3. Riskante Entscheidung

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Elian

In meinem Kopf schwirrten viele verschiedene Fragen umher und keine von ihnen konnte ich beantworten. Das Einzige, was ich nun tun konnte, war den Männern weiterhin zu lauschen, um an Informationen zu kommen. Parallel dazu sah ich mir ihren Rastplatz nochmal genauer an.

Fünf Pferde waren an den nahestehenden Bäumen angebunden und verkörperten ihre alleinigen Transportmittel. Ob es ihre eigenen Pferde waren oder ob sie diese jemanden gestohlen hatten, war in die Luft gestellt. Für mich war diese Information auch nicht sehr bedeutend, sodass ich mir darüber auch keinen Kopf mehr machte.

,, Wir sollten morgen früh aufbrechen, damit uns niemand entdecken kann ", schlug einer der Männer gähnend vor. Allein das sie im Wald, wenn es dunkel war, ein Feuer entfachten, war schon der Anreiz dazu entdeckt werden zu wollen.
,, Wo soll seine Exzellenz schlafen?", schmiss einer von ihnen eine interessante Frage in die Luft.

Wer war seine Exzellenz und wo steckte dieser? Die Ansprache gehörte definitiv höheren Ranges an, doch sah ich dort niemand weiter, außer die fünf Männer.
,, Pff na hier draußen! Er wohnte in Saus und Braus. Der weiß ja nicht mal wie es ist, hier draußen klar zu kommen ", erwiderte einer von ihnen genervt. Die anderen schlossen sich ihm an, sodass diese Frage nun beantwortet war.

Trotzdem wollte ich wissen, wo die Person steckte, die den Männern in die Hände geraten war. Jedenfalls kannten sich die Männer anscheinend auch nicht gerade blenden hier im Wald aus. Denn jeder im ländlichen Bereich wusste, dass es hier Wölfe gab, die keine Scheu zu ihrer Beute zeigten. Wenn sie also Glück hatten, wäre er morgen noch da, aber ich würde dieses Risiko nicht eingehen.

,, Gute Nacht, man sieht sich morgen in aller frische ", verabschiedeten sie sich untereinander und begaben sich in ihren selbstgebauten Unterschlupf. Das Ding sah eher so aus, als würde es jeden Moment in sich zusammenfallen. Dies sollte allerdings nicht meine Sorge sein, also wartete ich bis die fünf Männer vollkommen eingeschlafen waren.

Nachdem ich mir sicher war, dass auch wirklich alle von ihnen schliefen, schlich ich um ihr Quartier herum. Irgendwann sah ich dann endlich jemanden, der nicht zu den Männern gehörte. Er hockte am Rand des Ruheplatzes und wurde nur ganz leicht vom Licht es Feuers angestrahlt. Da war es auch kein Wunder, dass ich ihn nicht entdeckt hatte.

Mit leisen Schritten näherte ich mich der Person, die gefesselt am Boden kniete. Vor dieser hockte ich mich dann hin und konnte wegen der Dunkelheit nicht ganz so viel erkennen. Es war definitiv ein schmaler Mensch, welcher geknebelt war, um keinen Ton von sich zu geben. Ob ich helfen sollte?

Wenn ich gehen würde, wäre das definitiv der Untergang für diesen hilflosen Menschen und vielleicht kam es mir schlussendlich doch zu Gute geholfen zu haben. Viel Zeit zum überlegen hatte ich jedoch nicht, da einer der Männer jederzeit aufwachen könnte. Deswegen entschied ich mich der Person zu helfen und schnitt das Seil, womit dieser am Baum angebunden war durch.

Kurz danach hob ich die Person hoch, damit wir nicht zu laut waren, wenn wir von hier flohen. Überraschenderweise ließ es mich die Person gewähren und hinderte mich nicht bei meiner Rettungsaktion. Geräuschlos verschwanden wir von dort und hinterließen keinerlei Spuren. Ganze fünfzehn Minuten brauchte ich, um denjenigen zu mir nach 'Hause' zu bringen.

Mein Haus bestand nur aus einem ganz kleinen Raum, worin ich eigentlich nur schlief oder mich vor Unwetter schützte. Ich hatte es mir selber gebaut, nachdem ich nichts mehr besaß. Jedenfalls musste das für uns beide reichen, da ich die Person morgen sowieso frei ließ. Diese Nacht wollte ich ihn nicht wegschicken, bei all den potenziellen Gefahren, die dort draußen auf ihn lauerten.

Den Knebel und die gefesselten Hände ließ ich sicherheitshalber auch noch so, damit ich mir während der Nacht keine Sorgen um mich machen musste. Ich machte die Tür richtig zu und legte mich auf das Stroh, welches ich über dem harten Holzboden gelegt hatte. Bevor ich dann allerdings einschlief, wollte ich die fremde Person neben mir noch beruhigen.

,, Hier bist du sicher. Morgen kannst du wieder gehen, aber deine Fesseln bleiben für die Nacht dran", informierte ich die Person noch unmotiviert, ehe ich mich dann umdrehte. Hoffentlich schupste ich mich mit dieser Entscheidung nicht ins Unglück, da ich mein Leben, egal wie hart es auch war, schätzte.

Durch das Rascheln neben mir, wusste ich, dass sich die fremde Person bewegte, doch anhaben konnte sie mir nichts. Deswegen schloss ich meine müden Augen und versuchte einzuschlafen. Das Heulen von Wölfen ließ mich diese allerdings wieder öffnen. Die Person neben mir bekam anscheinend ein bisschen Panik, was ich durch das unruhige Rascheln neben mir mitbekam.

,, Die kommen hier nicht hin", seufzte ich erschöpft. Da war man den ganzen Tag auf den Beinen und konnte sich nicht mal Abends ausruhen. Die fünf Männer schienen momentan jedoch das größte Problem zu haben. Ob sie schon bemerkt hatten, dass ihr Gefangener weg war? Mich sollte es nicht stören.

Demnach schloss ich meine Augen wieder und schlief irgendwann ein. Als ich wieder aus meinem Schlaf erwachte, setzte ich mich auf und steckte meine verspannten Muskeln. Ein neuer Tag mit neuen Herausforderungen hatte begonnen. Meine Herausforderung allerdings starrte mich momentan an, doch ich ließ mich nicht von diesem Blick stören.

Monoton sah ich nun zu meinem 'Gast' und somit auch in die schönsten Augen, die ich jemals gesehen hatte. Sie waren lila und hatten einige hellblaue Ornamente. Mir kam es so vor, als würden mich zwei der seltensten Edelsteine dieser Welt anblicken. Im leichten Licht der aufgehenden Sonne, konnte ich die fremde Person besser sehen.

Porzellan weiße Haut, schöne volle Lippen und dunkelbraunen Haare. Da ich keine Oberweite sah und diese Person auch kein Kleid trug, ging ich davon aus, dass sie männlich war. Er war sehr schlank und feminin gebaut und hatte auch ein sehr niedliches Gesicht. Es war schwer ihn zu einem Geschlecht zuzuordnen, auch wenn es nur zwei gab. Männlich und weiblich, etwas anderes gab es in unserem Zeitalter nicht.

,, Ich mach dich jetzt los", murmelte ich und schnitt das Seil, welches seine Arme zusammenhielten los. Als letztes erlöste ich ihn auch von dem Knebel aus Stoff. Während er seine Handgelenke erleichtert rieb, machte ich die Tür meiner Hütte langsam auf. Zuerst vergewisserte ich mich, dass niemand auf uns lauerte und lief dann hinaus an die frische Herbstluft.

Die Legende des Prinzen (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt