Engel

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Kapitel 24:

Ich knallte die Haustür meiner Wohnung zu und ließ alle Sachen auf den Boden fallen.
Meine Füße trugen mich direkt in mein Schlafzimmer. Alles sah noch so aus, wie ich es das letzte mal verlassen hatte.
Wütend und enttäuscht ließ ich mich aufs Bett fallen und vergrub mein Gesicht in mein Kissen. Ich bildete mir sogar ein, dass mein Kissen nach Felix riecht. Wahrscheinlich war es auch so, denn das letzte mal als ich hier war, hatte Felix bei mir geschlafen.
Dieser Gedanke brachte mich direkt zum weinen. Blöde Verräter Hormone!
Ich versuchte wirklich Felix Situation nicht auf mich zu projizieren, aber es viel mir verdammt schwer.
Ich hatte auch eine schwierige Zeit. Ich habe Anfang diesen Jahres mein erstes Baby verloren und kämpfte jede Sekunde am Tag mit der Angst mein Baby, was ich unter dem Herzen trug, zu verlieren. Erst jetzt wurde mir richtig bewusst, was die Fehlgeburt wirklich in mir ausgelöst hatte. Ich litt unter großen Verlustängsten.
Nicht nur das Baby nochmal zu verlieren, sondern auch Felix. Er würde es nicht ertragen.
Ich konnte mein Handy in der Tasche klingeln hören. Ich hatte aber nicht die Kraft aufzustehen, um es zu holen. Ich brauchte gar nicht aufs Display schauen um zu sehen, wer gerade anrief. Mir war völlig bewusst, dass Felix jetzt zu hause sitzt und ein schlechtes Gewissen hat. Aber das sollte er auch. Er hat mich richtig verletzt.
Vom weinen wurde ich total müde und schlief ein.

Gefühlt Sekunden später schreckte ich aus dem Schlaf, da es an der Tür geklingelt hatte.
„Ella mach bitte die Tür auf" hörte ich Felix stimme.
„Es tut mir leid ok? Ich war ein Arsch" fügte er noch hinzu.
Ich stand auf und öffnete die Haustür.
„Du warst nicht nur ein Arsch, du bist es immer noch!" sagte ich trotzig und legte mich direkt wieder ins Bett.
„Ok, dann bin ick eben immer noch einer" murmelte er und setzte sich zu mir aufs Bett.
Ich drehte mich auf die andere Seite, um ihn nicht anschauen zu müssen.
„Bitte Ella, lass es mich erklären" sagte er.
„Was möchtest du erklären Felix?" fragte ich ihn.
„Warum ick in letzter Zeit so distanziert bin" antwortet er.
„Bitte Dreh dich um, lass mich dich anschauen" sagt er.
„Langsam drehte ich mich auf den Rücken und sah, wie angeschwollen seine Augen waren. Er hatte die ganze Zeit geweint, oder hatte er:
„Hast du gekifft?" fragte ich schockiert.
Peinlich berührt senkte er sein Kopf nach unten.
„Felix Manuel Lobrecht, dass ist nicht dein Ernst" fragte ich.
„Ick wollte nur kurz runterkommen.... Ick hatte zu Hause ne Panikattacke. Ick hab dich anjerufen, aber als du nüscht rangegangen bist, musste ick was finden, was mich runterbringt. Sonst wäre ick durchgedreht" gesteht er.
Toll! Jetzt hatte ich noch ein schlechtes Gewissen, dass ich nicht ans Telefon gegangen bin.

„Rede" forderte ich ihn auf.
„Du weißt ja, dass ick in der Zeit vor meinem Geburtstag und somit auch Weihnachten nüscht gut drauf bin, wegen Mama, aber..... aber dieses Jahr ist es besonders schlimm.... Wir bekommen ein Baby und ick kann es ihr nüscht sagen.... Sie wird ihr Enkelkind niemals kennenlernen..... Beim letzten Mal hab ick dit nüscht so richtig wahrgenommen, weil ick ja nüscht wirklich dabei war, aber jetzt.... Jetzt wo wir uns lieben und ein Baby bekommen werden, hat es besonders gekickt" erklärt er und treibt mir damit sofort
Tränen in die Augen. Ich legte meine Hand auf seinen Arm. Felix griff sofort nach ihr und verschränkte unsere Finger.
„Dit rechtfertigt trotzdem nüscht mein Verhalten dir gegenüber... Ick war oder bin ein Arsch. Dit tut mir wirklich leid, aber dit is nüscht so leicht für mich darüber zu reden.... Ick hab nie darüber geredet, aber meine Therapeutin hat mir gesagt, dass ick mit den Menschen, die ick liebe darüber reden muss" fügt er hinzu.
„War" antwortet ich.
„Was?" fragt er verwirrt.
„Du warst ein Arsch" erklärte ich. Das brachte Felix zum Lächeln.
„Liebst du mich noch?" fragt er.
„Natürlich liebe ich dich noch.... Wie könnte ich jemals damit aufhören? Wir bekommen ein Baby zusammen und harmonieren auf den meisten Ebenen perfekt zusammen" erwiderte ich.
Felix seufzte und zieht mich in seine Arme.
„Es tut mir leid" wiederholte er nochmal.
Ich legte meine Hände in seinen Nacken, strich mit den Fingern über seine weiche Haut und küsste ihn.

Hero (Felix Lobrecht)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt