✿Cupioromantik✿

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Es war Freitagnachmittag und die sechste Stunde hatte gerade begonnen. Zum Glück würde es auch für Bahar die letzte Unterrichtsstunde des Tages sein und danach konnte sie endlich das Wochenende genießen.

Normalerweise war sie immer recht motiviert, doch an diesem Freitag ließ auch ihre eigene Motivation für den Unterricht zu wünschen übrig, denn sie hatte eine anstrengende Woche hinter sich.

Bahar sah sich im Klassenzimmer um und bemerkte - kaum zu ihrer Überraschung - dass es auch den Jugendlichen an jeglicher Begeisterung für den Unterricht fehlte.

Als sie sich entschlossen hatte, Lehrerin zu werden, hatte Bahar sich vorgenommen, ihren Unterricht immer so interessant wie möglich zu gestalten. Sie wusste, dass interessanter Unterricht, der abwechslungsreich und gelegentlich auch lustig war, sich sehr positiv auf die Lernbereitschaft und Leistung auswirken konnte.

Nur leider war ihr während des Lehramtstudiums und des Refendariats bald aufgefallen, dass das leider nicht in jeder einzelnen Unterrichtsstunde möglich war. Sie selbst liebte ihre Fächer Geschichte und Mathematik, doch sie konnte verstehen, dass ihre Schüler*innen sich spannenderes vorstellen konnten, als in der letzten Stunde des Schultages noch einen dreiseitigen Text über Karl Marx zu lesen.

Die Stimmung im Klassenraum war unruhig und Bahar bemerkte, dass mindestens die Hälfte der Jugendlichen bereits in Gespräche mit ihren Sitznachbarn vertieft waren, die sicherlich nichts mit dem Marxismus zu tun hatten.

Sie warf einen Blick auf die Uhr und bemerkte, dass ihr noch fünfzehn Minuten bis zum Ende der Stunde blieben. Vermutlich hatten ihre Schüler*innen nur ungefähr die Hälfte des Textes gelesen, doch Bahar hatte mittlerweile auch keine wirkliche Lust mehr. Sie war einfach ziemlich erschöpft.

,,Kommt, wir besprechen jetzt den Inhalt des Textes und wenn das schnell geht, machen wir danach Schluss!", verkündete sie zur allgemeinen Freude des Kurses.

Die Hoffnung auf ein verfrühtes Ende des Unterrichts schien die meisten ihrer Schüler*innen zu motivieren und tatsächlich streckten sich erstaunlich viele Hände in die Luft, als Bahar darum bat, die im Text genannten Ereignisse chronologisch zu erläutern.

Sie war gerade dabei, die aufgezählten Aspekte stichpunktartig auf die Tafel zu übertragen, während ihre Schüler*innen weitere Antworten gaben.

Als sie zuende geschrieben hatte, drehte sich Bahar wieder zu ihrem Kurs um und erwartete, weitere nach oben gestreckte Hände zu sehen. Sie ließ ihren Blick durch den Raum schweifen, doch niemand meldete sich. Nicht einmal die Person, welche sonst immer am aktvisten dem Unterricht folgte.

Bahar kannte Lenya nun schon seit drei Jahren und in dieser Zeit hatte sich immer wieder eine starke Begeisterung für das Fach Geschichte bei dieser gezeigt. Sie wusste, dass ihre Schülerin nie eine Gelegenheit ausließ, am Unterrichtsgeschehen teilzunehmen und ihr Wissen über historische Fakten kund zu tun.

Doch heute nicht. Heute war Lenya still und da bemerkte Bahar, dass sie dies eigentlich schon seit Beginn der Unterrichtsstunde gewesen war. Sie saß auf ihrem Platz in der zweiten Reihe und schien langsam und halbherzig die genannten Punkte von der Tafel abzuschreiben.

Natürlich konnte jeder Mensch mal einen schlechten Tag haben oder erschöpft sein, doch in den drei Jahren, die Bahar Lenya nun schon kannte und unterrichtete, hatte sie diese noch nie in einem solchen Zustand erlebt. Irgendetwas stimmte nicht mit ihrer Schülerin und Bahar begann, sich ernsthaft Sorgen zu machen.

Da sich niemand mehr meldete und die wichtigsten Aspekte bereits genannt worden waren, entschloss sich Bahar schließlich, den Unterricht nun - zehn Minuten früher - für beendet zu erklären.

AroAce-Spektrum OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt