Für manche wäre es vielleicht langweilig, der Schwester oder dem Bruder gegenüber zu sitzen und einfach zu reden. Aber ich habe Harumi so lange nicht richtig gesehen gehabt. Ich könnte mich mit ihr genauso lange unterhalten wie mit einer Person, die ich neu kennenlerne. Eigentlich lerne ich sie ja kennen. Klar, ich weiss noch, wie sie als Kind war. Aber sie hat sich verändert. Er tat das nicht? Fast jedes Kind war fröhlich und hatte irgendwelche Vorbilder und Helden. Und verschiedene Leute machten verschiedene Sachen durch.
Bei mir waren es Suizidgedanken gewesen, Depressionen und Mobbing. Bei Harumi war es ein Dasein als Superschurkin, ein beinahe-Tod dem sie nur entkommen konnte, in dem sie sich wieder auf die Seite eines Superschurkens stellte, eine Entführung wo sie eingesperrt, geschlagen und vergewaltigt wurde und die Selbstmordversuche.
Meiner Meinung nach sollte man nie die Probleme von verschiedenen Personen. Wenn jemand weint, sollte man der Person nicht an den Kopf werfen, dass es ihr doch nicht so schlecht ginge und es Leute gab, die schlimmer dran waren. Auch wenn man es versuchen würde; man kann sich nicht immer um die anderen kümmern.
Ich nehme als Beispiel zwei Personen: Eine Person die an einem sehr armen Ort lebt. Er oder sie kämpft jeden Tag ums überleben und hat nur sehr wenig essen. Vielleicht ist er oder sie nicht die glücklichste Person, aber er oder sie schätzt die kleinsten Dinge, von denen andere nicht mal begreifen können, dass es nicht normal ist. Aber er oder sie hat Freunde, die dasselbe durchmachen und für ihn oder sie da sind. Und er oder sie ist für seine oder ihre Freunde da. Der Grund, wieso die Person dieses Leben weiterführt. Sagen wir mal, die andere Person ist reich. Er oder sie hat eine Menge Geld und kann sich gefühlt alles leisten. Aber Geld macht nicht glücklich. Oh nein. Er oder sie hat keine Freunde. All die Leute zu denen er oder sie Kontakt hatte, wollen nur noch Sachen mit ihm oder ihr machen, weil die Lerson so reich ist. Vielleicht sind die Eltern schon tot oder so. Und die Leute die ihn ansprechen, sind Leute, die sein oder ihr Geld wollen. Er oder sie hat niemanden. Er oder sie kann nichts machen. Er kann sich die teuersten Sachen kaufen, ja. Er kann auch jeden Tag in einen Freizeitpark, aber das alles ist ohne Freunde langweilig, oder wird es irgendwann. Er oder sie ist die ganze Zeit von Bodyguards umgeben, weil jeder ihn oder sie berauben oder ermorden will. Aber mittlerweile will er oder sie es schon selbst tun. Was bringt ein Leben denn, wenn es eintönig und langweilig ist? Oder sollte er oder sie einfach das ganze Geld jemandem geben oder untertauchen, damit er oder sie ein Leben als normale Person führen kann? Wäre das einfacher? Wenn man sich einfach ein Bild von den beiden Personen sieht, denkt man sofort, dass es der reichen Person an nichts fehlt. Vorurteile. Ja, er oder sie hat Grundbedürfnisse wie essen, Schlaf, trinken, ein Dach über dem Kopf und so weiter erfüllt und das in guter Qualität. Aber die erste Person hat etwas, was der oder die reiche nicht hat. Freunde. Und er schätzt sie auch wert. Für ihn sind seine Freunde unendlich viel Wert. Viele sehen die Freunde als selbstverständlich an, aber das sind sie nicht. Leute die einen besten Freund oder eine beste Freundin haben verstehen es vielleicht. Aber nicht bester Freund im Sinne von „man kennt sich seit ein paar Jahren und man ist halt gut befreundet". Dem besten Freund oder der besten Freundin sollte man blind vertrauen können. Das sind wirklich beste Freunde. Man erzählt ihnen alles, gute Dinge, Sachen die einen beschäftigen und Sachen, die einen so runterziehen wie sonst nichts. Und die besten Freunde hören sich das alles an. Das ist nicht selbstverständlich, wenn man mich fragt. Wenn man die Minuten und Stunden zusammenzählt, die man mit besten Freunden verbringt, ergibt das bestimmt eine Menge. Und in dieser Zeit könnte man... keine Ahnung. Man könnte sich stattdessen damit beschäftigen, wie man Millionär wird oder so. Die meisten würde doch gerne in Reichtum leben, nicht? Aber nein. Beste Freunde verbringen Zeit miteinander, hören einander zu und geben Ratschläge oder sowas. Die erste Lerson hat das. Er oder sie hat beste Freunde. Aber die Person mit dem vielen Geld... Wenn man eine Menge Geld verdient, ist man eine Weile lang über seinem eigenen Durchschnitt der Laune. Aber langsam sinkt das mit der Zeit wieder und man ist wieder bei dem Durchschnitt, wie man sich fühlt. Das verstehen viele nicht. Manche denken, Geld würde einen tatsächlich glücklich machen.
Manche würden sagen, Person Nummer eins geht es schlechter, während andere die zweite Oerson mehr bemitleiden. Ich finde, es geht beiden schlecht. Man kann es nicht vergleichen. Es sind zwei verschiedene Menschen mit einem anderen Charakter, anderen Meinungen und anderen Vorlieben. Jeder Mensch ist anders und ein eigenes Individuum. Deshalb sollte man sich nie mit anderen vergleichen.
Man sollte nicht die Bilder von eine, Model sehen und versuchen, abzunehmen, um dieselbe Figur zu erhalten. Es hat nicht jeder denselben Körperbau. Selbst wenn man genau so dünn ist, wie irgendein Model, muss es nicht heissen, dass der Körper gleich aussieht und der Bikini einem genauso steht, wie man es sich vorgestellt hatte. Mädchen sehen die Bilder von hübschen jungen Frauen und wollen auch so schön sein. Aber was für eine Überraschung, stundenlanges Schminken und Verwendung von Produkten, deren Namen ich nicht einmal kenne und trotzdem sieht man nicht so aus, weil das Bild achtmal gephotoshopt wurde und drei Filter drauf hat. Ja, ich schminke mich auch. Aber ich war noch nie Fan von all diesen Sachen mit denen man das ganze Gesicht und alle Hautunreinheiten abdeckt. Ich meine, die Jungs überleben es doch auch ohne und jeder einzelne Mensch hat mal Pickel, wer über sowas Sprüche macht, ist halt niveaulos. Aber jeder soll tun, was er oder sie möchte, es ist mir egal. Und ja, Schauspielerinnen sind hübsch. Aber wenn ihr die perfekte Nase von jemandem beneidet, überlegt mal, ob es wirklich von Natur aus so ist und die Person vielleicht eine andere äußerliche Macke hat oder ob die Person nicht vielleicht doch eine Schönheitsoperation gemacht hat.
„Du, Jade", Harumi sieht mich an, ihre Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. Ihr Lächeln kann ich nicht deuten. „Ja?", frage ich zurück. Meine Schwester zwirbelt ihre Haare zwischen den Fingern umher, bevor sie endlich rausrückt: „Kann es sein, dass du dich vielleicht ein bisschen in Wyldfyre verschossen hast?" Ihr Lächeln mutiert zu einem Grinsen. Eine starke Hitzewelle überkommt meine Wangen. „Ehm, nein, wieso?" Wehre ich ab. „Ach nur so", meint Rumi. „Ich meine nur, weil du sie ständig anstarrst, rot wirst, wenn du mit ihr redest oder jemand über sie redet und weil du dich ziemlich gut mit ihr zu verstehen scheinst." Ich schlucke. Ich weiss doch gar nicht, ob ich wirklich verliebt bin. Ich mag Wyldfyre und ich glaube, dass ich mehr als nur Freundschaft für sie empfinde, aber ich bisher habe ich nie jemanden geliebt. Wie fühlt es sich denn überhaupt an? Liebe ich Wyldfyre wirklich auf diese Art und Weise? Ich bin ratlos. Keine Ahnung, was ich denken oder empfinden soll. Keine Ahnung, welche Sexualität ich habe. Ich habe einfach keine Ahnung, aber Rumi hat recht. Ich werde so schnell rot, wenn es um sie geht wie sonst nie. Vielleicht bin ich ja wirklich verliebt. Kann Harumi das so leicht erkennen? Erkennen auch die anderen das so leicht? Ist es mir so sehr anzusehen, dass ich etwas für Wyldfyre empfinde, was ich gegenüber anderen nicht tue? Möglicherweise etwas... romantisches? „Harumi, komm schon, dass glaubst du doch selbst nicht." „Oh doch!" Harumi lacht und klopft mir auf die Schulter. „Rumi, sieh uns doch an. Wir sind das komplette Gegenteil voneinander. Von Kopf bis Fuss. Aussehen und Charakter. Wie sind wie die Farben schwarz und weiss, wir sind wie Sommer und Winter. Sie ist laut und selbstbewusst, ich bin leise und schüchtern!" Protestiere ich. Das ist gar nicht wirklich gelogen. Auch wenn ich es mir vielleicht erwünsche, sind Wyldfyre und ich so unterschiedlich, dass eine Beziehung sowieso nie klappen würde. „Jade, Gegenteile ziehen sich an. Das Sprichwort kennst du bestimmt." Harumi legt einen Arm um mich, als würde sie mich trösten wollen. „Das ist es ja, es ist ein Sprichwort. Mehr nicht." Gebe ich zurück. „Wie beinahe jede Legende, jede Geschichte und jedes Märchen hat auch jedes Sprichwort eine gewisse Wahrheit dahinter." Sagt Harumi Schulterzucken und steht auf. „Ausserdem bist du sehr wohl selbstbewusst. Nur zeigst du es nicht." Fügt sie hinzu. Dann geht sie wortlos davon.
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1434 Wörter
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Jade || Roman ✓
Fanfic(2023) KLAPPENTEXT: Es ist ganz spassig, sich in einem heiligen Kloster ausbilden zu lassen. Zumindest, solange nicht alles von dir abhängt. Jade trägt das Schicksaal mehrerer vereinter Welten, Stämme, Nationen und Kreaturen aller Art auf ihren Schu...