22. Neuer Mut

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Miriam

Den darauffolgenden Tag saß ich wieder mal auf meinem Lieblingsplatz und hatte meine Nase in das neue Buch gesteckt. Ich liebte es abgöttisch, weil es mich an die Zeit mit Elian erinnerte. Das Ende kam dementsprechend auch viel zu schnell und ließ mich frustriert seufzen. Wenigstens hatten der Bauer und die Prinzessin ein glückliches Ende, was ich von meiner Liebesgeschichte nicht behaupten konnte.

Ich klappte es zu und sah aus dem Fenster hinaus. Es war alles verschneit und vereist. Dieses Jahr war der Winter sehr hart.
,, Und wie war das Buch?", fragte mich plötzlich eine heitere Stimme. Ich zuckte zusammen und drehte mich zu dieser um. Mitja saß auf einem Stuhl, direkt neben mir.

Seine Lippen waren zu einem Lächeln verzogen, während er mich erwartungsvoll ansah. Stumm sank ich meinen Blick auf meinen Schoß, wo das schwarze Buch prangte.
,, Es war schön", erwiderte ich zurückhaltend. Mein bester Freund schnalzte mit seiner Zunge und lehnte sich im Stuhl zurück.

,, Und wie ging die Geschichte aus?", fragte er mich sehr neugierig. Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Lippen, während ich meinen neugierigen besten Freund ansah.
,, Der Bauer und die Prinzessin haben geheiratet und den Thron übernommen. Sie bekamen sogar Kinder. Es war ein glückliches Ende", erklärte ich ihm verträumt.

,, Hättest du dir auch so ein Ende gewünscht?", fragte er mich aus heiterem Himmel. Mein Kopf hob sich geschwind, da ich mit dieser Frage nicht gerechnet hätte. Eigentlich sollte ihm meine Antwort schon längst klar sein, es sei denn, er wollte sich einfach nochmal vergewissern.

,, Natürlich und das weißt du ", meinte ich zu ihm, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass uns niemand belauschte. Er nickte mir zu und erhob sich wieder von dem Stuhl.
,, Ich denke das du es versuchen solltest", gab er mir einen lieb gemeinten Rat. Fragend hob ich meine Augenbraue, da ich es nicht für möglich hielt uns wieder zu vereinen.

,, Das würde uns drei in Schwierigkeiten bringen!", entgegnete ich ihm streng und erhob mich von meinem gemütlichen Sitzplatz. Ich wollte an ihm vorbei gehen, um das Buch zurück in das Bücherregal zu stellen. Jedoch schloss sich Mitjas Hand um mein Handgelenk und hinderte mich somit beim weitergehen.

,, Es ist aber besser, als ewige Trauer! Du musst für deine Liebe kämpfen, verstehst du das denn nicht?! Ist er dieses Risiko denn nicht wert?", fragte er mich aufgebracht. Seine Worte waren sehr bitter, aber sie waren komplett ehrlich. Das war das erste Mal, dass Mitja so ernst zu mir war.

,, Was ist wenn es nicht funktioniert und er zum Tode verurteilt wird!?", schrie ich ihn nun an und schüttelte seine Hand von mir ab.
,, Glaubst du deine Eltern wären so brutal? Selbst wenn das passieren sollte, würde ich dir helfen ihn zu retten, aber so geht es nicht weiter ", erwiderte er hartnäckig. Er würde nicht mehr locker lassen, dafür war er schon zu weit.

Daher erwiderte ich einfach nichts mehr und wandte meinen Kopf unzufrieden von ihm ab.
,, Ihre Hoheiten wollen dich heute noch sprechen", informierte er mich ruhig. Wieso wollten sie mit mir reden? Hatte Mitja etwa seine Finger im Spiel gehabt?!

,, Hast du mich verraten?", fragte ich ihn nun hysterisch. Er schüttelte den Kopf und zog mich an der Hand zu sich.
,, Sie wissen nichts über Elian oder eurer Reise", versicherte er mir ernst. Stumm sah ich in seine aufrichtigen Augen, die mich mit voller Ernsthaftigkeit entgegenblickten.

,, Sie wollen dich wieder glücklich machen und wenn du mich fragst, wäre das genau deine Chance, um es ihnen zu offenbaren ", sagte er noch dazu. Er stellte sich das ganze so einfach vor! Würde da nicht etwas komplett Wichtiges dahinterstecken, hätte ich schon längst mit ihnen geredet.

Doch würde ich dieses Risiko für die Liebe eingehen? Wenn ich es nicht tat, würde sich niemals etwas an dieser Situation ändern und wer weiß vielleicht gab es doch ein Happy End für mich. Zögerlich sah ich hoch in die Augen meines besten Freundes, die nur so vor Enthusiasmus strahlten. Er wäre bei mir und würde für mich da sein, wenn etwas Unvorhersehbares passieren würde.

,, Na gut, dann werde ich es wagen. Für Elian, die Liebe und mich", entschied ich mich für etwas total verrücktes. Mitja lächelte zufrieden und warf seinen blonden Zopf nach hinten. Seine Haare reichten ihm bis zu den Kniekehlen, wenn er sie offen trug und da er sie sehr liebte und nicht wollte das sie dreckig wurden, hatte er sie zu einem Flechtzopf gebunden.

Meine Haare waren auch nicht mehr so kurz wir früher. Ich hatte sie ab dem Zeitpunkt, wo mich Elian verließ nicht mehr scheiden lassen. Bisher reichten die mir bis unter die Schultern und ich hatte beschlossen, sie bis zum Po wachsen zu lassen. Ob mich Elian so wiedererkennen würde?

,, Gut, dann gehen wir zu ihre Hoheiten, bevor du deine Meinung änderst", beschloss Mitja motiviert und wollte schon gehen. Schnell schnappte ich mir seinen Arm, um ihn beim gehen zu hindern. Sofort blieb er stehen und hob fragend seine Augenbraue. Er dachte anscheinend ich würde wieder kneifen.

,, Ich bringe noch das Buch weg", erklärte ich ihm deshalb mein Anliegen. Schmunzelnd drehte er sich zu mir um und schüttelte einfach so den Kopf.
,, Du kannst es behalten ", meinte Mitja gerade so heraus. Ich konnte doch nicht einfach ein Buch aus der Bibliothek für mich beanspruchen, selbst wenn es mir gefiel!

,, Das geht nicht! Es muss wieder an sein Platz", widersetzen ich mich meinem besten Freund. Seufzend nahm er meine Hand und umfasste sie mit seinen beiden Händen.
,, Das Buch ist bereits an seinem rechtmäßigen Platz. Ich habe es für dich geschaffen, damit du mehr Mut fasst", klärte er das kleine Geheimnis hinter diesem Buch auf.

,, D.. Du hast es geschrieben?", fragte ich ihn geschockt. Das Miriam etwas so wunderbares für mich erschuf und das auch noch ohne Aufforderung, machte mich extrem stolz. Gerührt schenkte ich meinem besten Freund eine feste Umarmung, die er auch sofort erwiderte.

,, Los, lass uns die Angelegenheit regeln", forderte mich Mitja auf und löste sich aus unserer Umarmung. Einverstanden nickte ich ihm zu und lief zusammen mit ihm an meiner Seite zum Thronsaal, in dem meine Eltern bereits warteten. Das schwere Tor wurde uns von zwei Rittern geöffnet, damit wir passieren durften. Nun ging es ans Eingemachte.

Die Legende des Prinzen (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt