9. Wunsch für Bindung

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Miriam

Elian hatte mir gerade tatsächlich Komplimente gegeben, ohne das zu müssen. Irgendwie machte es mich glücklich so von Elian eingeschätzt zu werden, obwohl er immer so gefühlskalt erschien.
,, Danke, du bist aber auch sehr attraktiv ", erwiderte ich daraufhin verlegen.

Plötzlich wandte er sich von dem Fenster ab und sah mir stumm in die Augen, so als hätte er damit nicht gerechnet.
,, Du bist mutig, stark und furchtlos, deine Fähigkeiten übertreffen die meinen bei Weitem. Auch wenn du keine großen Gefühle zeigst, bin ich fest davon überzeugt, dass sie tief in dir stecken. Ich weiß, dass du ein guter Mensch bist und das ist schon viel Wert", fügte ich noch mehr hinzu.

Langsam stand ich auf und lief zu ihm, bis ich direkt vor ihm stand.
,, Deine Welt unterscheidet sich in vielen Hinsichten zu der meinen, aber auch wenn es dir nicht so gut geht wie mir, hilfst du mir trotzdem bedingungslos ", fuhr ich fort und sah ihm felsenfest überzeugt in die Augen.

,, Du solltest aufhören eine Bindung mit mir aufzubauen. Ich werde sehr viel früher gehen als du und als Prinz mit einem Einzelgänger befreundet zu sein, wirft kein guten Schatten auf dich", wies er mich komplett ab. Wollte ich tatsächlich mit Elian eine Bindung aufbauen? Oder hatte ich das nicht bereits getan?

,, Das habe ich bereits getan", seufzte ich frustriert und schaffte wieder etwas Abstand zwischen uns. Elian blieb einfach stehen und beobachtete mich, wie ich mich wieder auf die Bettkante setzte. Er verstand mich einfach nicht oder ich verstand ihn nicht.

,,Dann solltest du das schnell beenden ", ertönte Elian's Stimme ein weiteres Mal. Bei dieser Aufforderung, schnürte sich urplötzlich meine Luftröhre zu. Ich hatte nie jemanden gehabt, mit dem ich Abenteuer erleben konnte oder mich komplett frei fühlte. Durch Elian konnte ich die schwere Last, die auf meinem Schultern als Prinz ruhte abwerfen. Er sah mich wie jeder andere Mensch und ließ mich alle meine Verpflichtungen vergessen. Doch nun wies er mich ab.

,, Schon verstanden", sagte ich heiser und wandte mich von Elian ab. Es fühlte sie so an, als hätte mir jemand das Herz aus der Brust gerissen und mich allein in meinem eigenen Blut sterben lassen. Elian bedeutete mir etwas und auch wenn ich dieses Gefühl noch nicht genau zuteilen konnte, wusste ich, dass ich ihn nicht loslassen durfte.

,, Es ist schmerzhaft eine Person loszulassen, wenn man erstmal eine Bindung aufgebaut hat. Ich werde dich bis ins Schloss begleiten und danach werden wir uns nicht mehr wiedersehen. So wäre der Abschied weniger schmerzhaft ", erklärte mir Elian seine Sichtweise.

Daran war zwar viel Wahrheit angeknüpft, aber selbst jetzt konnte ich es einfach nicht ertragen mich gegen eine Bindung zu entscheiden.
,, Elian du bist der Erste in meinem gesamten Leben, der mir Dinge zeigt, die ich wohlmöglich nie wieder sehen werde. Ich bin genauso wie du ein Einzelgänger, ich habe zwar einen besten Freund, doch selbst er hat kaum Zeit für mich", sprach ich verletzt mit ihm.

,, Ich verstehe dich, aber dennoch denke ich nicht, dass es die beste Lösung ist ", blieb Elian weiterhin bei seiner Meinung. Traurig ließ ich meine Schultern hängen und senkte meinen Kopf betrübt.
,, Schon gut, das kann ich verstehen", knickte ich ein und akzeptierte Elians Entscheidung niedergeschlagen.

,, Wenn es dir so wichtig ist, mit mir eine Bindung aufzubauen, werde ich dir das nicht verbieten, aber du solltest dir dann im klaren sein, wie schwer dir der Abschied fallen wird", ergänzte er seine Entscheidung nochmals genauer, sodass ich trotzdem entscheiden konnte welchen Weg ich einschlug.

Natürlich wollte ich mit Elian eine Bindung aufbauen und deswegen dauerte es nicht lange, bis ich mich entschied.
,, Ich möchte mit dir eine Bindung aufbauen ", beschloss ich tatkräftig und drehte mich wieder zu Elian um. Dabei fiel mir auf, dass er nicht mehr an dem Fenster stand, sondern direkt vor mir.

,, Dann ist es so", nahm er es so hin, doch kurze Zeit später wurden wir von einem lautem Klopfen an der Tür gestört. Elian lief zu unserer Zimmertür und öffnete diese für die Person dahinter. Zum Vorschein kam die aufmüpfige Frau mit zwei Tabletts in den Händen, worauf Essen und Trinken stand.

,, Das Essen ist fertig ", informierte sie uns und spazierte einfach an Elian vorbei in unser Zimmer. Nachdem sie einen prüfenden Blick zu mir warf, stellte sie unsere Mahlzeit auf einen Tisch ab. Während sie dies tat, fixierte Elian sie mit seinen Augen. Anscheinend war sie ihm nicht ganz geheuer.

,, Vielen Dank ", bedankte ich mich freundlich bei ihr. Sie lächelte mich sofort an und machte sogar einen leichten Knicks vor mir, bei dem ich fast schon rot sah.
,, Kein Problem. Wünscht ihr noch was?", fragte sie mich liebreizend und ignorierte Elian genauso wie am Eingangsbereich.

,, Nein danke ", lehnte ich ab. Normalerweise würde sie nun gehen, doch dies tat sie nicht. Stattdessen blieb sie hier und lief auf mich zu, sodass ich mich sofort von dem Bett erhob. Elian kam uns auch immer näher, um Schlimmes vermeiden zu können.
,, Wenn ihr hier zu wenig Platz habt, könnt ihr auch bei mir übernachten und müsstet nicht bei diesem Wilden sein", machte sie mir ein Angebot.

Sprachlos sah ich die Frau an und schüttelte sogleich meinen Kopf, da Elian alles andere als ein 'Wilder' war.
,, Nein danke. Ich halte mich gerne bei ihm auf, also wenn Sie uns entschuldigen könnten, wir würden demnächst gerne schlafen", lehnte ich ihren Vorschlag höflich ab. Elians Muskeln entspannten sich nach meiner Aussage deutlich und das war ein neuer Beweis dafür, dass er auch anders konnte.

,, Natürlich ", nahm sie meine Entscheidung gezwungenermaßen hin, da sie sich sicherlich gefreut hätte, wenn ich zugestimmt hätte. Kurz danach verließ sie unser Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Erschöpft atmete ich aus und strich mir durch meine dreckigen Haare. Der Sturm und auch andere Tätigkeiten meinerseits, hatten mich ziemlich schmutzig gemacht. Ob man mich so im Schloss wiedererkannte?

,, Du hast sie abgelehnt?", fragte mich Elian monoton, obwohl ich seine Ungläubigkeit gut heraushören konnte. Ein sanftes Lächeln bildete sich auf meine Lippen, ehe ich zu ihm lief und ihn wortlos umarmte.
,, Du bist mir sehr viel lieber, als diese Frau. Warum sollte ich also mit ihr gehen?", fragte ich ihn warmherzig. Ich fand es nicht tragisch, dass er meine Umarmung nicht erwiderte, weil ich wusste, dass sie ihm tief im Inneren gefiel.

Die Legende des Prinzen (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt