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,,Guten Morgen, wie war die Nacht ?" Begrüßte Carina uns mit zwei Tassen Kaffee. Ich presste die Lippen zusammen und schaute zu Marlie, die kreidebleich und schlapp hinter mir stand. Gestern Nachmittag wurde es schlagartig schlimmer und seitdem hatte es nicht mehr aufgehört.
,,Ohje, du siehst wirklich nicht gut aus. Ich schau mal, ob ich noch was da habe." Mitleidend warf sie Marlie einen Blick zu und verging sich dann an dem kleinen Schränkchen über der Dunstabzugshaube. Tablettenschachteln, Tupperdosen mit Nasenspray und Lutschtabletten. Tee, Wärmepflaster. Joey und Carina waren immer auf jeden Ausfall vorbereitet.
Sie schnalzte mit der Zunge und wendete sich zu uns um. In der Hand hielt sie ein braunes Apothekerfläschchen mit rosanem Etikett.
,,Wundermittel. War in meiner Schwangerschaft das einzige, was die Übelkeit gestillt hat."
Ich nahm ihr die Flasche ab und wandte mich zu Marlie um, die mittlerweile wie ein Schluck Wasser auf einem der Stühle saß und in die Leere starrte.
,,Maus, willst dus probieren ?" Sie nickte nur, streckte die Hand danach aus.
,,Man wird sehr müde davon. Es könnte sein, dass sie den ganzen Tag verschläft."
,,Völlig egal, ich will nur, dass es ihr besser geht. Dann verbringen wir den Tag eben im Bett."
,,Guten Morgen! Ohje. Lazarett hier ?" Polterte Joey in die Küche und hielt Leonard auf dem Arm. Gestern galt meine Aufmerksamkeit voll und ganz Marlie. Ich hatte noch keine Zeit meinen Neffen so richtig zu betrachten.
,,Ich würde dann ins Bett gehen." Meldete Marlie sich mit kratzender Stimme. Ich reichte ihr die Hand, zog sie vom Stuhl rauf, in meine Arme.
,,Leg dich hin. Ich komm nach okay ?"
,,Musst du nicht."
,,Ich möchte für dich da sein." Ich wollte sie küssen, doch sie wich mir aus, dreht den Kopf zur Seite.
,,Nicht. Ich hab gespukt Michael."
,,Na und ?" Lächelte ich und griff vorsichtig ihre Wangen. Aus glasigen Augen schaute sie mich an.
,,Ich liebe dich." Flüsterte ich ihr zu und legte ihr einen sanften Kuss auf die Lippen.,,So eine Süße, schade dass sie nun so krank ist."
Joey hatte Leonard in den Stubenwagen gelegt und sich an den Küchentisch gesetzt. Langsam striffen meine Finger immer wieder die zarten, weichen Härchen an Leonards Kopf. Jedes ihrer Kinder hatte unsere Kellynase. Seine Augen waren braun, wie die von Carina. Ich schmunzelte als er sich kurz bewegte und die Hände an seinen kleinen Körper zog.
,,Wie siehts eigentlich bei dir aus ? Du wirst ja auch nicht jünger." Joey nippte an seinem Kaffee und schaute mich fordernd über den Rand seiner Tasse an.
,,Wie bitte ?" Verschluckte ich mein Lachen.
,,Nennst du mich gerade alt ?"
,,Nein, im Leben nicht." Glugste er und stellte seine Tasse zurück.
,,Du hast eine tolle Frau an deiner Seite, die super mit Kindern kann. Das hat sie gestern wirklich bewiesen. Kein Vergleich zu Cindy. Meinst du nicht, es wäre an der Zeit ?"
,,Joey! Wir kennen uns doch erst ein paar Monate."
,,Hast du nicht gesagt, dass du dir ganz sicher seist, dass Marlie die eine ist ?"
,,Ja, natürlich. Das meinte ich auch so. Sie ist perfekt in jeder Hinsicht. Sie kommt mit meinem Beruf klar, mit allem was dazu gehört. Sie kann damit umgehen wenn ich mitten in der Nacht irgendwelche kreativen Ausbrüche habe. Sie ist so großzügig, ein Geschenk des Himmels. Aber trotzdem.. für Kinder hat sie gar keinen Kopf. Das Cafè, ihre Mutter."
,,Alles Sache der Organisation und des Willens. Kinder sind keine Bürde, sondern eine Bereicherung. Wenn wir nach unserem Zeitplan gehen würden, hätten wir schon nach Tom aufgehört."
Ich schüttelte amüsiert den Kopf und griff meine Kaffeetasse.
,,Frag mich in nem Jahr nochmal."Am Nachmittag saß ich mit Jonathan und Tom an ihrem Spieltisch und verteilte die Memoriekarten. Zwischendurch schaute ich immer wieder nach Marlie, die wie bereits von Carina angekündigt, tief und fest schlief. Behutsam striff ich ihr durchs Haar, setzte mich kurz an die Bettkante und betrachtete sie. Sie war furchtbar blass und ich machte mir den Vorwurf, nicht doch umgedreht zu sein, als es auf dem Hinweg anfing. Seitdem hatte sie kaum etwas gegessen oder getrunken und alles was sie runter bekam, beförderte sich kurze Zeit später von selbst wieder heraus. Wenn es ihr morgen nicht deutlich besser gehen würde, wüsste ich auch nicht wie ich sie nachhause bekommen sollte. Fünf Stunden Fahrt mit minütlichem Erbrechen war keine Option, die ich in Erwägung ziehen würde.
Jonathan deckte die ersten Karten auf und erwischte sofort ein gleiches Paar.
,,Juhu! Guck mal Michael."
,,Du schummelst schon wieder!" Zeterte Tom und verschränkte die Arme vor der Brust.
,,Heute schummelt keiner." Staß ich ihm an die Schulter und entlockte ihm ein Lächeln. Ich hielt in der Bewegung kurz inne, als ich den Wasserhahn im Bad hörte. Dann ihr leises Keuchen.
,,Spielt ihr schonmal ohne mich weiter ?"
,,Ist deine Freundin doll krank ?" Fragte Jonanthan und rückte den Stapel seiner gesammelten Karten zurecht.
,,Sie hat sich wohl eine fiese Magen-Darm Grippe eingefangen. Sie hat Bauchschmerzen und ihr ist immer übel."
,,Oder sie bekommt ein Baby." Zuckte Tom mit den Schultern und legte schmollend die Karten zurück, als er feststellte, dass sie nicht zusammen passten.
,,Ohja! Mama hat auch immer gekotzt mit Leo." Staß Jonathan aus und ahmte theatralische Würggeräusche nach.
Ich schüttelte den Kopf und lachte leise.
,,Nein, kein Baby. Wir haben gar nicht mit dem Storch gesprochen."
,,Du weißt aber das Babys nicht wirklich vom Stroch gebracht werden oder ?"
Zog Tom eine Augenbraue in die Stirn und beäugt mich skeptisch. Ich stand auf und striff mir über die Knie. Belächelte seine Aussage lediglich und machte mich auf den Weg zum Bad.Zögerlich klopfte ich an die Tür. Leises ächtzen drang durch ihr, dann drückte ich sie vorsichtig auf. Ein Schock durchfuhr mich, als sie sich mit letzter Kraft an der Toilettenschüssel fest klammerte und Speichel ihren Mundwinkel hinab lief. Ich eilte zu ihr, striff ihre Haare zu einem Zopf zusammen.
,,Oh Marlie." Staß ich besorgt aus.
,,Es tut mir leid.. Wir hätten umdrehen sollen."
Kaum merklich schüttelte sie den Kopf.
,,Mir tuts leid.. ich versau den ganzen Aufenthalt."
,,Nein, denk das nicht. Du bist krank." Eine Hand legte ich auf ihren Rücken, streichelte behutsam darüber.Schweißperlen hatten sich an ihrer Stirn gebildet, als sie das nächste Mal den Kopf hob und gequält nach Luft rang. Nichts als Galle und das bisschen Wasser was sie getrunken hatte würgte sie hervor.
,,Ich bin so müde."
,,Du nimmst nochmal etwas von dem Saft und dann gehen wir ins Bett. Diesmal bleib ich bei dir."♡
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꧁𝒮𝓉𝓊𝓇𝓏 𝒾𝓃𝓈 𝒢𝓁ü𝒸𝓀꧂
FanfictionEinfach mal was schönes! Nachrichten die durch Mark und Bein gehen, Krieg, Unglück, überall traurige Gesichter. Mein Newsticker überbringt mir nur noch selten schöne Ereignisse. Ich bin aus meinem Alltag geflüchtet, hinein in diese Geschichte. Ei...