Kapitel 10
Lounis
Wir waren gestern alle pünktlich gegen halb eins ins Bett gegangen und standen heute um zehn wieder auf. Heute würden wir mit dem Bau beginnen. Ich freute mich schon sehr auf unser neues Heim. Früher hatte ich das nie gemacht. Selbst etwas zu bauen. Sich selbst ums Überleben zu kümmern. Es gefiel mir. Wie in einem Computerspiel nur in echt.
Eine halbe Stunde später ging es los. Lucky half Camryn in den Gurt und legte sich selbst eine um. Ich legte die Platten auf die Kisten und Aiden startete unseren boxentransport. Platte eins ging an Lucky, sie befestigte die Platte an dem Seil, eine Kiste stützte die Platte. Platte zwei steuerte Aiden neben Platte eins, Camryn schweißte los, so ging es weiter, bis wir eine recht große Plattform hatten. Dann gab es Mittagessen. Später spannte Lucky Seile, so dass die Plattform nicht schwanken konnte. Wir wollten etwa zwei Wochen hierbleiben, hatte sie mir erklärt. Zum einen damit Josh's arm verheilen konnte, zum anderen, weil sie in punkto Ablenkungsmanöver wohl doch noch nicht so weit war wie erhofft. Ich hatte sie noch ein zweimal auf ihr Vorhaben angesprochen, aber nur unnütze, höchstens vage Andeutungen bekommen. Sie wollte nicht, dass wir wussten, was sie plante, und schließlich gab ich die Fragerei auf. Sie wollte nichts sagen und würde nichts sagen. Keine Chance.
Langsam, aber sicher wurde unsere Basis immer größer. Wir brachten die Stockbetten auf die Plattform und sicherten diese dann mit Netzen, die wir gefunden hatten. Unseren Aufenthaltsraum verbanden wir mit einer Hängebrücke, eine weitere führte zu einem Vorratslager, wir arbeiteten noch an einem Bad (wir wollten ein paar der Rohre hier unten anzapfen, war aber riskant, denn wir wussten zum einen nicht ob das überhaupt Wasser war, was da durchfloss zum anderen war Abwasser zum Duschen auch nicht das beste) aber auch das würden wir noch schaffen. Aiden programmierte nebenher weiterhin eifrig an einem Programm herum, das wir direkt in eine Drohne einsetzen konnten, so dass sich nicht veränderte, außer dass wir unbemerkt die Kontrolle übernahmen. Wir konnten die Drohne dafür nicht abschalten oder mitnehmen, das wäre zu auffällig. Wir würden also erstmal den Funk blockieren und dann sofort die Einheit einsetzten. Das war unsere einzige Chance. Lucky war immer öfter alleine draußen unterwegs. Sie suchte nach einem guten Platzt für unseren Überfall. Wahrscheinlich regelte sie nebenher noch ihr mysteriöses Ablenkungsmanöver. Wir bastelten hier unten weiter. Ich war mal mit Aiden, mit ihm verstand ich mich deutlich besser seit ich von seinem... Problem, wusste, mal mit camryn unterwegs und wir fanden viel praktisches Zeug. Gestern hatten wir zum Beispiel ein paar Gasmasken gefunden, die noch recht benutzbar aussahen. Mit dehnen konnte Plan Rohr für Badezimmer beginnen. Die Platform dafür hatten schon und auch ein paar mögliche Schnittpunkt zum Wasser Zapfen und wieder loswerden. Jetzt hockten wir vor Rohr Nummer eins, alle mit Gasmasken, und beobachteten Lucky die mit einem Metall Schneider an dem Rohr herum schnitzte. Sie machte ein kleines Loch in das Rohr. Nichts. Vielleicht aber, kam durchsichtiges Gas raus. Aiden hielt den Gasmesser an die Öffnung. Nichts. Lucky stocherte weiter. „Das Rohr ist leer. Camryn?" Camryn trat vor und schweißte eine Metal Platte auf das kleine Loch. Weiter geht's. Am nächsten Rohr, etwas weiter oben, leicht abfallend, etwas größer als das letzte, konnte man schon von außen hören, das Wasser, oder zumindest eine Flüssigkeit hindurch rauschte. Lucky säbelte los. Aus dem Loch kam wieder nichts, aber man hörte die Flüssigkeit durch Rauschen. Der Gasmesser schlug wieder nicht an, sie schnitt ein größeres Loch. „Jap. Abwasser." Ich blickte ihr über die Schulter. Hier konnten wir unseres ins System leiten. Jetzt also nur noch Frischwasser. Wir bedeckten das Loch mit einer Plane. Hier würden wir später ein Rohr anschließen. Beim nächsten und übernächsten Rohr hatten wir kein Glück. Einmal Flüssigkeit, die definitiv kein Wasser war, einmal Methan. Das Methan, was in aus dem Rohr gekommen war, bevor wir es verschlossenen hatten, waberte jetzt in einer kleinen Wolke um unsere Köpfe. „Wir könnten das Gas anzünden." Schlug Josh vor. „Ja können wir, dann müssen wir aber schnell sein." Lucky hatte recht. Wenn wir zu lange warteten, würde es explosiv werden. Wir gingen alle ein paar Meter zurück, dann zündetet Sprengmeister Josh einen Stock an der Spitze an und hielt ihn in das Gas. Für ein paar Sekunden hatten wir einen spektakulären Feuerball über unserer Platform schweben, dann war das ganze Gas verbrannt. „Wow!" Camryn war hingerissen. „Ja. Nicht schlecht. Haste toll gemacht." Meinte auch Lucky. Aiden lachte. „Können wir jetzt weiter machen, oder was?" ich wollte weiterkommen. „Jaja ist ja gut!" Lucky grinste mich an. Ich lächelte zurück. Ein paar Rohre später (mehr Abwasser, ein paar Lehre und ein bisschen was Undefinierbares) fanden wir endlich einigermaßen sauberes Wasser. Wir hatten länger gebraucht, als erwartet und machten deshalb erstmal Pause. „Ich würde sagen ich geh gleich Rohre suchen, ne? Wer kommt mit?" Aiden blickte uns fragend an. „Ich bleib hier." Camryn warf Josh einen zufriedenen Blick zu, was nicht so einfach war, denn sie saßen ziemlich nah nebeneinander. Irgendwie hatte ich gerade das Gefühl, das die was miteinander hatten. Eine halbe Stunde später stapften wir, links von mir Aiden, noch weiter links Lucky, von Versteck weg. Jeder hatte eine schwebende Kiste dabei, wir suchten Rohre. Also Rohre ohne Löcher natürlich. Das war schwerer als gedacht, denn warum sollte jemand Heile Rohre wegschmeißen? Eine weitere halbe Stunde später war meine Kiste halb voll. Immerhin. Aiden bog ein Stück nach links zu mir ab. Etwas später liefen wir nebeneinander. „Und?" was wollte er? „Was und?" ich war verwirrt. „Naja... du hast mein Schwesterchen vorhin relativ... komisch angeschaut als sie Josh bewundert hat. Ist das was ernstes?" Äh. Ja.... War das was ernstes? Wusste ich das überhaupt? Hallo Gefühle? Könntet ihr euch mal klar ausdrücken? „Äh," entgegnete ich. „Meinst du das bei Camryn und Josh ist was ernstes?" vielleicht konnte ich so vom Thema ablenken, bis Lucky rüberkam und fragte was los war. Bisher hatte sie noch nicht gemerkt, das wir redeten. „Bisher hat Camryn Josh eher in die friendzone verbannt. Wahrscheinlich wegen mir. Wenn man 24/7 in ner Zelle hockt zu dritt und zwei ne Beziehung anfangen wird das schnell für alle beteiligten sehr unangenehmen." Stimmte schon. „Aber lenk nicht vom Thema ab. Ist das was?" das hatte ja toll funktioniert. Sie hatte uns noch nicht mal bemerkt. Also Plan b. „Und selbst wenn. Was ginge dich das an?" ich versuchte es so klingen zu lassen, dass es deutlich war, aber nicht zu einem Streit führte. Hoffentlich kam das auch so rüber. Er lachte „sorry. Hat mich nur interessiert. Es geht immerhin um meine Schwester." Wenigstens das hatte funktioniert. „Was gibt's denn so Interessantes zu besprechen?" ach jetzt war sie auf einmal da. Ich betrachtete sie. Sie war hübsch, klar, dagegen konnte man nichts sagen. Ihr Charakter war ebenfalls toll. Sie war nicht der Typ, auf den ich abgefahren war als ich noch oben gewesen war. Wenn sie oben in meiner Klasse gewesen wäre, wäre sie wahrscheinlich gemobbt worden, ich hätte sie nicht beachtet oder auch gemobbt. Ich hätte sie so abgestempelt, wie alle über sie redeten und mir kein eigenes Bild von ihr gemacht. Ich hätte mit meinen Freunden über sie gelästert, ohne irgendwas über sie zu wissen. Meine Freunde. Waren das überhaupt welche gewesen? Machten sie sich sorgen um mich, oder war ich Ihnen eigentlich sowieso egal? Wahrscheinlich letzteres. Aber was zählte es schon was früher gewesen war? Ich hatte mich unglaublich viel verändert. Das was ich früher, oben, gewesen war zählte nicht mehr. Ja ich mochte sie. Freundschaftlich auf jeden Fall. Aber romantisch? „Äh alles gut?" Lucky schaute mich leicht besorgt an. Shit. Ich hatte sie wahrscheinlich die ganze Zeit angestarrt. Hinter mir hörte ich wie Aiden fast umfiel vor unterdrücktem lachen. „Ich, äh, wir, äh haben überlegt, ob wir schon genug haben." Stotterte ich. Wahrscheinlich war ich rot wie eine warn Leuchte. „Okay... ich glaub das sollte fürs erste reichen oder, Aiden?" sie sah ihren Bruder leicht vorwurfsvoll an, aber sie war auch ein bisschen rot geworden. Oder bildete ich mir das nur ein? Aiden atmete tief durch. Versuchte wahrscheinlich such zu beruhigen. „Ja sollte erst mal reichen." Kicherte er. Lucky zog eine Augenbraue hoch und blickte mich fragend an. Ich zuckte die Schultern nach dem Motto, weiß ich doch nicht, was der hat. Ich wusste genau, was er hatte aber trotzdem.
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LUCKY -bis die hülle bricht-
Science FictionLucky (17) lebt in einer der unteren Ebenen einer riesigen Stadt. je weiter oben, desto reicher und besser. Sie hat kein wirklich gutes Leben, ihre Mutter ist tot, ihr Bruder im Gefängnis und ihr Alkoholiker Vater ist auch nicht besser. Als sie dann...