38. Alleine mit der Prinzessin

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Elia

Zu dritt liefen wir zum Speisesaal, um dort mit den Hoheiten zum Mittag zu essen. Das Tor wurde uns geöffnet und gab einen herrlich duftenden Raum frei. Auf der langen Tafel wurden bereits die verschiedensten Gerichte abgelegt. Alle zusammen erschufen diesen betörenden Duft von heimischen Essen.

Genau wie beim letzten Mal, setzten wir uns auf unsere Plätze, damit das Mahl beginnen konnte. Die Anderen waren bereits erschienen und hatten nur auf unsere Ankunft gewartet.
,, Da nun alle erschienen sind, eröffne ich das Mahl", sprach der König von diesem Reich. Miriams Vater strahlte eine bewundernswerte Stärke aus, der ich zuvor noch nicht begegnet war.

Auf dieses Stichwort füllten alle ihre Teller mit den duftenden Gerichten, die auf dem Tisch aufgereiht waren. Die Könige unterhielten sich herzlich miteinander, wie den Abend zuvor. Wir und die Nachfolger des Nachbarreiches aßen still ihr Mahl und lauschten den lebhaften Gesprächen der Könige zu. Allerdings spürte ich ebenso ihre Blicke auf uns, doch in welcher Hinsicht ich diese deuten sollte, wusste ich nicht.

,, Wir müssen leider morgen früh zurück in unser Königreich aufbrechen. Es gab Probleme, um die wir uns kümmern müssen", ertönte plötzlich die Stimme der Königin. Daraufhin sahen alle zu der Königin auf, die ein entschuldigendes Lächeln auf den Lippen trug. Die Angelegenheit hatte anscheinend eine hohe Wichtigkeit, sonst würden sie diesen Besuch nicht so spontan abbrechen müssen.

,, Das verstehen wir natürlich. Wir werden den Dienern befehlen alles für eure Abreise vorzubereiten ", erwiderte die Königin rücksichtsvoll. Somit war dieses Thema abgeschlossen. Niemand hinterfragte den genauen Grund ihrer spontanen Abreise, sodass die gewohnte Stimmung wieder erwachte.

Wir aßen vergnügt unser Mahl, das einen betörenden Duft im ganzen Speisesaal verteilte. Die Stimmen der Könige hallte im Saal wieder und das Lachen der Königinnen mischte sich unter diese. So verlief es die ganze Zeit, bis die Hoheiten beschlossen sich in diesem Schloss umzusehen.

Darum erhoben wir uns alle von unseren Stühlen und dankten uns gegenseitig für das Essen, welches uns gesättigt hatte. Danach verließen die vier Hoheiten in Begleitung ihrer beiden Berater den Thronsaal. Die Diener kamen sofort in den Speisesaal geeilt, um den Tisch abzudecken.

Bevor sie allerdings etwas anfassten, verbeugten sie sich noch ehrenvoll vor uns, um uns ihren Respekt mitzuteilen. Nach ihrer Verbeugungen, räumten sie den Tisch ab und putzten ihn gründlich. Miriam, Mitja und ich wollten uns wieder in unser Gemach zurückziehen, da ertönte plötzlich die raue Stimme des Prinzen.

,, Eure Hoheit, ich hätte ein Anliegen", hallte die Stimme des Prinzen im Speisesaal wieder. Er hatte über seinen ganzen Aufenthalt hin nichts gesagt, doch nun schien er etwas wichtiges loswerden zu wollen. Dabei fixierten seine braunen Augen meinen Miriam, der sich nun an den Prinzen wandte.

,, Welches wäre das?", fragte er ihn sogleich hellhörig. Ich fühlte mich ein wenig unwohl, bei dem Gespräch und spürte wie mich zwei meerblaue Augen musterten.
,, Dies möchte ich nicht in der Anwesenheit von Anderen preisgeben. Ich bitte um ein Gespräch unter vier Augen ", erwiderte der Prinz mit einer monotonen Miene.

Also wollte er ein alleiniges Gespräch mit Miriam führen, ohne das jemand bei ihm war. Nun fühlte ich mich noch unwohler, weil ich wusste, dass es Miriams Pflicht als Prinz war, diesen Wunsch zu folgen. Er könnte diese Bitte nur mit seinen eigenen Worten ein wenig formen, sodass beide mit den Bedingungen zufrieden wären.

,, Ich würde Mitja mitnehmen wollen. Er ist mein Berater und ist dazu verpflichtet zu schweigen, wenn ihm geheime Dinge zu Ohren kommen", offenbarte Miriam dem Prinzen seinen Wunsch. Wenn Mitja bei ihm wäre, würde ich mir auch keine so großen Sorgen machen. Er würde auf meinen Engel acht geben.

Unschlüssig sah der Prinz zu den kleinen blonden Jungen, der ihn mit entschlossenen Augen anblickte. Ein leises Seufzen entkam den Prinzen, ehe er es mit einem Nicken bestätigte. Nun war auch ich ein wenig erleichterter und sah im nächsten Moment in die lilanen Augen meines Prinzen.

,, Elia, du wartest solange, bis das Gespräch vorbei ist", befahl mir Miriam in einem neutralen Ton. Ich wusste, dass er nicht aus seiner Rolle fallen durfte und mir deswegen diesen Befehl erteilt hatte.
,, Wie ihr wünscht, eure Hoheit ", spielte ich mit und verbeugte mich respektvoll vor ihm.

Daraufhin nickte er und verließ den Speisesaal gefolgt von Mitja und dem Prinzen aus dem anderen Königreich. Ich wollte ebenfalls gehen, um mich in meinem Gemach zu beschäftigen, doch da räusperte sich jemand hinter mir. Verwundert drehte ich mich zu der Person um, die sich geräuspert hatte.

Orangene lockige Haare, meerblaue Augen und ein niedliches Gesicht gerieten in mein Blickfeld. Die Prinzessin sah mich schüchtern an und stellte sich in einer unsicheren Haltung vor mir hin. Ich wusste, dass es nicht echt war, aber das konnte ich nicht offen zu ihr sagen. Darum sprach ich sie höflich an.

,, Alles in Ordnung mit euch, eure Hoheit?", fragte ich sie formell und verbeugte mich vor ihr. Sie sah mich noch immer verlegen an und wollte mich mit ihrer niedlichen und verletzlichen Art locken.
,, Ja, würdet ihr mir den Garten zeigen? Ich liebe Blumen und weiß nicht wie ich dahin komme", bat sie mich und sah mich mit großen Augen an.

,, Natürlich, eure Hoheit ", erwiderte ich daraufhin freundlich und lief voran. Die Prinzessin holte schnell zu mir auf, sodass wir nebeneinander liefen. Sie versuchte mir immer näher zu kommen, ob mit ihrem Körper oder mit ihren Worten. Ich ließ es einfach über mich ergehen und fragte mich, wie es wohl meinen Engel ging.

Nachdem wir am Garten angekommen waren, ließ sie mich einen kurzen Augenblick in Ruhe. Das war der Moment, als ihr wieder einfiel, dass wir Winter hatten und im Garten gar keine Blumen blühte.
,, Eure Hoheit, ich bezweifle, dass ihr hier eine Blume sehen werdet", holte ich sie aus ihrer Starre heraus.

Sie setzte ein liebliches Lächeln auf und ging näher an mich heran, sodass sich unsere Körper fast berührten.
,, Ach, das macht nichts. Würdet ihr mich ein wenig durch den Garten begleiten ?", fragte sie mich stattdessen und blinzelte mich schüchtern an. Innerlich konnte ich nur noch seufzen, doch ging ich auf ihre Bitte ein und begleitete sie bei ihrem Winterspaziergang.

Die Legende des Prinzen (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt