,,Die neue Nachbarin aus dem dritten Stock hat mich vorhin gefragt, ob wir ein Paar sind.", war das erste, was Diana in die Wohnung hineinrief, als sie die Wohnungstür hinter sich geschlossen hatte.
Sie war 22 Jahre alt und kurz davor, ihre Ausbildung zur Notfallsanitäterin abzuschließen. Nach einem langen Tag auf dem Rettungswagen mit vielen körperlich anstrengenden Einsätzen und einigen nicht gerade kooperationsfreudigen Patienten war sie ziemlich erschöpft.
,,Schon wieder? Ich glaube, wir sollten langsam echt Mal eine Liste anfangen.", kam es von Yunus, ihrem gutem Freund und Mitbewohner, der gerade den Flur der gemeinsamen Wohnung betreten hatte und dabei etwas lachte.
Die beiden waren gemeinsam zur Schule gegangen und wohnten jetzt schon seit fast drei Jahren zusammen. Und in dieser Zeit war es oft genug vorgekommen, dass jemand sie fragte, ob sie denn zusammen seien.
Zwar war es zu Beginn ganz lustig gewesen und mit der Zeit sogar zu einer Art Insiderwitz zwischen ihr und Yunus geworden, doch mitlerweile gingen diese Fragen Diana einfach nur noch auf die Nerven.
Es regte sie auf, ständig klarstellen zu müssen, dass sie und Yunus einfach gute Freunde waren, die eben zusammen eine Wohngemeinschaft gegründet hatten.
Was Diana daran noch mehr störte war die Tatsache, dass niemand solche Fragen oder Kommentare abgeben würde, wenn sie mit einer anderen Frau zusammen wohnen würde. Das wusste sie ganz genau.
Tatsächlich war es sogar eher das Gegenteil: zwischen zwei Frauen, die zusammen lebten und viel Zeit miteinander verbrachten, würde fast jeder automatisch eine enge Freundschaft vermuten. Selbst wenn diese beiden Frauen vielleicht in Wahrheit ein Paar waren.
Doch aus Diana unbekannten Gründen schienen viele Menschen eine simple Freundschaft zwischen Männern und Frauen für so gut wie unmöglich zu halten und davon auszugehen, es müsse doch romantische Liebe im Spiel sein.
,,Ja, schon wieder.", seufzte Diana genervt, während sie ihre Jacke und Schuhe auszog. ,,Eigentlich sind wir das ja gewohnt, aber nach so einem Arbeitstag kann ich das echt nicht gebrauchen. Meine Nerven machen das nicht mit."
,,Oh man, war es so schlimm heute?", erkundigte Yunus sich vorsichtig und folgte Diana durch den Flur ins Wohnzimmer.
,,Naja, was heißt schlimm... Ich mag den Job grundsätzlich ja trotzdem, sonst würde ich ihn nicht machen. Aber ich war heute einfach öfters genervt von den Patienten und dann diese Frage im Treppenhaus vor dem Latz geknallt zu bekommen macht es nicht besser. Ich muss mich einfach beruhigen.", berichtete sie.
Yunus lächelte aufmunternd, aber Diana merkte, dass er etwas Mitleid mit ihr hatte. ,,Du arme, ich verstehe was du meinst. Mir geht es auch auf die Nerven.", sagte er und nahm seine Mitbewohnerin in den Arm.
Diana freute sich über die Umarmung und musste auch lächeln. ,,Schon gut, ich beruhige mich langsam wieder. Ich sollte meine Wut nicht für sowas belangloses verschwenden.", meinte sie, drückte Yunus noch einmal fest und löste sich dann aus der Umarmung. ,,Und danke."
,,Immer gerne.", erwiderte dieser grinsend. ,,Ich wollte jetzt gleich etwas kochen, du kannst dich währenddessen erstmal entspannen und deine Nerven beruhigen. Ich sage dir dann bescheid, wenn das Essen fertig ist." Daraufhin ging er hinüber in die Küche.
,,Du bist der Beste!", rief Diana ihm hinterher und erntete dafür nur ein selbstbewusstes "Ich weiß!" von ihrem Mitbewohner. Sie musste schmunzeln und begann dann, ihre Tasche auszupacken.
Auch wenn sie sich vorgenommen hatte, sich zu beruhigen und Yunus ihr dabei bereits geholfen hatte, ärgerte sie der eigentlich belangloses Vorfall immer noch etwas.
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AroAce-Spektrum Oneshots
Short StoryGeschichten über Romantik und Sex - davon gibt es hier auf Wattpad mehr als genug. Aber was ist eigentlich mit den Menschen, die in diesem Bereich ein bisschen anders ticken? Mit den Menschen, die so oft vergessen werden, weil ihre Identitäten so un...