hin und her. Es ist so verdammt kalt in diesem Zimmer. Schnatternd versuche ich mich noch mehr in meine Decken einzukuscheln. Nach weiteren 20 Minuten gebe ich es auf und schleiche in Lukes Zimmer.
"Luke?", flüstere ich.
"Hm?"
"Mir ist so kalt im Wohnzimmer. Kann ich noch eine Decke haben?"
Er macht keine Anstalten mir meinen Wunsch zu erfüllen, sondern rückt nur zur Seite und deutet mir an mich neben ihn zu legen. Ich zögere, doch die wohlige Wärme die aus seiner Richtung kommt, lässt mich alles Andere vergessen.
"Gut so", murmelt er an meine Schulter.
Er küsst die Haut in meinem Nacken und an meinem Kiefer.
"Luke was..."
"Shhh", stellt er mich ruhig.
Es ist fast angenehm wie er mit seinen Fingern über meine Arme streift und mir einen nach dem anderen Schauer über den Rücken jagt. Er kichert immer wenn er bemerkt, dass er es schon wieder geschafft hat. Ich vergesse fast was hier gerade abgeht, doch als ich mich von ihm lösen will, verstärkt sich sein Griff und es tut fast weh.
"Luke!", sage ich diesmal energischer.
Es interessiert ihn nicht, er macht einfach weiter. Auf einmal spüre ich wie er anfängt mich zu beißen. Erst nur sanft, dann immer fester. Sowohl meine Wirbelsäule hinab als auch meinen Hals. Ich keuche auf, doch anstatt aufzuhören, sieht er das als eine Art Bestätigung um weiterzumachen. Seine Hand rutsch immer tiefer, über meine Taille, zu meiner Hüfte und über meinen Arsch und letztendlich auf meinen Oberschenkel. Er versucht mein Tshirt nach oben zu ziehen und ich bekomme langsam Panik.
"Luke, hör auf, was soll der Mist?!"
Er beißt mir erneut in den Nacken.
"Du bekommst Ärger Baby, du warst nicht nett zu mir", murmelt er mir in mein Ohr und schiebt seine Hand einer Stelle zu, von der ich sie UNBEDINGT fernhalten will.
"LUKE!"
" Babe, lass uns was Spaß haben, komm schon."
Ich winde mich in seinen Armen, aber ist fucking stark. Ich schaffe es mich umzudrehen und ihm in sein Gesicht zu sehen. Dann wird mir alles klar.
"Du bist schon wieder betrunken."
Er lächelt breit, aber nicht mein Luke-Lächeln sondern ein perverses, gruseliges Zähnefletschen.
"Und?"
"Du machst Sachen, die du nicht machen solltest!"
"Baby...", seufzt er und kneift mich.
"Hör auf! Ich will das nicht!!!"
"Ich will das nicht, Luke, hör auf!", äfft er mich nach und krallt sich noch fester und presst seine Lippen noch härter gegen meinen Kieferknochen.
"Komm schon...nur ein bisschen Spaß nach diesem Tag..."
"Nein!"
"Doch..."
Veruweifelt versuche ich mich ein letztes Mal loszureißen, doch keine Chance. Aus meiner Verzweiflung tue ich etwas, für das ich morgen wahrscheinlich ein sehr schlechtes Gewissen haben werde. Ich verpasse ihm einen Kinnhaken.
"Auuuu!!! Du verdammtes Miststück!!!"
Er lässt mich los. Er lässt mich endlich los. So schnell wie möglich rücke ich von ihm ab und rutsche aus dem Bett.
"Tut mir leid Luke."
Er sieht mich für ein paar Sekunden an, dann passiert etwas mit dem ich nicht gerechnet hätte. Er lässt sich zurück in sein Kissen fallen und dreht sich von mir weg.
Mit einem verdammt schlechten Gefühl schleiche ich mich aus seinem Zimmer, zurück auf mein Sofa. Das verdammt kalte Sofa. Mir ist mal wieder zum Heulen zu Mute.
'KOMM schon Mira...reiß dich EINMAL zusammen.'
Ich schließ die Augen.

                               *

Heya,
Das verfluchte 17. Kapitel, grrr. Naja, dafür dass alles gelöscht war, ist es ganz in Ordnung.
All the love,
~M

Love The Easy WayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt