✿Acespike✿

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Trigger Warnung: Dieses Kapitel enthält eine kurze Erwähnung von sexuellen Übergriffen. Keine detaillierte, graphische Beschreibung, aber es wird über die Erfahrung einer Person gesprochen. Anfang und Ende der entsprechenden Stelle werde ich auch nochmal mit einer Linie kennzeichen, damit ihr sie ggf skippen könnt.

Für Chenoa war das Anderssein schon immer allgegenwärtig gewesen. Sie war damit aufgewachsen, sich zu fühlen, als gehöre sie nicht ganz dazu, als sei sie eine unwichtige Minderheit, die ständig vergessen wurde.

Dieses Gefühl, irgendwie anders zu sein, begleitete sie bereits seit ihrer Geburt, da sie aus einer Familie amerikanischer Ureinwohner stammte und im Reservat des Navajo Stammes im Amerikanischen Bundesstaat Arizona aufgewachsen war.

Denn kaum hatte sie mit fünf Jahren begonnen, eine der öffentlichen Vorschulen zu besuchen, war ihr aufgefallen, wie die anderen Kinder sie ansahen. Ihre Haut, ihr Haar, der Traditionelle Schmuck und die Kleidung, die sie manchmal trug, aber auch das Essen ihrer Kultur, das ihre Mutter ihr morgens für den Schultag eingepackt hatte.

All das hatte sie irgendwie anders gemacht und das war sowohl den anderen Kindern als auch irgendwann ihr selbst aufgefallen. Dieses Gefühl des Andersseins war für Chenoa daher eine lange Zeit eher mit negativen Emotionen verbunden gewesen.

Zwar war sie nicht das einzige Kind aus einer Familie eines indigenen Stammes gewesen, doch trotzdem stellte sie damit eine deutliche Minderheit dar.

Irgendwann hatte Chenoa begriffen, dass sie diesem Dasein als Außenseiter nicht entkommen konnte. Egal wie sehr sie versuchte, sich zu integrieren, in ihrer Schule war sie trotzdem irgendwie anders und auch Zuhause im Reservat war sie irgendwie anders, weil sie eine öffentliche Schule besuchte. Sie gehörte nirgendwo gänzlich dazu.

Aber anstatt sich davon einschüchtern zu lassen, hatte sich daraus ihr Selbstbewusstsein entwickelt. Wenn man sowieso schon ein Außenseiter war, konnte man nicht noch mehr zum Außenseiter werden, das war ihr irgendwann klar geworden.

Mittlerweile war es ihr fast egal, seltsam angesehen oder nach ihrer Herkunft gefragt zu werden. Sie nahm das alles wahr und manchmal versetzte es sie in die Zeit ihrer Kindheit zurück, doch Chenoa wusste, dass sie darüber stand.

Und dank ihres selbst erlernten Selbstbewusstseins hatte sie so viel erreicht.
Sie hatte die High School als eine der Besten in ihrem Jahrgang abgeschlossen und sich, motiviert durch ein paar Jahre Deutschunterricht in der Schule, für ein Auslandsstudium in Deutschland beworben.

Das, wovor viele junge Studenten Angst gehabt hatten, war für Chenoa kaum eine Herausforderung gewesen: Schließlich war sie auch in ihrem Heimatland immer irgendwie eine Außenseiterin gewesen, die Angst, in einem neuen Land als andersartige Ausländerin wahrgenommen zu werden schüchterte sie nicht ein.

Und in der Universität in Deutschland war sie ohnehin nicht die einzige Ausländerin, dort trafen die verschiedensten Menschen mit den verschiedensten ethnischen Hintergründen aufeinander. Schließlich war sie nicht die einzige, die sich für ein Auslandsstudium in Deutschland interessiert hatte.

Natürlich war es trotzdem ein großer Schritt gewesen, die Vereinigten Staaten zu verlassen, aber Chenoa bereute nichts. Rückblickend war sie so weit gekommen und mitlerweile - ganze fünf Jahre später - hätte sie glücklicher nicht sein können:

Sie hatte ihr Studium im Maschinenbau erfolgreich abgeschlossen und sogar eine Stelle in einer Automobilfirma bekommen. Darüber hinaus hatte sie einen wundervollen Partner und sogar einen zweijährigen Sohn.

Auch dies war nicht ganz einfach gewesen, denn ihr aktueller Partner Dominik war nicht der Vater ihres Sohnes Elu.
Dieser war aus einer anderen Beziehung im letzten Jahr ihres Studiums entstanden, doch der Vater hatte kein Interesse an dem Kind gezeigt und Chenoa sogar darum gebeten, abzutreiben, da ein Baby nicht das war, was sie beide zu diesem Zeitpunkt in ihrem Leben geplant hatten.

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