zwei Seiten

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,,Keine dieser Frauen ist ein Vergleich zu dir. Ich will nur dich, mit Haut und Haar." Kam er mir näher und wollte mich an sich heran ziehen. Ich wich zurück.
,,Ich brauch einen Moment Michael!"
,,Das ist eine Rolle für mich Marlie. Ich hatte mit keiner dieser Frauen je ein Verhältnis oder ähnliches, an sowas hab ich auch nie gedacht." 

Wie ein bockiges Kind saß ich vor ihm und verschränkte die Arme.
,,Warum hast du dann so ein Geheimnis darum gemacht, wenn es doch angeblich gar nichts zu bedeuten hat, hm ?" Zickte ich ihn an und verzog die Augen zu schlitzen. Michael ließ die Schultern hängen und senkte den Blick.
,,Weil meine letzten Beziehungen genau so geendet sind..ich habs viel zu lange herrausgezögert, bin deinen Fragen immer wieder ausgewichen...das tut mir leid..aber bitte versuch mich zu verstehen.."
Ich nickte, als hätte ich es geahnt. Selbstverständlich wollte keine Frau seinen Mann teilen.
,,Kein Wunder, dass alle laufen gegangen sind." Ich spürte, wie sich die Wut in mir zu tiefer Traurigkeit umstürzte. Meine Mundwinkel zitterten, wollten sich verziehen, dann keimte das beklemmende Gefühl in meiner Brust auf, dass mich schluchzen und weinen lassen wollte. Ich sprang auf und lief aus dem Schlafzimmer rüber auf die Couch.

Was war gerade passiert ? Ich weiß nur, dass ich einen tiefen Schockzustand verspürte. Ihn so zu sehen, so surreal und unnahbar. All diese Hände an ihm, die ihm durchaus zu gefallen schienen, so wie er grinste. Ich versuchte den Film los zu werden, der sich wie ein flackernder Projektor auflegte und schüttelte den Kopf. Ich atmete durch und lehnte mich nach hinten. Lediglich die Nachttischlampen aus dem Schlafzimmer spendeten mattes Licht. Die schwachen Strahlen erreichten noch die Türschwelle vom Wohnzimmer, der Rest lag in Dunkelheit. Ich starrte an die Decke, gewöhnte mich an die schwärze und fixierte die kleinen, weißen punkte, die mein Auge in die Dunkelheit projizierte.

,,Darf ich zu dir kommen ?" Hörte ich ihn, er stand im Türrahmen. Das Licht, dass ihn von hinten anstrahlte, ließ ihn wie einen Unschuldsengel erstrahlen. Ich rutschte auf dem Polster etwas zur Seite, machte Platz. Langsam kam er zu mir rüber und kniete sich schließlich mit einem Bein aufs Sofa und setzte sich.
,,Was kann ich tun, damit du mir glaubst ?" Klang er verzweifelt. Ich hob den Blick und schaute ihn an. In der Dunkelheit konnte ich das glitzern seiner Augen erkennen.
,,Weinst du etwa ?"
Staß ich erschrocken aus, er drehte den Kopf weg und wischte sich mit den Händen durchs Gesicht.
,,Tut mir leid, ich will.. ich hatte angst.. genau hiervor.." Er seufzte leise, seine Stimme zitterte.
,,Ich will dich nicht auch verlieren Marlie. Ich könnte das nicht ertragen, ich liebe dich dafür schon viel zu sehr. Ich meins todernst mit dir."
Mein Mitgefühl ließ meine Hand wie automatisiert in seinen Nacken gleiten, dann zog ich ihn heran und er fiel in meinen Schoß. In Gedanken striff ich immer wieder durch sein Haar, betrachtete ihn. Sein Seitenprofil, die Spitze Nase, das spitze Kinn. Seine schmalen Lippen, dessen Lächeln mich erweichen ließ. Sanft schob er seine Hände um meine Hüfte und umarmte mich, hauchte kleine Küsse auf meine nackten Oberschenkel.
,,Ich glaube dir." Sagte ich schließlich.
,,Ich glaube dir, aber das hat mich schon irgendwie geschockt."
,,Ich versteh das. Aber es gibt wirklich keinen Grund zur Sorge oder zur Eifersucht. Das sieht viel dramatischer aus als es tatsächlich ist. Mein Team und ich gehen sehr  professionell mit sowas um. Mein Securityguard ist immer bei mir. Am Ende des Tages kaufen sie meine Platten und besuchen meine Konzerte. Wegen ihnen geht's mir so gut. Und glaub mir, das ist nur ein kleiner Teil, der so fanatisch ist. Die anderen sind wirklich sehr nett."
Erzählte er ruhig und langsam.
,,Ich muss das erst mal verarbeiten Michael. Ich hab mit allem gerechnet, mit Drogen oder Alkohol. Mir war bewusst, dass du Fans haben wirst, die dich anhimmeln. Aber dass sie so nah an dir dran sind." Pfiff ich Luft aus meinen strammen Lippen. Er nickte.
,,Ich will nur dich und das alles gehört nur dir, wenn du dann noch willst." Deutete er an sich herunter und lächelte mir unsicher entgegen.
,,Ich will.. aber es wird etwas dauern bis ich mich an den Gedanken gewöhnt habe, dass ich nicht die einzige bin."
,,Du bist die einzige Marlie. Du berührst als einzige mein Herz.."
Betonte er gefühlvoll. Seine Worte umhüllten mich mit angenehmer Wärme.
,,Ich liebe dich." Flüsterte ich, meine Hände kribbelten, leiteten eine Flut an wundervollen Sentimenten durch meinen Körper bis zu meinen Zehenspitzen.
Er drehte seinen Kopf, lehnte in meinem Schoß und lächelte mich hingebend an.
,,Ich dich auch Maus."

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,,Ich muss los." Schmunzelte ich. Michael saß auf der Bettkante und spielte an seinem Smartphone. Der Morgen brachte goldene Sonnenstrahlen mit, die  sanft durchs Fenster Schienen und die Strahlen brechen ließen.
Fleckenweise glimmten orangene Lichter im ganzen Zimmer. Er steckte das Handy zurück in seine Hosentasche und stand auf, lief auf mich zu. Behutsam nahm er mich in den Arm und küsste meinen Haaransatz.
,,Soll ich dich fahren ?"
Ich verneinte, was ihn sofort leise brummen ließ.
,,Ist alles okay zwischen uns ?" Hauchte er mir ins Haar.
,,Ja, mach dir keine Sorgen okay ?"
,,Bitte sprich mit mir, wenn du dich nicht wohl fühlst. Lass mich teilhaben an deinen Gedanken." Ich lehnte mich an seine Brust und nickte.
,,Versprochen."
,,Okay. Soll ich einkaufen gehen ? Dann musst du das später nicht mehr."
,,Das wäre super. Die Liste liegt auf der Küchenzeile." Dann löste ich mich von ihm, gab ihm einen Abschiedskuss und griff zu meiner Jacke.
,,Dann wünsch ich dir eine gute Nacht." Grinste ich und öffnete die Tür.
,,Jetzt werd ich wach bleiben." Protestierte er und verschränkte gespielt beleidigt die Arme.
,,Bloß nicht. Unter acht Stunden Schlaf bist du ein Taugenichts." Lachte ich.

Die Außengarnitur war mit Planen abgedeckt und ich entschloss mich dazu, sie auch so zu lassen. Die Sonne schien zwar fröhlich vom Himmel, doch die zehn Grad Marke wurde schon seit ein paar Tagen nicht mehr geknackt. Es war rasendschnell abgekühlt und ich hoffte, dass der Sommer in den nächsten Wochen noch ein letztes Mal aufbrechen würde.
Die Wettervorhersagen brachten allerdings wenig Hoffnung. Ich liebte den Herbst aber die anfängliche Zeit, in der sich die Dunkelheit einschlich, war anstrengend. Morgens kam man schlechter aus dem Bett, abends frustrierter von der Arbeit. Ich wank Lars zu, als er gerade um die Ecke bog und noch deutlich müde aus der Wäsche schaute.
,,Guten Morgen Sonnenschein." Lächelte ich ihm zu. Er verdrehte nur erschöpft die Augen.
,,Sonnenschein trifft es mal so gar nicht."
,,Was los ? Du siehst ziemlich müde aus."
Kaum hatte ich es ausgesprochen, gähnte er herzhaft.
,,Die Kinder sind krank. Melanie hat mit Ben oben geschlafen, ihn hats noch nicht so erwischt wie die Mädels. Ich war mit Tilda und Sofie unten auf dem Sofa. Sie haben sich jedes Mal gegenseitig wach gemacht mit ihrem gekeuche und gespucke."
Ich verzog das Gesicht.
,,Ohje.. das tut mir leid. Geht's dir denn noch gut ?" Lars nickte und lächelte müde.
,,Ich hab mir so oft die Hände desinfiziert, wahrscheinlich kann ich mir später die Haut abziehen." Scherzte er und wartete, dass ich die Tür aufschloss. Die Entspannung im Team war spürbar, nachdem wir viel später öffneten.
Eigentlich könnte ich mich daran gewöhnen.

꧁𝒮𝓉𝓊𝓇𝓏 𝒾𝓃𝓈 𝒢𝓁ü𝒸𝓀꧂ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt