Hundewelpe

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Kapitel 21:

23.November

Der Alltag brach schneller auf uns herein, als uns lieb war. Ich war wieder Voll arbeiten und Felix konnte natürlich nicht die Füße stillhalten und schrieb Tag und teilweise auch Nacht an seinem Buch. Wir stritten uns wirklich wenig, aber das war auf jeden Fall ein Punkt, bei dem wir aneinander geraten. Ich verstand Felix schon. Bis vor kurzem hatte er noch jeden Tag Shows und hatte einfach was zu tun. Jetzt sollte er eigentlich zu Hause sitzen und die Stille genießen, aber für ihn war es der absolute Horror. Trotzdem fand ich es wirklich nicht gut, dass er teilweise die ganze Nacht am arbeiten war und dadurch wenig Schlaf bekam.

Felix: Morgen püppi 😘
Ella: Morgen? Wir haben fast 14 Uhr Felix. Hast du etwa wieder die halbe Nacht gearbeitet? 🙄
Felix: Bin nickt so spät ins Bett. Um 4 oder so.
Ella: ok.
Felix: Bist du jetzt sauer?
Ella: Nein. Ich mag aber auch nichts mehr dazu sagen. Du bist alt genug.
Felix: Wann hast du Feierabend?
Ella: Um 3, wieso?
Felix: Die anderen haben gefragt ob wir alle zusammen was essen gehen. Ich hol dich ab?
Ella: Ja gerne, dann bis gleich 😘

Ich meinte das absolut ernst. Felix war alt genug und muss selber wissen, was er da macht. Nur weil ich es anders handhaben würde muss ich mich nicht weiter mit ihm streiten. Das kostet mich nur viel Energie, die ich gerade einfach nicht hatte.
Ich selber fühle mich erschöpft und kämpfte seid ein paar Wochen mit meiner Müdigkeit. Auch das Essen fiel mir schwer. Viele Lebensmittel oder Gerichte die ich eigentlich gerne esse, sorgen für Übelkeit.
Das war der Grund, warum ich auch heute, bis auf ein bisschen Zwieback, noch nicht gegessen hatte. Nicht genug essen = Keine Energie = Müdigkeit.
Das konnte  lustig werden.

Pünktlich um 15 Uhr verabschiedete ich mich von meinen Arbeitskollegen und nahm die Treppe nach unten zum Ausgang.
Felix lehnte lässig an seinen Mercedes und rauchte. Dabei schien er irgendwelche witzigen Videos zu schauen, ich konnte nämlich sein schmunzeln sehen.
Als er aufblickte schnipste er seine Kippe zur Seite und nahm mich in den Arm. Er roch nach Rauch.
Eigentlich störte mich das nicht so sehr, immerhin war ich bis vor kurzem selbst noch Raucherin gewesen, aber heute fand ich es unangenehm und drückte ihn deshalb von mir weg.
„Allet jut?" fragt er mich und runzelt die Stirn.
„Du riechst nach Rauch" antwortete ich und schaue ihn entschuldigend an.
„Warum hast du nüschst gesagt?" fragt er mich.
„Es stört mich auch sonst nicht, aber.... Weiß auch nicht. Bin gerade bei vielen Dingen sehr empfindlich" erwidere ich.
Felix antwortet nicht, sondern sucht in seiner Bauchtasche sein Kaugummi heraus. Er schiebt sich eins in den Mund und küsst mich dann sanft auf die Lippen.
„Besser?" fragt er und grinst mich an.
„Ja ist besser" kichere ich.

Wir setzten uns beide ins Auto und schweigen einen kurzen Moment.
„Aber wenn dit nüschst besser wird, möchte ick, dass du zum Arzt gehts Püppi. Dit is mir nämlich och schon aufgefallen." durchbricht er die stille. Ich nicke stumm.
„Ja ich weiß.... Das mache ich auch" antworte ich kleinlaut, weil ich wusste, dass er recht hatte.
Wenige Minuten später kamen wir in der Location an. Ein Italiener. Da werde ich doch wohl was zu essen finden.
Als wir aus dem Auto aussteigen kommt Felix zu mir und greift nach meiner Hand. Eine kleine Geste, die mein Herz schneller schlagen ließ.
Ich lehne mich kurz an ihn und küsse seinen Oberarm.

„Da sindse ja die kleinen Turteltauben" begrüßte uns Nadja und nimmt mich fest in den Arm.
Ich mochte Nadja und auch Quinn wirklich sehr. Mit den beiden habe ich mich schon immer gut verstanden.
Wir begrüßten alle und setzten uns dann zusammen an den Tisch. Ich saß zwischen Nadja und Felix und Quinn uns gegenüber.
Wir quatschten über Gott und die Welt. Nadja erzählte uns von ihrem kaputten Bügeleisen worüber sie sich ärgerte und Quinn schwärmte gleichzeitig von ihrer neuen Bratpfanne, die sie sich vor kurzem gekauft hatte. Und ich? Ich überlegte lange ob es eine gute Idee gewesen war eine Pizza Margherita zu bestellen.
Als das Essen kam freute ich mich dann doch. „Du bist komisch" dachte ich mir. Mein Verhalten konnte ich wirklich nicht erklären. Vielleicht sollte ich doch mal zum Arzt gehen.
„Was hältst du davon?" riss mich Felix stimme aus meinen Gedanken.
„Was denn?" erwiderte ich und schaue ihn entschuldigend an.
„Wo bist du denn mit deinen Gedanken?" grinste er mich an.
„Ach nichts besonderes.... Was hast du mich gefragt?" Frage ich.
„Ob du auch einen kurzen trinken möchtest" antwortet er mir. Ich schüttele den Kopf.
„Is wirklich allet jut?" fragt er mich, dabei lehnt er seinen Kopf nah an mein Ohr.
„Ich weiß nicht. Fühl mich irgendwie komisch.... Ich glaub ich fahr morgen mal zum Arzt" erkläre ich und lehne mich an Felix.
Er legt seine Hand meine Stirn.
„Fieber hast du nüscht" stellt er fest.
„Mein hab ich auch nicht... das ist es auch nicht. Das ist kein „ich bin krank" komisch" versuchte ich zu erklären.
„Ach keine Ahnung. Einfach komisch. So verwirrend ich dir das gerade erkläre, so durcheinander sind auch meine Gedanken" füge ich noch hinzu und winke ab.
„Möchtest du, dass wir nach Hause fahren?" fragt er mich und sieht besorgt aus.
„Nein, nein. Alles gut. Ich glaub ich geh einmal an die frische Luft. Durch die vielen Gerüche wird mir irgendwie übel" antworte ich und Lächeln ihn an.
„Warte, ick komme mit" erwidert er und greift nach seiner Jacke.
„Ich geh schon mit Flipse. Bleib mal sitzen" mischt sich Nadja ein. Sie hatte bereits ihre Jacke angezogen und nickt mit ihrem Kopf zur Tür.
„Bis gleich" flüstere ich Felix zu und küsse ihn kurz auf die Wange.
Ihm scheint das nicht zu gefallen, aber er lässt die Situation zu.

Vor dem Lokal zündet Nadja sich eine Kippe an. Sie hält mir die Schachtel hin. Ich schüttele den Kopf und drücke die Kippen zurück in ihre Richtung.
„Oh scheiße, dit hatte ich vergessen.... Ist es trotzdem ok, dass ich rauche?" fragt sie mich entschuldigend.
„Ja alles gut. Damit hab ich kein Problem. Felix raucht ja auch noch" erkläre ich leicht lachend.
„So jetzt erzähl mal, was ist los?" fragt sie und pustet den Rauch aus.
„Was meinst du?" erwidere ich und versuche somit mein Verhalten zu vertuschen.
„Ach komm schon, ich hab gehört, wie du mit Felix gesprochen hast...." antwortet sie und schaut mich freundlich an. Sie macht sie sorgen.
„Hör zu, eigentlich geht es mich nichts an, aber ich möchte dich als Freundin nicht schon wieder verlieren. Ich weiß, dass wir nicht so viel Kontakt die letzten Monate hatten, aber ich weiß immer zu wem ich gehen würde, wenn es mir schlecht geht...... Das macht unsere Freundschaft aus" sagt sie und treibt mir damit Tränen in die Augen.
„Oh Nadja.... Es tut mir leid, ich möchte gar nicht so geheimnisvoll sein, aber ich weiß selber nicht was los ist...... seid geraumer Zeit hab ich so Stimmungsschwankungen und das schlimmste für mich ist es zu essen.... Die Gerüche und Konsistenz von manchen Lebensmitteln oder Gerichten kann ich gar nicht ab..... und ich bin so müde und erschöpft. Ich weiß nicht was los ist" versuche ich zu erklären.

Nadja runzelt die Stirn.
„Ich möchte dir wirklich nicht zu nahe treten, aber..... wie ging es dir als du schwanger warst?" fragte sie mich. Die Frage ließ mich zwei Schritte nach hinten taumeln.
Ich hatte lange nicht mehr an meine Schwangerschaft gedacht. Es waren ein paar Monate vergangen und ich merkte, dass ich das ganze Thema verdrängt hatte.
„Ehm..... also.... Ich weiß nicht so recht. Ich war in der Zeit komplett neben der Spur. Ich kann mich an keine Symptome erinnern" antworte ich wahrheitsgemäß.
„Aber ich nehme die Pille und wir haben bis vor kurzem immer zusätzlich verhütet" füge ich hinzu. Ich versuchte mich an eine Situation zu erinnern, wo Felix und ich unvorsichtig gewesen sein könnten. Aber mir fiel nichts dergleichen ein. Außer.....
„Scheiße" flüsterte ich und riss die Augen auf.
„Was?" fragt mich Nadja.
„Ich hatte vor ein paar Wochen eine Magen-Darm Grippe, die Judy mit ins Büro gebracht hat... da wirkt die Pille nicht mehr.... Scheiße, scheiße, scheiße" ich geriet in Panik.
„Hey, süße..... Ella, beruhig dich. Das heißt gar nichts." Nadja streicht über mein Oberarm.
„Aber was wenn doch? Felix und ich haben schonmal bewiesen, dass wir ein Kind zeigen können, bis...... bis ich es verloren habe" stotterte ich.
„Aber das war nicht deine Schuld und heißt nicht, dass es nochmal passieren muss" erwidert sie.
„Wie soll ich das Felix erklären? Er wird mich verlassen oder?" fragte ich.
„Jetzt hör aber mal auf. Felix ist zwar ein Arschloch, aber nicht mit dir. Er liebt dich so sehr, dass verrät sein Verliebter Hundewelpen Blick" erklärt sie mir.
„Aber wir malen den Teufel jetzt nicht an die wand. Du fährst morgen zu Arzt und dann weißt du mehr" fügt sie hinzu.
Ich nicke nur geschockt und atme ein paar mal tief durch. Dann gehen wir wieder zu unserem Platz.

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Schock ! 🫣🫣

Hero (Felix Lobrecht)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt