Kapitel 29
Lori
Von den Aufzügen liefen wir noch etwa zehn Minuten durch die Straßen, je näher wir der Veranstaltung kamen, desto mehr Menschen waren unterwegs. „Ihr geht links, hoch, wir mischen uns in die menge." Sydney reichte mir ihren Rucksack und bedeutete Nero und mir nach links zu gehen. Ich folgte Nero durch eine weniger belebte enge Gasse. Er deutete nach oben. „Wir gehen aufs Dach, komm," er kletterte hoch, ich folgte ihm. Das Dach war eine große freie Fläche vom Rand konnten wir den großen Platz und die umliegenden Straßen überblicken. „Rucksack," Nero streckte die Hand aus, ich gab ihm meinen. Er holte ein paar Einzelteile heraus und puzzelte sie schnell zu einem Gewehr zusammen. „Äh was erwarten wir, was hier gleich passieren wird?" erkundigte ich mich leicht besorgt. „Ist nur Absicherung. Hier," er reichte mir ein Fernglas. „Na dann..." murmelte ich und legte mich an der Dachkante auf den Boden. Nero platzierte seine Waffe neben mich und schraubte mit einer fast unheimlichen Selbstverständlichkeit das Zielfernrohr fest.
Unten auf dem Platz sammelten sich die Menschen langsam zu kleinen Grüppchen, ich versuchte die anderen zu sehen, aber es waren zu viele kleine Gestalten, einzelne zu erkenne war selbst mit Fernglas schwierig. Plötzlich öffnete sich das riesige Tor am Ende des Platzes. Wir konnten leicht gedämpfte, pompöse Musik hören. Ich warf Nero einen kurzen Blick zu, er starrte konzentriert durch das Zielfernrohr. Ich hob das Fernglas wieder an die Augen. Drohnen bahnten sich einen Weg durch die Menschenmasse, und zwangen die Menschen eine breite Gasse zu bilden. Weitere Drohnen kreisten über den Platz und sicherten alles aus der Luft. „Erkennen die nicht, das wir eine Gefahr für was auch immer sind?" erkundigte ich mich und stellte das Fernglas scharf. „Wir sind maskiert, und schau, da, wir gehören dazu," er deute auf ein Dach etwas näher am Geschehen. Auch darauf waren Scharfschützen zusehen, offenbar waren wir so zu sagen Wölfe im Schafspelz. Ich war mir nicht sich, was ein Schaf war, aber ich kannte das Sprichwort. „Und wenn wir anfangen zu schießen merken sie, das, was faul ist und wir sitzen hier komplett ohne Deckung mitten im Schussfeld?" äußerte ich meine Bedenken, den Blick weiter auf das Tor gerichtet. „Hättest du's fünf Minuten früher gesagt hätten wir runter gehen können, aber jetzt geht's los, also können wir nicht mehr weg, wird jetzt so gehen müssen." Ich atmete tief durch und konzentrierte mich. „Ist irgendwie kein guter Plan, dem wir hier folgen..." ich beobachtete den Platz. „Plan?" Ich biss mir auf die Lippe. Und wir wollten einen Krieg gewinnen...
Trotzdem hatte er recht. Es ging los. Ich starrte auf das große Tor, auf einer Art Plattform schwebten Menschen nach draußen, durch die teils schweigende, teils begeisterte Menschenmasse. Die Drohnen projizierten Schriftzüge in die Luft, die die Menge aufforderten zu applaudieren, es klatschten etwas mehr Leute, die meinten, die noch nicht geklatscht hatten, weniger aus Begeisterung, als viel mehr aus Angst vor den Waffen, die nicht offensichtlich, aber eindeutig auf sie gerichtet waren. Ich konnte die Gesichter der Personen auf den Plattformen nicht wirklich erkennen. Einige von ihnen schienen die gezwungen Aufmerksamkeit zu genießen, andere schienen, das Schloss ich zumindest aus ihrer Körperhaltung, eher abgeneigt, oder sogar ängstlich zu sein. Eine Drohne schwebte gefährlich nah an uns vorbei, ich senkte den Blick. Als ich Sekunden später wieder nach oben schaute erreichte die Parade wohl grade ihren Höhepunkt. Die Drohnen hatten angefangen Jubel und Applaus abzuspielen, und auch die Menschen, die hier waren, machten etwas mehr Stimmung. Ich richtete das Fernglas wieder auf das große Tor, und das, was daraus zum Vorschein kam, gab mir ein Gefühl, als hätte mein Herz einige Schläge vergessen. „Scheiße!" keuchte ich leise und zog mich ein Stück weiter von der Kante zurück. „Was ist?" Nero war hin und her gerissen zwischen dem Schauspiel auf dem Platz und mir. Ich starrte bewegungsunfähig auf den riesigen Roboter, der aussah, wie eine riesige Kampfrüstung. Was mich erschreckte war allerdings nicht der Roboter an sich, sondern die Person, die in der Rüstung steckte. Den Kopf der Rüstung trug sie selbst unter dem Arm, mit der anderen Hand winkte die Maschine. Die Person in der Rüstung kannte ich. Es war Tino. Und er hatte genau zu unserem Dach hochgeschaut. Ich legte das Fernglas weg und starrte auf die Drohnen. Wenn er mich erkannt hatte, ich sicher war, dass es so war, obwohl es nicht sein konnte, dann würden die Drohnen angreifen. Oder, ich ließ den Blick zu den anderen Dächern schweifen, die Scharfschützen würden uns schneller erledigen, als wir es überhaupt realisieren konnten. „Wir müssen hier weg!" zischte ich und zog mich langsam weiter zurück. „Was ist denn?" Nero hatte sich jetzt ganz vom Platz abgewandt und starrte mich an. „Ich kenn den in der Rüstung, und ich kann nicht hierbleiben, ich glaube er hat mich erkannt!" flüsterte ich eindringlich. „Bist du sicher?" ich schluckte. Es konnte nicht sein. Eigentlich. Ich kroch wieder an die Kante. „Es kann nicht sein, aber trotzdem!" Tino setzte den Helm auf, eine gruselige Maske, und schaute erneut zu uns. Ich zuckte zurück. „Jetzt bin ich mir sicher!" ich packte meinen Rucksack. Und stolperte in genau dem Moment zurück, als sich mehrere der Drohnen zu uns drehten. „Scheiße, komm!" ich packte Nero am Arm und zog ihn mit. „Runter!" er brachte mich zu fall, so entgingen wir dem ersten Angriff. Ich bekam aus dem Augenwinkel mit wie sich die menge auf dem platz zu uns wandte, mein Gehirn war aber zu beschäftigt, um diese Info zu verarbeiten. Hinter mir explodierte ein Schuss, ich wurde nach vorne geschleudert und knallte auf die Dach Kante. Ohne zu zögern, kletterte ich darüber und ließ mich auf der anderen Seite nach unten gleiten. Der Abstieg war schneller und unkontrollierter als mir lieb war. Nero war direkt hinter mir. „Wir können nicht zu den Lifts!" Syd und Milena rannten auf uns zu. „Wir brauchen nen Gleiter!" Milena deutete auf einen, der am Straßenrand ein paar Meter weiter stand. Ich konnte das Blut durch meine Ohren rauschen hören. „los!" Sydney zog mich zu dem Fahrzeug, ich ließ mich auf den Rücksitz fallen. Nero sprintete nach vorn und begann zu versuchen das Teil kurz zu schließen. Es dauerte quälend lange, Milena hatte sich mit dem Gewehr am Fenster platziert und holte eine der Drohnen vom Himmel, dann machte der Gleiter einen Satz nach vorne. Das Fahrzeug schoss los, wir schrammten an einer Hauswand entlang und erreichten dann die große Querstraße, auf der wir uns vorhin getrennt hatten. Auf der Straße sammelten sich allerdings inzwischen einige Menschen, die vom Platz weg strömten. „Wir kommen hier nicht durch!" mein Gehirn hatte wieder angefangen zu arbeiten. „Kommt, ich hab ne Idee!" ich riss die Tür auf und stürzte mich in die Menge. Ob die anderen mir folgten konnte ich nicht sehen, ich hoffte es einfach. Ich drängelte mich durch die Menschenmenge und hoffte, das die drohen nicht befugt waren auf einen großen Haufen Zivilisten zu schießen. Sie kreisten über uns, schossen aber nicht. Ich eilte in eine Seitenstraße und hatte Glück. Die Straße war sehr eng und auch hier rannten schreiende Menschen herum. Auf dem Boden war ein Gully. Ich versuchte den Deckel weg zu ziehen, Nero half mir. „Gute Idee!" Milena packte mit an und zusammen schafften wir es das schwere Teil weg zu räumen. Ich zwängte mich durch den engen Spalt ins dunkel. Die anderen folgten mir, Sydney und Milena zogen den Deckel oben wieder zu. Sobald der Deckel zu war wurden wir von Dunkelheit und drückender stille umschlossen. „Geht's allen gut?" Milena. „So weit ja, denk ich. Hat jemand Licht?" Syd. „Warte..." Nero, der jetzt in seinem Rucksack wühlte. Eine Taschenlampe flammte auf. Eine Ratte floh vor dem Lichtkegel. „Sind die Rohre Wärme undurchlässig? Ich meine können die uns per Wärmebild finden?" Nero wanderte ein paar Schritte in das Rohr hinein. „Soweit ich weiß, sind wir in der Hinsicht sicher." Sydney klopfte an die Decke. „Welche Ebene sind wir?" erkundigte ich mich. „8, wir müssen nach 10." Ich nickte, obwohl es mir nicht wirklich weiterhalf. „Ich sag der Basis bescheid, entweder sie holen uns ab oder machen ne Ablenkung oder so. Syd entfernte sich ein paar Meter und fing an mit ihrem Communicator zu diskutierten.
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LUCKY -bis die hülle bricht-
Science FictionLucky (17) lebt in einer der unteren Ebenen einer riesigen Stadt. je weiter oben, desto reicher und besser. Sie hat kein wirklich gutes Leben, ihre Mutter ist tot, ihr Bruder im Gefängnis und ihr Alkoholiker Vater ist auch nicht besser. Als sie dann...