✿Arospike✿

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[ Achtung: Diese Kurzgeschichte enthält Neopronomen und geschlechtergerechte Sprache (Gendern). Wer damit ein Problem hat, der darf gerne woanders heulen gehen, allen anderen wünsche ich viel Spaß beim lesen :D ]

Vor ungefähr sechs Jahren hatte Felix herausgefunden, dass er aromantisch war. Das war eine lange Zeit, doch es hatte sich nie etwas an seinem Empfinden geändert.

Felix hatte sich in seinem Freundeskreis und bei seinen Eltern als aromantisch geoutet und es hatte ihm sehr gut getan, nicht mehr dem Druck ausgesetzt zu sein, unbedingt eine Liebesbeziehung führen zu müssen.

Irgendwann hatte er Robin kennengelernt und sie hatten sich angefreundet. Dies lag schon eine Weile zurück und mittlerweile waren die beiden mehr als nur gute Freunde.

Robin war nichtbinär, ebenfalls aromantisch und sogar asexuell. Mit der Thematik einer nichtbinären Geschlechtidentität hatte Felix sich vorerst nicht ausgekannt und genauso war ihm der Umgang mit Robins Personalpronomen "dey" zu Beginn schwer gefallen.

Doch als die beiden sich immer besser verstanden und einander immer näher gekommen waren, hatte Felix begriffen dass Robin ein Mensch wie jeder andere war. Außerdem hatte er sich mit der Zeit auch an deren Pronomen gewöhnt und konnte sich Robin gar nicht mehr als männlich oder weiblich vorstellen.

Wenn jemand dem als "er" oder "sie" bezeichnete, klang es für Felix automatisch falsch und meist verteidigte er Robin dann sogar. Nicht nur hatte Robin Felix über nichtbinäre Geschlechtsidentitäten aufgeklärt, dey hatte ihm auch das Konzept einer queerplatonischen Beziehung nahe gebracht:

Es war eine Art sehr enge Freundschaft mit dem Status und der Wichtigkeit einer Liebesbeziehung, jedoch ohne jegliche sexuellen und romantischen Handlungen oder Gefühlen zwischen den beiden Partnern.

Im Nachhinein hatte Felix gemerkt, dass das Gefühl, was er vor der Entdeckung seiner eigenen Aromantik häufig für Verliebtheit gehalten hatte, sehr wahrscheinlich einfach nur starke platonische Anziehung gewesen war.

Und genau diese hatte er bald darauf auch für Robin entwickelt. Mittlerweile führten die beiden eine queerplatonische Beziehung und Felix hätte glücklicher nicht sein können. Sie waren gemeinsam in eine Wohnung gezogen, verbrachten den Großteil ihres Tages zusammen und schliefen nicht selten auch abends nebeneinander ein.

Und das alles ganz ohne sich jemals geküsst oder miteinander Geschlechtsverkehr gehabt zu haben. Felix brauchte keine romantische Liebe oder eine traditionelle Liebesbeziehung, meist stieß ihn der Gedanke daran sogar zutiefst ab.
Zumindest hatte er das jahrelang so erlebt.

Doch vor einigen Tagen hatte sich plötzlich etwas geändert. Felix hatte etwas bemerkt, das er zuvor noch nie erlebt hatte und diese Gefühle verwirrten ihn zutiefst.

Annika war eine Studentin an der selben Universität wie er selbst und er hatte sie seit Beginn des neuen Semesters in einigen seiner Kurse bemerkt. Früher hatte Felix sie nie stark beachtet. Sie war ihm immer nett erschienen, aber die beiden hatten eben nichts mit einander zu tun gehabt.

Als sie sich dann namentlich kennengelernt und ein paar Mal unterhalten hatten, war Felix jedoch etwas aufgefallen. Annika wollte einfach nicht mehr aus seinem Kopf verschwinden. Er dachte ständig an sie und es war irgendwie anders als das, was er Robin oder guten Freund*innen gegenüber empfand.

Nicht unbedingt stärker oder bedeutender, aber eben anders, neu und irgendwie schön.

Felix stellte sich vor, wie die beiden viel Zeit miteinander verbrachten, sich an den Händen hielten und sogar küssten. War er in Annika verliebt? Es musste so sein, denn bei niemanden, nichtmal Robin, hatte Felix je das Bedürfnis nach einem solchen Kuss gehabt.

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