Kapitel 17

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Ich warte im Wohnzimmer auf die anderen, während Harumi die Ninjas holt. Sie hat beschlossen, ihnen zu erklären, wieso sie im Moment eben so drauf ist, wie sie ist. Nach etwa einer Minute kommen die letzten herein und setzen sich auf den Boden oder auf die Couch. Alle Blicke sind auf Harumi gerichtet und sie wird etwas rot. „Also, eh", fängt sie zögernd an. Kurz hält sie inne. Sie scheint sich ermutigen zu wollen und ich zeige ihr einen Daumen hoch. Sie lächelt mir kurz zu, hervor sie wieder die anderen abwechselnd anblickt. „Ihr habt vielleicht gemerkt, dass ich in letzter Zeit etwas... empfindlich war." Sagt sie. Die anderen nicken langsam. „Und wahrscheinlich habt ihr schon erraten, dass es etwas... dass es etwas mit der, eh, Entführung zu tun hat." Fährt meine Schwester fort und streicht ihre Kleidung glatt. „I-Ich weiss, d-dass ich nicht dafür k-kann, a-aber ich habe mich trotzdem nicht wirklich getraut es euch zu sagen. A-Also der, Typ, der mich auch g-geschlagen hat, h-hat m-mich..." Harumis Stimme wird etwas leiser. „Er hat m-mich auch vergewaltigt." Erklärt sie. Ihre Stimme ist nur noch ein Flüstern. Die anderen sehen mal sie, mal einander schockiert an. „Ich glaube, ich kann für und alle reden, wenn ich sage, dass es uns Leid tut." Sagt Lloyd.

„Nun ja, deshalb zucke ich eben auch immer zusammen wenn mir jemand von euch auch nur auf die Schulter tippt." Erklärt meine kleine Schwester. „Verständlich", P.I.X.A.Ls Stimme klingt sehr sanft und einfühlsam. „Ich weiss dass ich es früher hätte sagen sollen, aber ich... ich habe mich so... geschämt." Gibt Harumi kleinlaut zu. „Du musst dich nicht schämen." Sagt Cole. „Ja, das ist nicht deine Schuld." Nya lächelt aufmunternd.

„Das soll echt nicht komisch sein oder so... aber darf ich fragen, ob es... einmalig war?" Jay klingt unsicher, doch Harumi stört die Frage scheinbar nicht. „E-Es war leider nicht einmalig", beantwortet sie die Frage des blauen Ninjas und holt nach Luft, als würde sie gleich tauchen wollen, „aber ich bin mir nicht sicher, wie oft er... ihr wisst schon." Murmelte Harumi. „Oh, okay", der Meiste der Blitze klingt bedrückt.

„Habt ihr sonst noch F-Fragen? I-Ist alles okay." Harumi blickt erwartungsvoll in die Runde. Ich bin echt stolz auf sie.

Ich würde nie so offen reden können. Ja, sie stottert ein wenig und hört manchmal ein bisschen inne. Aber ich kriege alleine bei der Vorstellung, vergewaltigt zu werden, Gänsehaut.

Ich meine, wie schlimm muss es denn sein?

Wenn du vergewaltigt wirst, bist du wehrlos. Du schiebst Panik und schreist, du rufst um Hilfe, auch wenn du genau weißt, dass keiner es hört. Auch wenn du genau weißt, dass niemand dich retten wird. Irgendwann, wenn der Gedanke, dass es sinnlos ist, um Hilfe zu rufen, durchsickert, hörst du auf dich zu wehren und lässt es zu. Und du siehst, dass sich dein Vergewaltiger auch noch dran amüsiert. Es macht ihm Spass, dich leiden zu sehen. Und die Zeit scheint stehen zu bleiben. Du realisierst, dass dein ganzes Leben gerade eine Wendung nimmt. Du realisierst, dass du nie mehr der- oder dieselbe sein wirst und dass du das, was an diesem Tag passiert, nie vergessen wirst. Und im Nachhinein? Du hast Angst es weiterzuerzählen, weil du genau wie Harumi Angst hast und dich für etwas schämst, wofür du nichts kannst. Du hast Angst, dass wenn die Person herausfindet, dass du es erzählt hast, dir das Leben weiterhin zur Hölle macht, ohne zu verstehen, dass er oder sie wahrscheinlich im Gefängnis landen wird und somit niemandem mehr etwas antun kann. Durch dich.

Je genauer ich nachdenke, desto schlimmer wird das Ganze für mich. Wieso sind Menschen nur so? Ich verstehe nicht, wie man einfach so das Leben einer möglicherweise wildfremden Person zerstören kann.

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Ich lege mich auf mein Bett und denke an Morgen. Wie das Date mit Wyldfyre wohl laufen wird? „Oh, scheisse", murmle ich und stehe auf. Ich suche meine Schwester. „Harumi, ich habe ein Problem!" Beschwere ich mich. Harumi sieht mich fragend an. „Ich habe nichts zum anziehen", sage ich und schließe die Tür hinter mir. Harumi scheint kurz zu überlegen, was genau ich meine. „Oh!" Als sie begreift, worauf ich hinaus will, geht sie zu meinem Kleiderschrank. „Als Fashion Queen kann man dich Schinkel nicht betiteln", sagt sie sarkastisch. Ich verdrehe die augen, muss jedoch ein bisschen grinsen. „Mhh, ich würde dir ja etwas von meinen Sachen geben, aber die sind dir sicher zu klein." Murmelt sie. (Tatsächlich ist sie beinahe einen ganzen Kopf kleiner als ich.) „Wir könnten vielleicht einkaufen gehen": schlägt sie vor. „Ich habe sowieso nichts zu tun." Sagt sie. Ich nicke dankend. Eigentlich hätte ich auch selbst auf die Idee kommen können, aber manchmal kann ich echt nicht nachdenken.

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Während ich noch dabei bin mich umzusehen, kommt Harumi um die Ecke und hält mir Einsparungen Sachen hin. „Ich glaube die Sachen würden dir stehen", meint sie, nimmt meine Hand und zieht mich zu einer der Umkleidekabinen.

Unsicher sehe ich mir das Kleid an, welches Harumi reinstreckt. Es ist ein enges, schwarzes Kleid ohne Träger und einem dazugehörenden Gürtel, der aus demselben Stoff besteht. Ich ziehe es an und betrachte mich im Spiegel. Das Kleid ist wirklich recht eng. Nicht, dass es mir nicht passen würde, aber ich ziehe sonst nie sowas an. Ich betrachte mein Spiegelbild zweifelnd. Das Kleid reicht mir etwa zehn Zentimeter über die Knie. Langsam ziehe ich den Vorhang auf. „Oh mein Gott, Jade, das sieht verdammt gut aus!" Kreischt Harumi. „Rumi, nicht jeder will deine Meinung hören", sage ich um zu verdeutlichen, wie laut sie geredet hat. „Und, was hältst du davon?" Ich gucke mit den Schultern. „Es sieht schon gut aus, aber... Ich weiss nicht, ich bin es mir echt nicht gewohnt." „Jeder, der sowas trägt, muss sich dran gewöhnen, wenn du mich fragst. Aber ich zwinge dich zu nichts." Meint Harumi, reicht mir das nächste Outfit und zieht den Vorhang zu.

Ich blicke mein Spiegelbild an. Harumi hat mir eine schwarze kurze Hose mit ein paar Strasssteinen und ein ebenso schwarzes Top, welches nur einschultrig war. Ich ziehe erneut den Vorhang auf. „Sieht gut aus", lächelt sie. „Hier noch das letzte, du kannst dich dann ja entscheiden." Sagt sie und überreicht mir einen Rock und ein Top.

Harumis letzte Wahl beinhaltet einen dunkelblauen Rock und ein ebenso blaues Oberteil. Es hat genau wie das Vorherige nur einen „Ärmel". Ich ziehe es an und betrachte mich im Spiegel. Ich finde es sofort wunderschön. Als Harumi mich ansieht, scheint sie Mühe zu haben, nicht erneut zu kreischen. „Das sieht so gut aus, ich liebe es!" Sagt sie begeistert. „Ich finde es auch ganz cool." Gebe ich zu. „Dann willst du das?" Fragt sie. Ich nicke. Wir kaufen noch Einparken andere Sachen, aber ich kann nur noch dran denken, wie es morgen laufen wird. 

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1128 Wörter

Hier noch Bild vom Outfit:

Habs grob gezeichnet aber null ,Öhr gegeben weil ich schlafen will haha

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Habs grob gezeichnet aber null ,Öhr gegeben weil ich schlafen will haha

Jade || Roman ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt